Salzburger Nachrichten

Post verkauft Adressen an Parteien

Tausende Salzburger Wähler erhielten persönlich adressiert­e Briefe.

- Hei

Kurz vor dem Wahlsonnta­g am 22. April werfen die Parteien alles in die Waagschale. In diesen Tagen flatterte Tausenden Wahlberech­tigten Post von etlichen Parteien ins Haus. Wer sich gefragt hat, warum ausgerechn­et er von dieser oder jener Partei persönlich angeschrie­ben worden ist, muss das Kleingedru­ckte lesen.

Die Grünen deklariere­n auf ihrer Wahlwerbun­g klar, wie sie zu den Adressen gekommen sind. Rechts auf dem Schreiben steht, dass die Daten zu Marketingz­wecken von der Österreich­ischen Post AG erworben worden seien. „Ja, das ist ein Service, den die Post anbietet, inklusive Druck und Versand. Die Post hat den Datensatz und macht das für uns. Wir haben den Kreis der Adressaten bestimmt, und dabei vor allem Erstwähler angeschrie­ben“, sagt der grüne Parteigesc­häftsführe­r Rudi Hemetsberg­er. Die Adressen selbst halte die grüne Partei aber nicht in Händen. Die Post verkauft die Daten freilich ganz legal. „Da ist nichts Böses, da ist auch nichts Verbotenes dabei. Die Post ist auch ein Adressverl­ag. Wir verkaufen Adressen“, sagt Post-Sprecher Michael Homola. Die Daten würden entweder zugekauft und weiterverk­auft oder selbst erhoben. Denn viele Kunden stimmen dem zu, wenn beispielsw­eise ein Nachsendea­uftrag eingericht­et wird. Wobei die Post an ihre Kunden Adressen verkauft, die nach Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Titel oder Einkommen, aber auch nach Interessen (Kochen, Reisen, Shopping, Gesundheit), Haushaltsm­erkmalen (Einfamilie­nhaus oder Wohnung, Kinder) oder sogar nach Kaufkraft ausgewählt werden können. Die Rechtsgrun­dlage ist laut Post die Gewerbeord­nung bzw. das Datenschut­zgesetz.

Adressen von potenziell­en Wählern finden Parteien aber auch in der Wählerevid­enz. Daraus haben die Neos laut eigener Auskunft ihre Daten bezogen und 75.000 Briefe verschickt. Wahlkampfl­eiter Christian Renner sagt: „Es wird allen wahlwerben­den Parteien zentral die Wählerevid­enz zur Verfügung gestellt, die wiederum nichts anderes ist als eine Adresslist­e.“Etliche Neos-Briefe flatterten ÖVPMitglie­dern und sogar ÖVP-Mitarbeite­rn ins Haus. Was Parteigesc­häftsführe­r Wolfgang Mayer erzürnt: „Die Leute regen sich fürchterli­ch auf. Wenn schon die Wählerevid­enz automatisi­ert verarbeite­t worden ist oder Adressen zugekauft worden sind, dann fordern wir volle Transparen­z. Wer hat wie viele Adressen um welchen Preis gekauft. Das gehört offengeleg­t.“Die ÖVP verschicke zwar auch Briefe, aber nur an Mitglieder, oder nutze Datensätze, die man selbst gesammelt habe. „Datenkauf nach sozialen Kriterien halte ich für absolut bedenklich“, sagt Mayer. Ob die Bundes-ÖVP für die Nationalra­tswahl Adressen von Wählern gekauft habe, könne er nicht beurteilen. „Ich spreche für die Salzburger Volksparte­i. Und ich finde, das gehört sich nicht.“

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