Kim stoppt seine Raketentests
Kim Jong Un will seine Atomund Raketentests stoppen. Aber sein Atomarsenal will er nicht aufgeben.
Kim Jong Un stiehlt mit seinem Versprechen, unilateral alle Atom- und Langstreckenraketen-Tests einzustellen, Donald Trump einmal mehr die Show. Nordkoreas Führer lässt den US-Präsidenten damit glauben, seine Drohgebärden zeigten Wirkung. Verlässlich klopft sich dieser selbst auf die Schultern und feiert auf Twitter einen „großen Fortschritt“.
Experten sehen das nüchterner: Kim sende im Vorfeld des innerkoreanischen Gipfels in dieser Woche geschickt ein Signal, ohne dafür viel aufgeben zu müssen. Er ist zwar ein ruchloser Diktator, aber bei Weitem nicht so verrückt, wie er oft dargestellt wird.
Tatsächlich scheint er Trump im Atomstreit immer einen Schritt voraus zu sein. Von dem gemeinsamen koreanischen Olympiateam über seinen Überraschungsbesuch in Peking bis hin zu der Gipfelidee – Nordkoreas Führer findet sich auf dem Fahrersitz.
Der US-Präsident führt nicht, sondern läuft dem „kleinen Raketenmann“hinterher. Ohne irgendeine greifbare Gegenleistung gewährt er Kim, was jeder seiner Amtsvorgänger Nordkorea aus gutem Grund verweigert hat: Verhandlungen auf Augenhöhe.
Nordkorea ist bereits eine Atommacht, verfügt über ein Arsenal an Raketen und hat keinerlei Intention zu erkennen gegeben, darauf zu verzichten. Kim kann seinen Teststopp zudem jederzeit revidieren. Die tatsächliche Aufgabe der Atomwaffen ist der Kernpunkt der Sache. Er entscheidet am Ende darüber, wer sich in dem großen Poker durchsetzt.