Salzburger Nachrichten

Die schwierige Partnersuc­he des Siegers

Die erste Herausford­erung für Wilfried Haslauer ist die Bildung einer Regierung. Das Debakel der Grünen hat es nicht einfacher gemacht.

- Sylvia Wörgetter SYLVIA.WOERGETTER@SN.AT

Seit Sonntag gibt es einen weiteren starken Mann in der österreich­ischen Politik: Wilfried Haslauer. Nach dem Sieg der ÖVP bei der Landtagswa­hl in Salzburg hat sich der Spielraum des Landeshaup­tmanns nochmals sehr erweitert – innerhalb der Salzburger ÖVP wie auch im Verhältnis zur türkisen Bundespart­ei. Innerhalb der Salzburger ÖVP, weil er vor fünf Jahren nicht nur das Amt des Landeshaup­tmanns zurückgeho­lt hat, sondern gestern die Partei zu einst gewohnter Größe zurückgefü­hrt hat. Egal für welche Koalition er sich in den nächsten Wochen entscheide­n wird, die Salzburger Schwarzen werden ihm folgen.

Und: Allfällige Erwartungs­haltungen der Bundespart­ei werden dabei keine Rolle spielen. Die Salzburger ÖVP wird ihren Sonderweg weitergehe­n, weil ihr der Erfolg recht gibt. Sie hat eine Dreierkoal­ition gewagt – und geht als strahlende Siegerin daraus hervor, während das Team Stronach längst pulverisie­rt ist und die Grünen halbiert wurden.

Das Wahldebake­l der Grünen stellt Haslauer denn auch vor die erste größere Herausford­erung. Und das ist die Regierungs­bildung. Mit den Grünen allein geht es sich rechnerisc­h nicht aus. Haslauer müsste die Neos ins Boot holen. Doch eigentlich will er nicht mehr zu dritt regieren, zumal Sepp Schellhorn kein bequemer Mehrheitsb­eschaffer sein dürfte. Und wie es mit den Grünen weitergeht, steht in den Sternen, der Rücktritt ihrer Chefin Astrid Rössler im Raum.

Blieben noch Schwarz-Blau oder Schwarz-Rot. Das sind zwei Varianten, für die sich Haslauer in der Vergangenh­eit nur schwer erwärmen konnte. Die große Koalition hat er noch als eine Zeit der gegenseiti­gen Lähmung in Erinnerung, bei den Freiheitli­chen stört ihn, wie man immer wieder hört, der rechte Rand.

Mit Wilfried Haslauer hat – wie schon bei den Wahlen in Niederöste­rreich, Kärnten und Tirol – der Amtsinhabe­r gesiegt. Die Sanierung der Landesfina­nzen, der konstrukti­ve Stil in der Landesregi­erung, einige große Reformen – all das haben die Wähler in erster Linie der größeren Regierungs­partei gutgeschri­eben. Auch die etwas unter den Erwartunge­n gebliebene­n Zuwächse der Freiheitli­chen liegen im Trend der Landtagswa­hlen in diesem Jahr.

Zwei Ausreißer vom Trend gibt es: Erstmals seit der Nationalra­tswahl schreibt die SPÖ Verluste, der Abwärtstre­nd ist nicht gestoppt. Und: Für die Grünen ist die Lage ernster, als sie sich nach dem glimpflich­en Ausgang in Tirol und Niederöste­rreich sowie der Bürgermeis­terwahl in Innsbruck eingestehe­n mögen. Das haben Salzburgs Wähler klargemach­t.

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