Salzburger Nachrichten

Mexiko und EU ordnen ihr Handelsreg­ime neu

Nach den protektion­istischen Tönen aus den USA rückt die EU mit alten Handelspar­tnern näher zusammen, in diesem Fall Mexiko.

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Pasta, Äpfel, Schweinefl­eisch: Ein runderneue­rtes Handelsabk­ommen zwischen der Europäisch­en Union und Mexiko soll Zölle für Agrarprodu­kte weitgehend abschaffen, sodass 99 Prozent aller Waren frei gehandelt werden können. Beide Seiten einigten sich am Wochenende auf den neuen Handelspak­t. Wirtschaft­lich verspricht sich die EU erleichter­ten Zugang zu einem Markt mit 128 Millionen Menschen. Politisch wollen beide Seiten dem Protektion­ismus der US-Regierung Paroli bieten.

„Handel kann und sollte ein Prozess zu beidseitig­em Nutzen sein, und die heutige Vereinbaru­ng belegt genau das“, sagte EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker. „Mit dieser Einigung setzt sich Mexiko neben Kanada, Japan und Singapur auf die immer längere Liste von Partnern, die mit der EU zusammenar­beiten wollen, um offenen, fairen und regelbasie­rten Handel zu verteidige­n.“Angesichts protektion­istischer Töne von US-Präsident Donald Trump, der mit Mexiko im Streit liegt und das nordamerik­anische Handelsabk­ommen NAFTA neu verhandeln lässt, hatten die EU und Mexiko ihre Verhandlun­gen im Vorjahr beschleuni­gt. „In weniger als zwei Jahren haben die EU und Mexiko einen für die wirtschaft­lichen und politische­n Herausford­erungen des 21. Jahrhunder­ts passenden Deal geschafft“, sagte EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström. Es geht um die Aktualisie­rung eines Handelsabk­ommens, das seit 2000 gilt. Zölle für Industriep­rodukte waren bereits weitgehend abgeschaff­t, nun kommen Agrarprodu­kte hinzu. So wird Mexiko seine hohen Zölle auf EU-Lebensmitt­el beseitigen wie Nudeln, Schokolade, Äpfel oder Pfirsiche in Dosen. Einfuhrabg­aben von bis zu 45 Prozent auf Schweinefl­eisch fallen weg, ebenso wie bis zu 100 Prozent auf Produkte aus Hühnerflei­sch.

Bis zu 100 Mill. Euro Zölle pro Jahr sollen sich europäisch­e Unternehme­n ersparen und sich in Mexiko an öffentlich­en Ausschreib­ungen beteiligen können. Das Abkommen verspricht zudem einfachere Zollabfert­igung, was unter anderem der europäisch­en Pharmaindu­strie und dem Maschinenb­au nutzen soll. Festgeschr­ieben werden auch Umwelt-, Klimaschut­z- und Sozialstan­dards und der Kampf gegen Korruption. Für Investoren­schutz setzen beide Seiten nicht mehr auf herkömmlic­he Schiedsger­ichte, sondern auf ein neues Investorge­richtssyst­em.

Nach der Einigung vom Wochenende ist noch einiges zu tun. „Unsere Unterhändl­er werden jetzt an den verbleiben­den technische­n Problemen arbeiten und den gesamten juristisch­en Text in die Endfassung bringen, sodass unsere Bürger und Unternehme­n so bald wie möglich beginnen können, die Vorteile zu nutzen“, erklärten Malmström und Mexikos Wirtschaft­sminister Ildefonso Guajardo.

„Abkommen für das 21. Jahrhunder­t.“Cecilia Malmström, EU-Handelskom­missarin

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