Der Klimawandel macht Wohnen teurer
Österreich wird bis 2050 durch den Klimawandel hervorgerufene Schäden von bis zu 8,8 Mrd. Euro jährlich zu verkraften haben.
POTSDAM, WIEN. Der Klimawandel kann Grund und Boden verteuern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Wirtschaftsforschers Max Franks vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Wir sehen in vielen Gesellschaften eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, eine Zunahme der Erbschaften und einen Anstieg des Bodenwerts“, erklärt Ottmar Edenhofer, Koautor der Studie und Chefökonom des PIK.
Edenhofer: „Wenn die politischen Entscheidungsträger die Ziele der nachhaltigen Entwicklung ernst nehmen, nämlich Armutsbekämpfung, integratives Wachstum, Verringerung der Ungleichheit und nachhaltige Städte, brauchen sie eine ausgewogene Strategie. Dies wird umso wichtiger in Zeiten, in denen Populisten Ängste der Mittelklasse und gesellschaftliche Spannungen ausnutzen. Die öffentlichen Finanzen sind ein wichtiges Mittel, um das Problem an der Wurzel zu packen.“
„Der Klimawandel wird wahrscheinlich Grund und Boden ver- teuern. Entweder wird die ungebremste globale Erwärmung durch die Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen viel Land dem Risiko von Dürren und Überschwemmungen aussetzen“, sagt Franks. Oder aber es werde mehr Land für Biomasseplantagen oder Windparks genutzt, nämlich wenn Entscheidungsträger der Politik den Klimawandel begrenzen wollen. In beiden Fällen wird Land knapper und damit teurer. Und das wird laut Franks die Immobilienpreise noch weiter in die Höhe treiben.
Es werden aber nicht nur Wohnund Bodenpreise aus erwähnten Gründen steigen. Überall dort, wo der Klimawandel besonders unangenehm zu spüren sein wird, werden Investitionen nötig sein, um den Wohnort erträglich zu machen. Die Palette reicht vom Wasserschutz bis hin zur Hitzedämmung. Vor allem die Hitze wird in den Städten zunehmend ein Problem. „Wir bekommen allmählich eine Ahnung davon, was durch den Klimawandel in den Städten auf uns zukommt“, sagt Monika Steinrücke. Die Geografin von der Ruhruniversität Bochum entwickelt mit ihren Kollegen seit geraumer Zeit Anpassungskonzepte, um das Stadtklima zu verbessern. Straßen, Häuser und Gehsteige absorbieren am Tag die Sonnenstrahlung, speichern die Energie und geben sie in der Nacht wieder ab. Je weniger Bäume Schatten werfen, desto mehr heizt sich die Straße auf. Je dunkler die Hausfassade, desto mehr Wärme speichert sie. Je weniger Frischluft aus dem Umland in die Stadt weht, desto mehr bleibt die heiße Luft des Tages stehen. In Sommernächten betragen die Temperaturunterschiede zwischen Stadt und Umland bis zu zehn Grad.
Internationale Studien gehen davon aus, dass bis 2030 zirka 30 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Dort, wo Häuser und Straßen die Flächen versiegeln. Die Speichermasse für Hitze nimmt zu, während vielerorts Grün verschwindet.