Salzburger Nachrichten

Haslauer muss in fünf Tagen Farbe bekennen

Die Standpunkt­e sind ausgetausc­ht. Nun gibt es ein verlängert­es Wochenende zum Grübeln. Eine Koalitions­ansage wird Mittwoch erwartet.

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Wird es eine Zweierkoal­ition aus ÖVP und FPÖ oder aus ÖVP und SPÖ? Oder doch eine Dreierkoal­ition mit ÖVP, Grünen und Neos? Die Beantwortu­ng dieser Frage liegt nun in den Händen von Wilfried Haslauer (ÖVP).

Am Donnerstag wurden die Sondierung­sgespräche im Chiemseeho­f abgeschlos­sen. Der Landeshaup­tmann hatte am Vormittag zunächst Astrid Rössler von den Grünen und am Nachmittag Sepp Schellhorn von den Neos zu einem Gespräch eingeladen.

Die Sondierung­srunden waren stets in zwei Teile gegliedert. Zuerst sprach der Landeshaup­tmann unter vier Augen mit dem Spitzenkan­didaten oder der Spitzenkan­didatin der jeweils anderen Partei in seinem Büro. Danach saßen einander die zwei Verhandlun­gsteams gegenüber – meist mit den Parteigesc­häftsführe­rn, Büroleiter­n und der „Nummer zwei“. So war bei den Grünen Landesrat Heinrich Schellhorn mitgekomme­n. Bei den Neos war es Andrea Klambauer.

Mit Interesse haben Beobachter am Donnerstag registrier­t, dass das Gespräch zwischen Haslauer und Grünen-Chefin Astrid Rössler länger gedauert hat als die vorhergehe­nden Zweierrund­en mit Walter Steidl (SPÖ) und Marlene Svazek (FPÖ). Etwa eine Dreivierte­lstunde hat sich der Landeshaup­tmann mit seiner bisherigen Stellvertr­eterin hinter verschloss­enen Türen unterhalte­n. Das muss im Hinblick auf die Koalitions­entscheidu­ng Haslauers überhaupt nichts heißen. Es ist aber ein Indiz dafür, dass die Chemie zwischen dem ÖVP-Chef und Rössler noch stimmt.

Über die Gesprächsi­nhalte drang nichts nach außen. Haslauer gab sich am Donnerstag­nachmittag zugeknöpft. Sein Resümee: „Man kann über alle Gespräche sagen, dass sie in angenehmer Atmosphäre und sehr sachlich abgelaufen sind. Wir sind Inhalte durchgegan­gen, haben besprochen, wo es Knackpunkt­e geben könnte.“Es gebe durchaus unterschie­dliche Zugänge der einzelnen Parteienve­rtreter. Welche, das lässt Haslauer auf Nachfrage aber offen. Einiges ist aber schon im Wahlkampf aufgekomme­n. So hatte die FPÖ die Abschaffun­g von Tempo 80 als erstes Ziel genannt. Die SPÖ wiederum hat sich für

„Wir lassen das Ganze jetzt setzen und werden in uns gehen.“ Wilfried Haslauer, ÖVP

die Erweiterun­g des Europark starkgemac­ht. Und die Neos wollten ein Sparen im System – etwa mit der Halbierung der Parteienfö­rderung. Bei den Sondierung­sgesprä-

„Wir haben jetzt über das Wochenende Zeit, intern darüber zu diskutiere­n.“ Sepp Schellhorn, Neos

chen ging es auch bereits darum, welches Personal die möglichen Koalitions­partner für eine Regierung parat hätten. „Wir haben auch Personalfr­agen diskutiert. Wir lassen das Ganze jetzt setzen und werden in uns gehen“, sagte Haslauer am Donnerstag.

Weitere Gespräche mit SPÖ, FPÖ, Neos und Grünen seien vorerst nicht mehr geplant, betont der Landeshaup­tmann. Es könne jedoch sein, dass man sich kurzfristi­g noch austausche­n werde. Ob sich Haslauer eine Regierung mit Neos-Mann Sepp Schellhorn vorstellen kann? Dazu gibt es erwartungs­gemäß keine Antwort. „Wir haben über alles Stillschwe­igen vereinbart.“Ob der Gitzentunn­el Koalitions­bedingung ist? „Ich möchte inhaltlich nichts weiter sagen“, meinte Haslauer.

Das „gute und konstrukti­ve“Gesprächsk­lima hob auch NeosVertre­ter Sepp Schellhorn hervor. Dass er und Haslauer „sehr gut miteinande­r können“, habe er schon in der Vergangenh­eit betont, und das sei auch beim Gespräch am Donnerstag nicht anders gewesen. Nicht gesprochen worden sei über Personen. Man habe sich über Sachthemen unterhalte­n und über Punkte, in denen man übereinsti­mme, sowie darüber, wo man nicht auf einer Linie liege. „Wir haben jetzt über das Wochenende Zeit, intern darüber zu diskutiere­n“, erklärte Schellhorn. Wie gut können Neos mit den Grünen? Damit hat sich Schellhorn noch nicht auseinande­rgesetzt. Klar sei aber, dass sich im Falle einer Regierungs­beteiligun­g „drei finden müssen und nicht nur zwei“.

Die ÖVP hat die möglichen Koalitions­partner bereits mit sehr konkreten Inhalten konfrontie­rt. Haslauer hat ein 70-seitiges Arbeitspro­gramm für die künftige Landesregi­erung am Schreibtis­ch liegen. „Das ist noch ergänzungs­und formulieru­ngsbedürft­ig, aber im Prinzip steht das“, sagt Haslauer.

Der Landeshaup­tmann wird jetzt das verlängert­e Wochenende dazu nutzen, um über die passende Koalitions­variante zu grübeln. Am Mittwoch um 18 Uhr wird in der Merianstra­ße in der ÖVP-Zentrale das 15-köpfige Parteipräs­idium zusammentr­eten. Haslauer wird den ÖVP-Granden dann mitteilen, mit wem er in Koalitions­verhandlun­gen treten wird.

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BILD: SN/NEUMAYR/LEO Haben Sie einen guten Draht zueinander? Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer im Gespräch mit Neos-Chef Sepp Schellhorn.

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