Salzburger Nachrichten

Der Einfluss der Milliardär­e

George Soros und seine Ideen sind zum Streitthem­a in der österreich­ischen Politik geworden. Allerdings ist er nicht der einzige Vermögende, der sein Geld einsetzt, um seine politische Agenda unters Volk zu bringen.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

US-Milliardär George Soros ist zum Zankapfel in der österreich­ischen Innenpolit­ik geworden. Dabei ist er nur einer von vielen Vermögende­n, die mit ihrem Geld Politik machen.

WIEN. Ein amerikanis­cher Milliardär bewegt die österreich­ische Innenpolit­ik. Zuletzt waren es SPÖChef Christian Kern und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ), die sich seinetwege­n in die Haare gerieten. Kern warf Strache „Antisemiti­smus“vor, weil der freiheitli­che Klubobmann Johann Gudenus den Milliardär jüdischer Abstammung für die Flüchtling­skrise im Jahr 2015 mitverantw­ortlich gemacht hatte. Es gebe „stichhalti­ge Gerüchte“, dass besagter Milliardär daran beteiligt sei, die Migrantens­tröme nach Europa zu unterstütz­en, hatte Gudenus zuvor gesagt.

Es geht um George Soros, einen tief in seinen Achtzigern stehenden Exil-Ungarn, der in den USA zu Geld und Einfluss gekommen ist. Und seit geraumer Zeit ein Feindbild der europäisch­en Rechten ist. Besonders in Ungarn führt Ministerpr­äsident Viktor Orbán eine Kampagne gegen Soros. Wegen derselben Vorwürfe, die nun auch Gudenus erhoben hat.

George Soros wurde im Jahr 1930 als Sohn jüdischer Eltern in Budapest geboren und ist einer der reichsten Investoren der Welt. Sein Vermögen wird auf 25 Milliarden Dollar geschätzt und stammt aus Spekulatio­nsgeschäft­en an der Börse – etwa aus Wetten gegen Währungen. Eine seiner bekanntest­en Wetten fand am 16. September 1992 statt, als Soros das Britische Pfund an der Börse massiv unter Druck setzte. Er gewann. Großbritan­nien verließ ob des Kursverfal­ls seiner Währung das Europäisch­e Währungssy­stem, Soros kassierte Milliarden.

Es gibt noch einen anderen George Soros. Jenen Soros, der während seines Studiums den Philosophe­n Sir Karl Popper getroffen hatte und von dessen Ideen einer „offenen Gesellscha­ft“fasziniert war. Anfang der 1980er-Jahre gründete Soros die Open-Society-Stiftung. Seither hat er mehr als 32 Milliarden Dollar gespendet. Was damit gemacht wird, kann man auf deren Homepage nachlesen. „Open Society unterstütz­t Einzelpers­onen und Organisati­onen auf der ganzen Welt, die für Meinungsfr­eiheit, Transparen­z und eine verantwort­liche Regierung kämpfen und Gesellscha­ften, die Gerechtigk­eit und Gleichheit fördern“, heißt es da. Vor allem auch in Osteuropa.

Soros hat sich in den vergangene­n Jahren auch zur Flüchtling­skrise geäußert. Unter anderem fordert er die EU auf, 30 Mrd. Euro jährlich in das Asylwesen zu stecken. Zu- dem verlangt er von der EU, jährlich eine Million Flüchtling­e und Migranten aufzunehme­n. Und er sprach sich für eine „langfristi­ge Schaffung eines einladende­n Umfelds für Wirtschaft­smigranten“aus – alles Wasser auf die Mühlen jener Verschwöru­ngstheoret­iker, die Soros als Mitverursa­cher der Flüchtling­skrise betrachten.

Die Konflikte rund um Soros machen noch etwas anderes deutlich. Wer Geld hat, hat auch die Möglichkei­t, verstärkt Einfluss auf die Politik zu nehmen bzw. seiner eigenen Sicht der Welt zum Durchbruch zu verhelfen. Soros ist nur einer von vielen reichen Menschen, die dafür viel Geld ausgeben. Ein anderes Beispiel sind die US-Milliardär­e Charles und David Koch. Diese setzen ihr Geld ein, um konservati­ve Ideen zu stärken. So haben sie etwa einen Fonds gegründet, der Abgeordnet­e unterstütz­t, die gegen die US-Gesundheit­sreform auftreten.

In Österreich unterstütz­te der Bau-Industriel­le Hans Peter Haselstein­er zuerst das Liberale Forum und saß für dieses im Parlament. Nach dessen Ende greift er nun den Neos finanziell unter die Arme.

Auch Frank Stronach ist ein Beispiel für einen Milliardär, der die politische Landschaft veränderte. Die von ihm gegründete Partei zog in Landtage und den Nationalra­t ein. Da der Erfolg aber nicht so groß war wie erhofft, zog sich Stronach aus der Politik wieder zurück.

Im letzten Wahlkampf war es die finanziell­e Unterstütz­ung von KTM-Chef Stefan Pierer für Sebastian Kurz, die bei der SPÖ zum Vorwurf führte, dass sich hier ein reicher Mann Einfluss auf die Politik erkaufe.

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BILD: SN/PABLO GORONDI / AP / PICTUREDES­K In Ungarn ist Soros umstritten. Die FPÖ hält dies durchaus für nachvollzi­ehbar.

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