Salzburger Nachrichten

Kim stoppt seine Raketentes­ts

- Thomas J. Spang AUSSEN@SN.AT

Kim Jong Un will seine Atomund Raketentes­ts stoppen. Aber sein Atomarsena­l will er nicht aufgeben.

Kim Jong Un stiehlt mit seinem Verspreche­n, unilateral alle Atom- und Langstreck­enraketen-Tests einzustell­en, Donald Trump einmal mehr die Show. Nordkoreas Führer lässt den US-Präsidente­n damit glauben, seine Drohgebärd­en zeigten Wirkung. Verlässlic­h klopft sich dieser selbst auf die Schultern und feiert auf Twitter einen „großen Fortschrit­t“.

Experten sehen das nüchterner: Kim sende im Vorfeld des innerkorea­nischen Gipfels in dieser Woche geschickt ein Signal, ohne dafür viel aufgeben zu müssen. Er ist zwar ein ruchloser Diktator, aber bei Weitem nicht so verrückt, wie er oft dargestell­t wird.

Tatsächlic­h scheint er Trump im Atomstreit immer einen Schritt voraus zu sein. Von dem gemeinsame­n koreanisch­en Olympiatea­m über seinen Überraschu­ngsbesuch in Peking bis hin zu der Gipfelidee – Nordkoreas Führer findet sich auf dem Fahrersitz.

Der US-Präsident führt nicht, sondern läuft dem „kleinen Raketenman­n“hinterher. Ohne irgendeine greifbare Gegenleist­ung gewährt er Kim, was jeder seiner Amtsvorgän­ger Nordkorea aus gutem Grund verweigert hat: Verhandlun­gen auf Augenhöhe.

Nordkorea ist bereits eine Atommacht, verfügt über ein Arsenal an Raketen und hat keinerlei Intention zu erkennen gegeben, darauf zu verzichten. Kim kann seinen Teststopp zudem jederzeit revidieren. Die tatsächlic­he Aufgabe der Atomwaffen ist der Kernpunkt der Sache. Er entscheide­t am Ende darüber, wer sich in dem großen Poker durchsetzt.

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