Mitarbeiterbindung und flexible Arbeitsstrukturen stehen ganz oben auf der Agenda.
Personaldienstleister Hays und das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) befragen jährlich mehr als 1000 Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, um zentrale Fragestellungen des Personalwesens zu analysieren. Unter dem aktuellen Schwerpunktthema „agile Organisation“versteht man moderne Formen der Arbeitsorganisation: Dazu gehören unter anderem Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Schnelligkeit. Selbstorganisation, Vernetzung und Vertrauen zählen laut Hays ebenfalls zur Agilität. Und diese findet in den Unternehmen immer mehr Verbreitung: 51 Prozent der Befragten gaben an, dass agile Organisation aktuell bereits eine große bzw. sehr große Rolle spiele – mit Potenzial zum Bedeutungszuwachs. Wobei die Zustimmung hier mit dem Grad der Position steigt: So schreiben 34 Prozent der Mitarbeiter, aber 66 Prozent der Unternehmensleiter der Thematik hohe Bedeutung zu. Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern finden agile Organisation weniger wichtig als Betriebe, die über 5000 Arbeitnehmer beschäftigen. Zu den Abteilungen, in denen bevorzugt agile Methoden eingesetzt werden, gehören die IT, Personalwesen, Unternehmensleitung/-entwicklung und Einkauf/Beschaffung. Wenn es um die wichtigsten HR-Themen für das aktuelle Jahr geht, stehen zwei Dauerbrenner des Personalwesens im Fokus: Die Mitarbeiterbindung belegt den ersten Rang, flexible Arbeitsstrukturen stehen auf Platz zwei. Neu im HR-Report scheint erstmals die „Beschäftigungsfähigkeit“auf, die den Bronze-Platz belegt. Gutes Betriebsklima ist für 57 Prozent wichtig, um Mitarbeiter zu halten, flexible Arbeitszeiten und marktgerechte Entlohnung rangieren auf den folgenden Plätzen. Im Vergleich zu den Befragungen aus den Vorjahren hat sich die Differenz zwischen Bedeutung und Umsetzung verringert. Es zeigt sich, dass die Mitarbeiter mehr in den Vordergrund rücken.
In Bezug auf die Beschaffung von Personal schaut die aktuelle Lage wie folgt aus: Rekrutiert wird zu 50 Prozent regional, zu 46 Prozent landesweit. Nur 16 Prozent suchen Arbeitnehmer EU-weit. Internationale Mitarbeiter kommen mit 37 Prozent nach wie vor in erster Linie aus dem deutschsprachigen Ausland und Westeuropa (27 Prozent). Der Bedarf an Fachkräften aus Nord-, Süd- und Osteuropa ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, spielt allerdings nur eine nachrangige Rolle. Auf dem Weg zu modernen Herangehensweisen in Unternehmen zeigen sich natürlich auch Stolpersteine. Zu starre, bestehende Prozesse und mangelnde Bereitschaft zur Veränderung der Mitarbeiter sind die größten Hürden. Letztgenanntes kristallisierte sich bereits beim HR-Report des Vorjahrs als größte Herausforderung heraus, insbesondere bezüglich digitaler Veränderungen. Mit 25 Prozent belegt „Anpassung der Führungskultur“den dritten Platz der Hindernisse – ebenfalls auch einer der Stolpersteine im Bereich digitale Entwicklungen.
Geht es um die Spannungsfelder zwischen agiler und klassischer Linien-Organisation, gilt mit 31 Prozent die „Klärung der Verantwortlichkeiten“als größtes Problem, gefolgt von der Neuausrichtung vorhandener Strukturen und Prozesse. Das betrifft vor allem bestehende Betriebe, in denen die nötigen Voraussetzungen erst geschaffen werden müssen – bei Start-ups entstehen agile Organisationsformen meist von selbst.
Jeder Zweite sieht zu wenig Kommunikation als den größten Stolperstein für Führungskräfte, gefolgt von der Reduzierung der Kontrollfunktion hinsichtlich der Mitarbeiter.
Die Top-HR-Themen für 2018 Die Problembereiche
Das „Loslassen“der Beschäftigten ist vor allem für über 50-jährige Arbeitnehmer wesentlich, bei den unter 40-Jährigen erwarten es mit 33 Prozent wesentlich weniger. Die drei wichtigsten Gründe laut Hays sind: Flexibilität, Schnelligkeit und Vernetzung. 55 Prozent der Befragten gaben an, dass Agilität eine höhere Flexibilität (zum Beispiel bei der Bearbeitung von Projekten) hervorbringe. Das zweitwichtigste Motiv (51 Prozent) ist die Schnelligkeit, um für kürzere Reaktionswege im Betrieb zu sorgen. Außerdem sollen Mitarbeiter und Wissensträger über alle Bereiche hinweg vernetzt werden.
Um agile Organisation einzuführen bzw. zu entwickeln, müsste neben einer neuen Rolle der Führung auch die Unternehmenskultur geändert werden. Dass Mitarbeiter selbst Verantwortung übernehmen, steht an oberster Stelle der zentralen Anforderungen (siehe Grafik) – deckungsgleich mit der primären Forderung an Vorgesetzte, die Eigenverantwortung der Arbeitnehmer zu fördern. Weitere wichtige Punkte sind der offene Umgang mit kritischen Themen und die Fähigkeit zur Selbstorganisation von Teams (je 32 Prozent). Wobei sich auch hier Abweichungen nach der Position der Befragten zeigen: Für die Mitarbeiter wie die Geschäftsleitung gilt die Übernahme von Verantwortung als wichtigster Punkt, für Chefs aus dem HR-Bereich ist es der offene Umgang mit kritischen Inhalten.
Was spricht für die agile Organisation?