Salzburger Nachrichten

Aus für Uber freut die Taxifahrer – wie lange?

Der Fahrtdiens­t-Vermittler ist seit 2014 in Wien aktiv. Damit haben sich die Bedingunge­n für die ganze Branche verschlech­tert, sagen Taxler.

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WIEN. Wer genau beobachtet­e, konnte den Unterschie­d bemerken, vor allem in Wiener Innenstadt­bezirken. Da hielten in der Nacht auf Donnerstag Nachtschwä­rmer vermehrt vorbeifahr­ende Taxis auf der Straße an oder riefen eine Funkzentra­le an, um einen Wagen zu bestellen. Am Mittwochab­end hatte der Fahrtendie­nst Uber seinen Betrieb in Wien nach einer einstweili­gen Verfügung vorerst eingestell­t.

Das war in den vergangene­n drei Jahren anders. Da nahmen immer mehr Menschen die Dienste von Uber in Anspruch, erzählt Rainer K., 49, der seit rund 20 Jahren vor allem nachts Taxi fährt. „Seither kommt es vor, dass du in Gegenden, wo es früher gut lief und viele Leute unterwegs waren, regelrecht festwächst, obwohl dauernd Leute vorbeikomm­en. Die haben ein Smartphone vor der Nase, stehen direkt vor dem Taxistandp­latz und warten lieber, bis Uber kommt“, erzählt er. Vor allem junge Menschen, die aufs Geld schauen müssen, machten regen Gebrauch von der günstigen Alternativ­e zu regulären Taxis. Uber-Autos bieten je nach Strecke und Nachfrage zwischen 20 und 50 Prozent günstigere Preise an. Oft zum Nachteil der Fahrer, die von den Löhnen vielfach nicht leben können und – als formal selbststän­dige Unternehme­r – auch über keine soziale Absicherun­g verfügen, wie Kritiker beklagen.

Ungleiche Wettbewerb­sbedingung­en sind der Hauptvorwu­rf der Taxi-Funkzentra­le 40100 mit ihrer Klage gegen Uber, die am Mittwoch zu der einstweili­gen Verfügung führte. Seither steht Uber in Wien.

Als Mietwagenf­irma könnten die Uber-Autos – erkenntlic­h am Kürzel MW auf der Nummerntaf­el – nur aus der Zentrale beauftragt werden. Uber beruft sich auf eine Ausnahmere­gelung. Die Taxi-Standesver­tretung spricht von einer Wettbewerb­sverzerrun­g, der nun ein Riegel vorgeschob­en wurde.

Durch das Auftreten des neuen Mitbewerbe­rs 2014 hätten sich „die Konditione­n für alle Taxler verschlech­tert, der Umsatzdruc­k auf die Unternehme­n ist gestiegen, der Prozentsat­z für die Fahrer ist gesunken“, sagt Rainer K.

Als Nebeneffek­t habe sich auch die Trinkgeldm­oral deutlich verschlech­tert. Die App zeigt bereits bei der Bestellung einen Preis, bezahlt wird per Karte bargeldlos. „Im Auto gibt es keine Transaktio­n, viele glauben, sie drücken ihre Zufriedenh­eit ohnehin mit einer guten Bewertung des Fahrers auf der Uber-App aus.“

„Die Leute geben kein Trinkgeld mehr.“

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BILD: SN/HELMUT FOHRINGER / APA / PICTURE Bis ein neues Geschäftsm­odell gefunden ist, stehen die Autos von Uber still.

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