Eine Studie muss erst gefüllt werden
Die soziale Lage der Künstler wird erhoben, die Onlinebefragung wurde bis 13. Mai verlängert.
„Meine letzte Unterschrift als Kulturminister galt dem Auftrag für eine Studie zur sozialen Lage der Kulturschaffenden“, sprach er – und weg war er. Jetzt ist Thomas Drozda stellvertretender Klubobmann und Sprecher für Kunst, Kultur und Medien der SPÖ, die jetzt bekanntlich in Opposition ist.
In seinem Abschiedsbrief vom 15. Dezember 2017 gab der nunmehrige Ex-Minister Drozda zu, dass „manches unvollendet“geblieben sei, „allem voran“die soziale Absicherung. Nun läuft also wieder eine Erhebung, doch muss das Datenmaterial dazu selbstverständlich von den Kunstschaffenden selbst kommen, damit möglichst aussagekräftige Ergebnisse zustande kommen.
Die Studie wird von L&R Sozialforschung und der Österreichischen Kulturdokumentation im Auftrag des Bundeskanzleramts Sektion Kunst und Kultur durchgeführt. Die Ergebnisse dieser ersten Dokumentation nach 2008 bekommt nun Drozdas Nachfolger, ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel, zugestellt. Im SN-Interview betonte Blümel bereits, erst das Ergebnis abwarten zu wollen. Bei der Präsentation „vor dem Sommer“werde er Stellung beziehen.
Solche Studien sind in Abständen immer wieder erstellt worden. Bereits 1982 wurde im Auftrag des damaligen Wiener Kulturstadtrats Helmut Zilk die Studie „Bildende Künstler in Wien“erstellt – mit der Einsicht, dass mehr als die Hälfte der Künstler am Existenzminimum dahinvegetierte. Zilk kam immerhin auf die Idee, das Budget für künstlerische Ausgestaltung an kommunalen Bauten von 200.000 Schilling auf eine Million Schilling anzuheben.
2002 initiierte die IG Bildende Kunst gemeinsam mit mehreren Künstlervereinigungen eine österreichweite „Basisbefragung“zu Versicherungsstatus und Zufriedenheit – mit dem Ergebnis, dass nur knapp drei Prozent der bildenden Künstlerinnen und Künstler zufrieden waren mit dem System. Was nicht verwunderte: Knapp zwei Drittel der Befragten waren als Neue Selbstständige pflichtversichert, 53 Prozent bezogen einen Zuschuss aus dem Künstlersozialversicherungsfonds.
Vor einem Jahrzehnt, 2008, gab die damalige SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied die Studie „Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich“in Auftrag – um danach das Ergebnis zur Empörung des damaligen Grünen-Kultursprechers Wolfgang Zinggl lang unter Verschluss zu halten. Das Team der L&R Sozialforschung wertete damals 1850 Fragebögen aus mit dem Ergebnis, dass das mittlere Pro-Kopf-Einkommen der Künstler rund 1000 Euro pro Monat betrug und damit deutlich unter jenem der Gesamtbevölkerung (1488 Euro) lag, also nur knapp über der Armutsgefährdungsgrenze (893 Euro). 37 Prozent der Kunstschaffenden erzielten ein Einkommen unter dieser Grenze.
Hat sich seither etwas verändert? Welche Entwicklungen haben die Situation der Kunstschaffenden beeinflusst? Wo liegen die Herausforderungen? Die Aktualisierung der zehn Jahre alten Studie soll beantworten, wie die aktuelle Situation zu bewerten ist und welche Schlüsse für die Zukunft daraus abgeleitet werden können. Damit sollte es möglich sein, nicht nur den heutigen Status quo zu zeigen, sondern auch Entwicklungen der letzten zehn Jahre sichtbar zu machen und die Auswirkungen der seither gesetzten Maßnahmen beurteilen zu können. Die Daten, wird betont, seien selbstverständlich geschützt. Zur Onlinebefragung: