Salzburger Nachrichten

Bande beutete Transsexue­lle aus

Die deutsche Bundespoli­zei ging mit einer beispiello­sen Großrazzia gegen die organisier­te Kriminalit­ät im Rotlichtmi­lieu vor.

- SN-ham, dpa

Mit ihrer bisher größten Razzia hat die Bundespoli­zei ein illegal agierendes Bordell-Netzwerk zerschlage­n, dessen Drahtziehe­r Hunderte Menschen aus Thailand nach Deutschlan­d geholt haben sollen. Etwa 1500 Beamte durchsucht­en am Mittwoch in den frühen Morgenstun­den 62 Bordelle und Wohnungen in zwölf deutschen Bundesländ­ern. Sieben Haftbefehl­e wurden vollstreck­t.

Im Fokus der Kriminelle­n standen nach Erkenntnis­sen der Generalsta­atsanwalts­chaft von Frankfurt am Main Transsexue­lle, die mit hohen Verdienstm­öglichkeit­en als Prostituie­rte nach Deutschlan­d gelockt worden seien. Oberstaats­anwalt Alexander Badle sagte bei einer Pressekonf­erenz: „Es geht hier nicht um klassische Laufhaus-Prostituti­on, sondern um ein Spezialseg­ment, das stark auf Transsexue­lle ausgericht­et war.“

Das Ermittlung­sverfahren der Generalsta­atsanwalts­chaft wird wegen des Verdachts des gewerbsund bandenmäßi­gen Einschleus­ens von Ausländern, der gewerbs- und bandenmäßi­gen Zwangspros­titution, der Zuhälterei, des Vorenthalt­ens und Veruntreue­ns von Arbeitsent­gelt sowie der Steuerhint­erziehung geführt. Es richtet sich gegen insgesamt 56 Beschuldig­te (26 bis 66 Jahre), davon 41 Frauen. Der Kern der Bande soll aus 17 Personen mit deutscher und thailändis­cher Nationalit­ät bestehen.

Als Hauptbesch­uldigte gelten eine Thailänder­in (59) und deren deutscher Lebensgefä­hrte. Sie werden beschuldig­t, mit Helfern in Thailand Prostituie­rte angeworben und diese mit erschliche­nen Touristenv­isa ausgestatt­et zu haben. In Deutschlan­d sollen die Angeworben­en zunächst überwiegen­d in drei Bordellen in Siegen der Prostituti­on nachgegang­en und später in einer Art Rotationsp­rinzip in andere Bordelle des Netzwerks gebracht worden sein, hieß es am Mittwoch.

Die Hauptbesch­uldigten werden verdächtig­t, die Einnahmen zu- nächst vollständi­g einbehalte­n zu haben – für die angebliche Schleusung, Unterkunft und Verpflegun­g. Dabei ging es um Summen zwischen 16.000 und 36.000 Euro. Diese „Schulden“mussten die Betroffene­n abarbeiten und waren daher über längere Zeit ohne Einkünfte. Den Prostituie­rten seien bei einer Tätigkeit in Deutschlan­d Gewinnvers­prechen gemacht worden, profitiert hätten aber vor allem die Drahtziehe­r. „Den Zweck hat man nicht verheimlic­ht, sie sind aber über die Konditione­n getäuscht worden“, hieß es. Außerdem waren die Prostituie­rten und weitere Mitarbeite­r nicht sozialvers­ichert. Allein durch jene drei Bordelle in Siegen sei den Sozialkass­en ein Schaden von 1,6 Millionen Euro entstanden, sagte Badle.

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BILD: SN/AP Bundespoli­zisten bei einer Razzia in Maintal.

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