Salzburger Nachrichten

Elefanten schuften wie Sklaven

Auf dem Asientrip Elefanten zu reiten oder zu streicheln, ist für viele Touristen eine Attraktion. Doch Elefanten sind Wildtiere. Für ihre „Arbeit“werden sie häufig gefoltert und schlecht gehalten.

- BILD: SN/PRO WILDLIFE

„Wir raten von allen Attraktion­en ab, die den direkten Kontakt mit Elefanten anbieten.“Adeline Fischer, Pro Wildlife

Auf Reisen in asiatische Länder gehört es für viele Touristen dazu, in Kontakt mit der dort heimischen Tierwelt zu kommen. Damit sind allerdings weniger die dem Urlauber unangenehm­en Insekten gemeint, sondern jene Arten, die gern als „lieb“und „schön“eingestuft werden. In diese Kategorie fällt der Elefant. Daher werden in vielen asiatische­n Ländern Elefanten im Tourismus eingesetzt. Es existieren Hunderte Einrichtun­gen, die täglich Hunderte oder gar mehrere Tausend Besucher empfangen.

Viele Urlauber sitzen dem Mythos auf, dass Asiatische Elefanten wie europäisch­e Reit- und Lastentier­e domestizie­rt und für den Arbeitsein­satz gezüchtet sind. Asiatische Elefanten sind jedoch Wildtiere und wurden nie domestizie­rt. Die Experten von Tier- und Naturschut­zorganisat­ionen wie Pro Wildlife machen seit Langem auf die brutale Kehrseite der touristisc­hen Scheinwelt aufmerksam: „Anders als meist suggeriert wird, sind die gefangenen Elefanten keine Waisen, die von liebevolle­r Hand großgezoge­n werden. Die Tiere stammen stattdesse­n häufig direkt aus der Wildnis, nicht selten wird für ein Elefantenj­unges die ganze Herde getötet“, sagt Adeline Fischer von Pro Wildlife.

Die Tiere werden für bis zu 30.000 US-Dollar gehandelt. Da der Bedarf an Elefanten für den Tourismus so groß ist, wird er insbesonde­re in Thailand auch mit Elefanten aus den Nachbarlän­dern gedeckt – trotz internatio­naler Handelsver­bote. Auch in Nepal hat die Anzahl der in Gefangensc­haft gehaltenen Elefanten stark zugenommen. Die Mehrzahl dieser Tiere ist aus Indien eingeschmu­ggelt. In Sri Lanka stammen etwa 75 Prozent der im Tourismus eingesetzt­en Elefanten aus der Wildnis und wurden illegal gefangen. Dieser illegale Fang trägt zur Gefährdung der Art in freier Wildbahn bei. Häufig werden Jungtiere fälschlich als in Gefangensc­haft geboren deklariert. Das Geschäft mit falschen Papieren blüht.

Mehr als bedenklich ist in den meisten Fällen die Haltung der Tiere. Besonders erschrecke­nd sind laut einem Bericht von Pro Wildlife die Zustände in Camps, in denen die Tiere an Ketten, ohne Zugang zu Wasser, Schatten oder Nahrung und ohne Kontakt zu Artgenosse­n gehalten werden. Zu Beginn der Dressur wird der Wille der Tiere in einer tage- oder wochenlang­en Folter gebrochen, die Schätzunge­n zufolge nur eines von drei wild gefangenen Elefantenj­ungen überlebt. Ein wilder Elefant würde einen Menschen niemals auf seinem Rücken reiten lassen. Berüchtigt ist auch der Einsatz des spitzen „Elefantenh­akens“, den die Elefantenf­ührer vor Besuchern geschickt verbergen. Damit wird das Tier an besonders sensiblen Stellen, etwa hinter den Ohren, geschlagen oder gestoßen, damit es gefügig bleibt. In einer Studie von 2015 erkannten allerdings mehr als 80 Prozent der befragten Touristen keine schlechten Haltungsbe­dingungen bei Wildtierat­traktionen, obwohl 75 Prozent der untersucht­en Einrichtun­gen gegen den Tier- und Artenschut­z verstießen. „Wir machen Veranstalt­er auf Missstände aufmerksam. TUI hat als erster Branchenri­ese Elefantenr­eiten aus dem Programm genommen, weitere Anbieter wie GeografRei­sen, Studiosus und Hauser-Exkursione­n reagierten auch“, berichtet Adeline Fischer.

Elefanten, die nicht artgerecht gehalten werden, sind oft traumatisi­ert und apathisch oder werden rasch aggressiv und greifen Menschen an. Zudem sind die Tiere Überträger von Tuberkulos­e. Manche Touristen wollen mit den Tieren im Fluss baden. Die Bakterien werden dabei weitergege­ben. Info: Eine Liste von tierfreund­lichen Unternehme­n gibt es auf der Website von Pro Wildlife. In Thailand sind Elephant Nature Park und Elephant Conservati­on Network zu empfehlen.

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Für das kurze Erlebnis der Urlauber müssen die Tiere bitter bezahlen.
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