Machtwechsel in Kuba: Ein Parteimann übernimmt die Führung im Land
Miguel Díaz-Canel wird von der kubanischen Nationalversammlung, die am Mittwoch und Donnerstag tagt, zum neuen Staatschef gewählt. Raúl Castro hat ihn schon vor fünf Jahren als seinen Nachfolger auserwählt. Der studierte Elektroingenieur, der zum zweiten Mal verheiratet und Vater zweier Kinder aus erster Ehe ist, war lange Jahre Parteifunktionär, zuerst in seiner Heimatprovinz Villa Clara und später im Osten der Insel. Vielen Kubanern ist er allerdings unbekannt. Selbst Experten fällt es schwer, ihn einzuordnen. Bekannte aus seiner Zeit als Jugendfunktionär und Provinzsekretär erinnern sich, dass DíazCanel intelligent, bescheiden, liberal ist. Damals habe der Politiker, der am Freitag 58 Jahre alt wird, lieber das Fahrrad als das Auto genommen, die Haare lang getragen, Beatles und Rockmusik gehört und sich sogar gegen die Schließung einen Travestie-Club eingesetzt. Heute trägt Díaz-Canel die dichten grauen Haare kurz. Über seine inhaltlichen Positionen ist fast nichts bekannt. 2003 stieg er als jüngstes Mitglied ins Politbüro der kubanischen KP auf. 2009 machte ihn Raúl Castro zum Minister für Höhere Bildung. Spätestens seither blieb der Politiker voll auf der politischen Linie von Raúl Castro: vorsichtige wirtschaftliche Öffnung, politisch keine Experimente. 2013 kürte Castro Díaz-Canel zu seinem Stellvertreter. In seinen wenigen öffentlichen Auftritten gab der sich eher als Hardliner denn als Reformer zu erkennen. „Kubas Präsidenten werden stets die Revolution verteidigen. Wir brauchen vor allem Kontinuität“, sagt er und formuliert so perfekte Politbüro-Sätze.