Der Publizist Hamed Abdel-Samad übt scharfe Kritik: „Integration. Ein Protokoll des Scheiterns“
Personenschützer sind stets dabei, wenn Hamed Abdel-Samad unterwegs ist. Schon seit Jahren führe er deswegen ein „beengtes Leben“, erzählt der deutsch-ägyptische Politikwissenschafter und Publizist. Das bedeutet zum Beispiel, dass sein Programm für die nächste Zeit strikt schon lang vorher geplant werden muss. Auch solche Umstände wertet Abdel-Samad als Zeichen dafür, „dass wir in Europa die Intoleranz haben gewähren lassen“. Mit seinen islamkritischen Büchern (etwa „Der Untergang der islamischen Welt“, 2010, oder „Krieg oder Friede: Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens“, 2011) hat der Autor Drohungen radikaler Islamisten ausgelöst. Seine kritischen Bemerkungen zur Muslimbruderschaft bei einem Vortrag in Kairo 2013 hatten gar einen Mordaufruf zur Folge. Hamed Abdel-Samad, 1972 als Kind einer streng religiösen Muslim-Familie bei Kairo geboren, er- zählt in seiner jüngsten Publikation auch von seiner eigenen Biografie und seinen eigenen Migrationserfahrungen. Sein Buch „Integration. Ein Protokoll des Scheiterns“(Droemer Verlag, München 2018) ist eine scharfe Abrechnung mit der Politik europäischer Staaten zur Eingliederung muslimischer Einwanderer. Mit der verqueren politischen Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, kann Abdel-Samad wenig anfangen, wie er im SNGespräch bemerkt. Mit beiden politischen Aussagen spalte man das Land, sagt er. Zugleich sei nicht klar, ob und wie man politische Konsequenzen aus diesem Diktum ziehen wolle. Der Publizist meint, dass man vielmehr fragen müsse, welcher Islam mit Muslimen welcher Prägung zu Deutschland passe.