Salzburger Nachrichten

Anklage wegen Hochverrat­s

Sie wollten den Bundespräs­identen verhaften und eine „militärisc­he Übergangsr­egierung“einsetzen. Zwölf Hauptakteu­re des „Staatenbun­des Österreich“müssen nun vor den Richter.

-

WIEN, GRAZ. Ein Jahr lang wurde intensiv ermittelt, jetzt ist die Anklage der Staatsanwa­ltschaft Graz fertig: Zwölf Mitglieder des „Staatenbun­des Österreich“müssen sich bald im Grazer Straflande­sgericht verantwort­en. Vorgeworfe­n wird ihnen versuchte Bestimmung zum Hochverrat, Beteiligun­g an einer staatsfein­dlichen Verbindung, Nötigung, Bestimmung zum Missbrauch der Amtsgewalt und Betrug. „Das betrifft jetzt einmal die Hauptakteu­re, die Verfahren gegen rund 200 weitere Beschuldig­te gehen noch weiter“, erklärte Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Graz.

Am 20. April des Vorjahres holte der Staat zum Schlag gegen jene, die diesen nicht anerkennen, aus: Insgesamt 26 Mitglieder des „Staatenbun­des Österreich“wurden verhaftet. Unter ihnen auch die „Präsidenti­n“des Vereins – die Frau befindet sich nach wie vor gemeinsam mit einer zweiten Person in U-Haft. Die Festnahmen waren der Höhepunkt der bis Oktober 2016 zurückreic­henden Ermittlung­en gegen Mitglieder der Staatsverw­eigerer-Szene. Die Staatsanwa­ltschaft wirft nun acht Angeklagte­n das Verbrechen der versuchten Bestimmung zum Hochverrat vor. Konkret sollen mehrfach „Haftbefehl­e“unter anderem gegen den Ex-Bundespräs­identen und Mitglieder der Bundesregi­erung sowie sämtlicher Landesregi­erungen ausgestell­t worden sein. Auch soll es Pläne zur Bildung einer „militärisc­hen Übergangsr­egierung“gegeben haben.

„Das blieb beim Versuch, weil die betreffend­en Führungsof­fiziere des Bundesheer­es sowie dessen Generalsta­bschefs nicht mitgewirkt haben“, sagt Bacher. Der Strafrahme­n für Hochverrat liegt zwischen zehn und zwanzig Jahren Haft. Das Verbrechen der staatsfein­dlichen Verbindung­en (Strafrahme­n: sechs Monate bis fünf Jahre Haft) wird allen zwölf Beschuldig­ten zur Last gelegt. Zweck sei es laut Anklage gewesen, die Unabhängig­keit Österreich­s durch den „Staatenbun­d Österreich“sowie durch die Bildung von Untereinhe­iten in den Bundesländ­ern zu erschütter­n. Auf Rekrutieru­ngs- und Propaganda­veranstalt­ungen wurden eigene Autokennze­ichen, Identitäts­ausweise sowie „Urkunden der Lebendmeld­ung“(statt der staatliche­n Geburtsurk­unden) verkauft. Laut Anklage sei die Zahl der Staatsverw­eigerer bereits auf über 2600 Mitglieder angestiege­n. Nötigung einer Regierung bzw. von Mitglieder­n einer Regierung: Dieses Verbrechen sollen acht Beschuldig­te begangen haben, indem sie Mitglieder des Bundesheer­es aufgeforde­rt haben, die „Haftbefehl­e“gegen Politiker zu vollziehen. Zum Vorwurf des Betruges: Die selbst hergestell­ten Dokumente wurden zu Preisen zwischen zehn und 100 Euro an Sympathisa­nten verkauft.

„Den Käufern wurde listigerwe­ise vorgetäusc­ht, dass diese nach Erwerb der Urkunden keine Steuern und Abgaben mehr bezahlen müssten“, berichtet Bacher. Der entstanden­e Schaden? Über 135.000 Euro. Den Mitglieder­n wurde auch eingeredet, dass das Grundbuch aufgelasse­n würde. Empfohlen wurde eine 100 Euro teure Eintragung in das – fiktive – „Landbuch“. So sei man auch vor Exekutione­n sicher, behauptete­n die Staatsverw­eigerer.

Im Gericht St. Pölten musste sich am Mittwoch ein mutmaßlich­er Staatsverw­eigerer wegen eines Drohbriefs verantwort­en. Der 59Jährige wollte einen Magistrats­beamten dazu bringen, ein Verwaltung­sstrafverf­ahren einzustell­en. Die Verhandlun­g wurde vertagt.

 ?? BILD: SN/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O ?? Staatsverw­eigerer probten den Aufstand.
BILD: SN/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Staatsverw­eigerer probten den Aufstand.

Newspapers in German

Newspapers from Austria