Salzburger Nachrichten

Es kommt auf das einzelne Kind an

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Adi Wimmer, zu Ihrem Leserbrief vom 19. 4. muss ich als niedergela­ssener Facharzt für Kinder- und Jugendheil­kunde doch einige Anmerkunge­n machen.

Es ist für mich bedenklich, wenn jemand, der anderer Meinung ist als Sie, sofort als „kaltschnäu­ziger faschistis­cher Nazi“bezeichnet wird. Ich kenne den Leserbrief von Frau Fröhlich nicht, aber ich sehe in meiner Praxis viele Kinder, die, selbst im Alter von drei Jahren, in einer großen Gruppe von Kindern wie in manchen Kindergärt­en überforder­t sind, und es kommt dann wieder zu Schlafstör­ungen oder nächtliche­m Einnässen. Daneben gibt es natürlich auch kleinere Kinder, denen die frühe Betreuung in einer geeigneten Einrichtun­g keine Probleme bereitet. Die Variabilit­ät ist gerade bei Kleinkinde­rn sehr groß. Darüber gibt es auch sehr gute Studien von Prof. Remo Largo.

Nicht das möglichst junge Alter des Kindes für einen Kindergart­enplatz, sondern die Qualität ist ausschlagg­ebend. Für alle Betreuungs­einrichtun­gen sollten bestimmte Voraus- setzungen bestehen: Nicht zu große Kinderzahl­en, ausreichen­de Anzahl von Betreuern und besonders für kleine Kinder sind gleichblei­bende Bezugspers­onen wichtig. Gerade der letzte Punkt ist in der heutigen Zeit der vielen Teilzeitkr­äfte ein großes Problem.

Ich denke, es sollte den Eltern überlassen werden, welche Möglichkei­ten sie wählen. Ich bitte um etwas mehr Toleranz gegenüber Menschen, die nicht den von Ihnen gepriesene­n Weg gehen wollen.

Es bestehen bei uns sehr gute Einrichtun­gen mit sehr gut ausgebilde­ten Pädagogen für Kleinkinde­r, aber die individuel­le Situation des einzelnen sollte unbedingt berücksich­tigt werden. Dr. Reinhard Schmied Facharzt für Kinder- und Jugendheil­kunde, 5202 Neumarkt

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