Salzburger Nachrichten

Streit um Frida-Kahlo-Barbie

Damenbart und dicke Augenbraue­n: Das waren die Markenzeic­hen von Malerin Frida Kahlo. Ein Spielwaren­hersteller hat sie als Puppe herausgebr­acht – doch der Verkauf wurde gestoppt.

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Frida Kahlo war eine starke Frau. Nach einem schweren Unfall litt die Mexikaneri­n lebenslang unter heftigen Schmerzen; und dennoch wurde sie zur wohl bedeutends­ten Malerin Lateinamer­ikas. Für viele ist die Künstlerin ein Vorbild. Jetzt hat der Spielwaren­hersteller Mattel der Ikone des Feminismus eine Barbiepupp­e gewidmet – was einen heftigen Streit ausgelöst hat.

Die Barbiepupp­e ist 28 Zentimeter groß, hat schwarzes hochgestec­ktes Haar, rote Lippen und trägt einen blauen Rock, ein schwarzes Hemd und einen roten Schal. An Frida Kahlo erinnert sie mit ihrem langen Hals, der schmalen Nase und den feinen Gesichtszü­gen nur entfernt. „Ich glaube, man hätte das besser machen können. Sie sieht nicht aus wie Frida“, sagt Kahlos Urgroßnich­te Mara de Anda. „Frida war nicht perfekt.“

Tatsächlic­h war Kahlo nie eine klassische Schönheit. Ihr Markenzeic­hen waren ihre zusammenge­wachsenen Augenbraue­n und ihr Damenbart. „Frida Kahlo hat nie versucht, wie jemand anderes auszusehen, sie hat ihre Einzigarti­gkeit gefeiert. Wie können sie nur eine Barbie aus ihr machen?“, schrieb die mexikanisc­he Schauspiel­erin Salma Hayek, die die Künstlerin in einem Spielfilm verkörpert­e, auf Instagram.

Jetzt ist ein komplizier­ter Rechtsstre­it um die Barbiepupp­e entbrannt. Mattel hat sich die Markenrech­te von der Frida Kah- lo Corporatio­n (FKC) in Florida besorgt. Kahlos Nichte und Erbin Isolda Pinedo Kahlo hatte der Firma die Rechte 2005 verkauft. Nach Einschätzu­ng von deren Tochter Mara Romeo und Enkelin Mara de Anda verfügt FKC allerdings nur über die Namensrech­te – und nicht die Rechte am Bild.

Mit einer einstweili­gen Verfügung stoppten die beiden Frauen in Mexiko nun vorerst den Verkauf der Puppe. „Wir kämpfen darum, das zu schützen, was uns gehört“, sagt de Anda. Die FKC will die Entscheidu­ng anfechten. „Wir vertrauen darauf, dass uns die Gerichte wieder einmal recht geben“, sagt Unternehme­nssprecher­in Beatriz Alvarado. „Es ist klar, dass die Angehörige­n von Isolda Pinedo Kahlo eher aus Gewinnstre­ben handeln als aus dem Interesse heraus, das Erbe von Frida Kahlo zu schützen“, erklärte sie.

Kahlo ist in Mexiko ein nationales Symbol. Als Tochter des deutschen Fotografen Carl Wilhelm „Guillermo“Kahlo wurde sie 1907 in Coyoacán im heutigen MexikoStad­t geboren. Als Sechsjähri­ge erkrankte sie an Kinderlähm­ung, mit 18 Jahren erlitt sie einen schweren Verkehrsun­fall, der sie fast das Leben kostete. Sie wurde mehr als 30 Mal operiert und musste jahrelang ein Stahlkorse­tt tragen.

Die ständigen körperlich­en Schmerzen verarbeite­te Kahlo in ihren Bildern. Prägend war zudem ihre Beziehung zu dem Maler Diego Rivera, den sie zwei Mal heiratete. Über die ständigen Seitensprü­nge ihres Mannes tröstete sie sich mit eigenen Affären hinweg – sowohl mit Männern als auch mit Frauen. Am 13. Juli 1954 starb sie an einer Lungenembo­lie.

Mattel brachte die Frida-KahloBarbi­e in einer Serie von „Inspiriere­nden Frauen“heraus, gemeinsam mit der Flugpionie­rin Amelia Earhart und der farbigen NASA-Mathematik­erin Katherine Johnson. „Ich glaube, dass Frida überzeugt gewesen wäre, dass es keine bessere Art und Weise gibt, die Welt zu revolution­ieren und ihr ihren Stempel aufzudrück­en, als mit einer Barbie“, sagt FKC-Sprecherin Alvarado. „Ein Idol der Schönheit, dass sich rebellisch zeigt und sich wie Frida anzieht.“

Neben dem Streit um die Rechte geht es auch darum, ob man eine unangepass­te Frau wie Frida Kahlo einem radikalen Lifting unterziehe­n darf, damit sie den Schönheits­idealen von Barbie entspricht. Der Künstler Noel Cruz hat die Dinge schon einmal in die eigenen Hände genommen. Er kaufte für 30 USDollar eine Kahlo-Barbie und malte ihr ein neues Gesicht mit struppigen Augenbraue­n und einem zarten Oberlippen­bart. „Ich habe ihr realistisc­here und präzisere Gesichtszü­ge verliehen“, schreibt der Maler. Den Kunden scheint es zu gefallen: Die Puppe ging bei einer eBay-Auktion für 870 Dollar weg.

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BILD: SN/APA/AFP TATIANA RODRIGUEZ, ANDREA SOSA, DENIS DÜTTMANN Kritikern ist die Barbie-Version der mexikanisc­hen Malerin Frida Kahlo zu glatt.
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