Salzburger Nachrichten

SPD-Chefin hat verpatzten Start

- HELMUT.MUELLER@SN.AT

Wenn das keine Abstimmung mit außerorden­tlichem Charme ist! Zum ersten Mal stellt die „alte Tante SPD“eine Frau an ihre Spitze. Zum ersten Mal kämpfen gleich zwei Frauen um das höchste Parteiamt. Es geht nicht bloß darum, eine vom Partei-Establishm­ent getroffene Personalen­tscheidung abzusegnen. Das passt doch zur typischen Diskussion­spartei SPD!

Aber statt Aufbruchst­immung herrscht schon wieder Katzenjamm­er bei den deutschen Sozialdemo­kraten. Die Außenseite­rin Simone Lange, die für einen Schwenk der SPD nach links geworben hat, erringt mit 27% der Stimmen einen Achtungser­folg. Die Favoritin Andrea Nahles erhält trotz einer starken Rede auf dem Sonderpart­eitag mit 66% ein enttäusche­ndes Ergebnis – und hat damit einen schlechten Start als Parteichef­in.

Nun wird es noch schwierige­r für Nahles. Was die alles schaffen soll! Eine geknickte Partei wieder aufrichten. Die SPD einen. Die Sozialdemo­kraten für die globalisie­rte, digitalisi­erte Welt programmat­isch neu aufstellen. Die Kooperatio­n mit der CDU/CSU in der Regierung organisier­en, aber auch das Profil der Partei schärfen.

Man sieht: Die SPD ist gespalten. Zwei Drittel für die GroKo, ein Drittel dagegen. Außenminis­ter Heiko Maas für harte Kritik an Russland, die Parteispit­ze eher für einen Dialog mit Moskau. Man erkennt: Die SPD kämpft um ihren Status als Volksparte­i. Die BayernWahl im Herbst könnte zu ihrem nächsten Desaster werden.

Ein Horror ist für die Genossen der Absturz sozialdemo­kratischer Parteien in anderen EUStaaten, von den Niederland­en über Frankreich bis Italien. Die ganze Statik des deutschen Parteiensy­stems geriete ins Wanken, wenn mit der SPD die Stimme der linken Mitte fehlte.

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Helmut L. Müller

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