Am Thumsee schützt ein Anstrich vor Bibern
In dem beliebten Ausflugsgebiet im benachbarten Bayern ist der Nager sehr aktiv. Gitter waren zum Baumschutz nicht ideal. Jetzt wird gestrichen.
Es sind zwei stattliche Buchen, die Martin Otto mit dem weißen Anstrich bearbeitet. Die Farbe sei später nicht mehr zu sehen, sagt der Mitarbeiter des Stadtgartenamts Bad Reichenhall. „Wenn der Anstrich getrocknet ist, wird der Leim transparent.“Die Bäume stehen an der Uferböschung des Thumsees, der im Reichenhaller Stadtgebiet liegt. Der Anstrich soll verhindern, dass diese Bäume auf den Speiseplan der Biberfamilie kom- men, die seit drei bis vier Jahren das Ausflugs- und Naturschutzgebiet bewohnt.
Der Anstrich besteht im Wesentlichen aus Quarzsand und einer klebenden Komponente, damit der Sand am Baum haften bleibt. Das sandige Gefühl auf der Zunge soll laut Hersteller dem Biber nicht bekommen, sagt Stadtgartenmeister Martin Haberlander. „Genau wissen wir es erst in zwei Jahren. Wir verwenden den Anstrich jetzt zum ersten Mal.“
Der Biber beschäftigt Haberlander seit dem Jahr 2016 intensiv. Gesichtet wurde er am Thumsee bereits davor. Aber im Winter von 2016 auf 2017 begann der Nager den Wald um den See zu bearbeiten. Die Stadt musste handeln. Der See ist zwar in Privatbesitz. Aber die Stadt hat die Verkehrssicherheitspflicht.
Haberlander war sich von Anfang an bewusst, dass die Wiederkehr des Bibers eine sensible Thematik sei. „Wir als Stadt sind weder für den Biber noch dagegen. Wir leben damit.“Trotzdem musste man mit dem neuen Bewohner umgehen. Vom Umstürzen
„Wir sind nicht für oder gegen den Biber. Wir leben mit ihm.“
bedrohte Bäume mussten teilweise gefällt werden. Biberexperten rieten zudem dazu, bei schützenswerten Bäume dafür zu sorgen, dass sie der Biber nicht fällt. „Klar ist: Wir können nicht alle Bäume schützen“, sagt Haberlander. Bei einzelnen landschaftsprägenden Bäumen brachte die Stadt gemeinsam mit dem Naturschutzbund Gitter an. Die erwiesen sich aber nicht als ideal. Der Biber kam teilweise trotzdem an die Rinde. Zudem
besteht bei den Metallgestängen eine Verletzungsgefahr für Tier und Mensch.
Eine andere Schutzmaßnahme ist es, dem Biber Futter vorzulegen, damit er andere Bäume verschont. „Wir ließen einige angefressene und gefällte Bäume liegen. Teilweise hat sie der Biber später noch weiter geschält.“Zudem lässt die Stadt Baum- und Strauchreste auf den Böschungen liegen. „Einige sagen: Das schaut schlampert aus. Aber so ist die Natur. Und die Äste schützen die Böschungen, weil dann nicht so viele Menschen dort herumlaufen“, sagt Haberlander.
Freilich haben auch Naturschützer nicht immer ihre Freude, wenn der Biber loslegt. So machte sich der Nager auch über einige Jungpflanzen her, die der Naturschutzbund gemeinsam mit Kindern gepflanzt hatte. Trotzdem ist man am Thumsee überzeugt, dass man gemeinsam mit dem Biber leben kann.
Jetzt will man mit dem Anstrich Schäden verhindern. Dafür suche die Stadt Sponsoren, sagt Haberlander. „Ein Kübel kostet 150 Euro und reicht für 20. Wenn Leute sagen, dass ihnen der Baumschutz wichtig ist, wäre es schön, wenn sie uns einen Kübel finanzierten.“Unabhängig der Schutzmaßnahmen hat sich eine Prognose der Biberexperten jedenfalls bewahrheitet: Im zweiten Biberwinter waren die Schäden im Wald deutlich geringer.