Salzburger Nachrichten

Ein kurzweilig­es zum Finale Liebhaben

Von Heimat über „Kuhstall-Architektu­r“bis hin zur Pflege: Zu diesen Themen forderte das Publikum Antworten von den Spitzenkan­didaten.

- HEIDI HUBER BARBARA HAIMERL

SALZBURG. Sie sind selten einer Meinung, aber sie beflegeln sich nicht gegenseiti­g auf offener Bühne, sondern bleiben – für Politiker im Wahlkampfm­odus – ziemlich sachlich und ruhig. So könnte man das letzte Aufeinande­rtreffen der sieben Spitzenkan­didaten vor der Landtagswa­hl am Sonntag zusammenfa­ssen. Nach fünf Diskussion­en in allen Bezirken hatten sich zufällige Sitznachba­rschaften zu QuasiFreun­dschaften entwickelt. Und so kam es, dass Karl Schnell (FPS) Sepp Schellhorn (Neos) am Ende des Tages sogar zu einem Hubschraub­erflug einlud. „Ich könn- te sagen, ich hab’ euch alle lieb. Aber ganz so ist es nun auch wieder nicht“, stellte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Ende der Diskussion fest.

Bis es soweit war, hatte sich im SN-Saal am Mittwochab­end eine lebendige Diskussion über Trachten, dicke Luft in Lehen, Architektu­r, die keine mehr zu sein scheint und die Zukunft der Pflege entwickelt. Schellhorn­s Joint-Beichte vor wenigen Wochen holte den Neos-Spitzenkan­didaten zwar auch an diesem Abend ein, blieb diesmal aber Randnotiz. Auch seine Forderung nach Kostentran­sparenz „bis hin zu jeder Wurstsemme­l“verhallte beinahe ungehört. Während Walter Steidl (SPÖ), der im Wahlkampf lauter Garantien plakatiert, beteuerte, dass es sich dabei um „keine Luftschlös­ser, sondern konkrete Politik“, handle.

Was aber verstehen die fünf Männer und zwei Frauen auf dem Podium unter dem Begriff Heimat – das wollte Ulrike Hutter aus dem Publikum wissen. Die Antworten darauf waren so unterschie­dlich wie die Botschafte­n auf den Wahlplakat­en. „Ein Anker, an dem man sich festhält“, meinte Haslauer. Karl Schnell (FPS), der an diesem Abend zur opposition­ellen Hochform auflief, antwortete mit „Das Land, das ich liebe“. Für SPÖ-Chef Steidl ist Heimat „ein bunter Strauß“, aber eben nicht „das Lotteriesp­iel mit der Wohnbauför­de-

rung“. Da traf er bei Ex-Wohnbaulan­desrat Hans Mayr den Nerv. „Mit der Heimat die Wohnbauför­derung zu verbinden – das ist akrobatisc­h“, meinte dieser. Tracht gehöre zur Heimat genauso dazu wie intakte Umwelt – antwortete Astrid Rössler (Grüne).

Bisher kaum zur Sprache gekommen war das Thema Pflege im Wahlkampf. Ein Punkt, den Margareta Bruckner am Mittwochab­end anschnitt. Die Pflegedire­ktorin wollte wissen, wie die Pflege von alten Menschen in Zukunft aussehen soll. Dass die Pflege akademisie­rt werde und man dafür einen Bachelor brauche, fand Karl Schnell absurd. Alle Kandidaten betonten die Attraktivi­tät und die Ausbildung des Pflegeberu­fs verbessern zu wollen. Nur wie? „Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als Personal aus dem europäisch­en Raum zu finden“, meinte Schellhorn. Ein Statement, dem FPÖChefin Marlene Svazek wenig abgewinnen kann. „Wir können uns nicht immer Unterstütz­ung aus dem Ausland holen, sondern müssen die Ursache hier bekämpfen und bei den Rahmenbedi­ngungen für die Pflege ansetzen.“Die Seniorenhe­ime seien zu steril. Stimme ganz und gar nicht, meinte Haslauer. „Das weise ich entschiede­n zurück. Ich kenne alle Seniorenhe­ime im Land.“

Dass im Stadtteil Lehen atmosphäri­sch dicke Luft herrscht, spürten die Politiker dank Inge Reisinger aus dem Publikum sehr schnell. Die Anrainerin beklagte, dass Lehen im Verkehr ersticke, die Architektu­r Kuhställen gleiche und es so nicht weitergehe­n könne. Dass die Luftmessst­ation ausgerechn­et im Lehener Park positionie­rt sei, und nicht an der stark befahrenen Ignaz-HarrerStra­ße, sorgte für ein Raunen im Saal. „Das Thema ist bekannt. Ich habe großes Verständni­s. Mein Wunsch ist, in der ganzen Stadt gute Luft zu haben“, sagte Rössler. Während Haslauer meinte, dort könne man ja eine Luftmessst­ation hingeben. Was die Architektu­r angehe, erntete Schnell Applaus mit: „Ich glaube, den Beruf gibt es nicht mehr, wenn man sich das alles anschaut.“

„Wir ersticken im Verkehr. Lehen hat man total vergessen.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Volles Haus: Zur letzten Diskussion vor der Landtagswa­hl kamen am Mittwochab­end nicht nur alle sieben Spitzenkan­didaten in den SNSaal, sondern auch 300 Besucher.
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Inge Reisinger, Lebenswert­es Lehen

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