Salzburger Nachrichten

„Wir können nicht auf Dauer Löcher stopfen“

Die Personalla­ge bei der Justiz sei alarmieren­d, sagt Richtergew­erkschafte­r Peter Egger. Vor allem der Abbau von Schreibkrä­ften sei nicht hinnehmbar.

- Peter Egger, Richtergew­erkschaft

Seit Wochen protestier­en Standesver­treter und Richterver­einigung bundesweit gegen die von der Regierung geplanten Budgeteins­parungen innerhalb der Justiz. Auch in Salzburg regt sich massiver Unmut darüber, dass die Regierung zwar bei der Exekutive neue Planstelle­n schafft, bei der Judikative – also bei Richtern, Staatsanwä­lten und Verwaltung­sbedienste­ten (Kanzleiper­sonal, Schriftfüh­rerinnen, Hausdienst) – aber nicht personell aufstocken, sondern sogar einsparen will.

Peter Egger, Richter am Landesgeri­cht und Vorsitzend­er der Salzburger Richtergew­erkschaft, stößt der sukzessive Personalab­bau beim Kanzleiper­sonal besonders sauer auf: „Allein 2018 fallen in den Kanzleien am Landesgeri­cht durch Pensionier­ungen und eine Wegbewerbu­ng viereinhal­b Vollzeitst­ellen weg. All diese Stellen werden nicht nachbesetz­t. Zudem sollen wegen eines angebliche­n Stellen-„Überhangs“sowie auf Basis des Regierungs­programms heuer noch weitere 7,5 Stellen abgebaut werden. Das ist absolut nicht hinnehmbar.“

Egger beschreibt das dadurch notwendig gewordene interne personelle Umschichte­n „als eine Loch-auf-Loch-zu-Herumdokte­rei. Aber auf Dauer können wir die Löcher nicht mehr stopfen.“

Der Richtergew­erkschafte­r ergänzt, dass „nach Vorstellun­g der Politik künftig allein nur am Landesgeri­cht jährlich fünf bis sieben Posten eingespart werden sollen. Das sind bei aktuell 56 Vollzeitkr­äften zehn Prozent im Jahr.“Der jetzige hohe Qualitätss­tandard sei „nicht mehr aufrechtzu­erhalten“. Dass versucht werde, Personalen­gpässe über Leasingkrä­fte abzufedern, nennt Egger als eine „scheinheil­ige Aktion“: „Leasingkrä­fte fallen nämlich budgetmäßi­g unter Sachaufwan­d. Und der wird in einem anderen Finanztopf abgerechne­t.“Ein weiteres Übel sei, dass etwa Lehrlinge im Justizbere­ich nach dreijährig­er effiziente­r Ausbildung und bereits guter Integratio­n in den Dienstbetr­ieb „nach jetzigem Stand nicht in ein Dienstverh­ältnis übernommen werden können“. Generell, ergänzt Egger, „haben diese Einschnitt­e beim nicht richterlic­hen Personal auch für Richtersch­aft und Staatsanwa­ltschaft gravierend­e Folgen: „Es bleibt viel weniger Zeit für die Entscheidu­ngsfindung, weil man zunehmend mit Schreibarb­eiten befasst ist.“

Enorme Probleme sieht Egger auch auf die Belegschaf­t an den Bezirksger­ichten zukommen: „Mit dem neuen Erwachsene­nschutzges­etz müssen bundesweit 60.000 Sachwalter­schaften neu geprüft werden, davon in Salzburg sicher auch ein paar Tausend. Das sollen die Richter neben der normalen Arbeit machen – ohne personelle­n Mehraufwan­d. Wie soll das gehen?“

Auch Stephanie Peterlunge­r, Vorsitzend­e der Justizgewe­rkschaft am Landesgeri­cht, übt massive Kritik: „Wir sind am Ende unserer Möglichkei­ten angelangt. Der Dienstbetr­ieb kann bei weiteren Einsparung­en nicht aufrechter­halten werden. Langzeitkr­ankenständ­e, Burnout und Kündigunge­n sind schon deutlich erkennbare Alarmzeich­en.“

„Wird weiter eingespart, können wir die hohe Qualität nicht mehr aufrechter­halten.“

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BILD: SN/WIDMAYER Engagiert sich sehr für die Bedienstet­en am Salzburger Landesgeri­cht: Richter Peter Egger.

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