Salzburger Nachrichten

Letzter Akt im Griechendr­ama

Am 20. August läuft das Hilfsprogr­amm aus. Mit einem Kapitalpuf­fer und neuerliche­n Schuldener­leichterun­gen will die Eurogruppe Athen in die Selbststän­digkeit entlassen.

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SOFIA. Es ist ruhig geworden um Griechenla­nd. In den nächsten Wochen könnte die Diskussion über das langjährig­e Krisenland neuerlich aufflammen, bevor das milliarden­schwere Hilfsprogr­amm am 20. August ausläuft und Griechenla­nd wieder an die Kapitalmär­kte zurückkehr­t. Die Finanzmini­ster der 19 Euroländer zeigten sich am Freitag bei ihrem Treffen in der bulgarisch­en Hauptstadt Sofia optimistis­ch, dass der Abschluss des Programms zeitgerech­t bis Juni gelingt.

Eurogruppe­n-Chef Mário Centeno sprach von sehr ermutigend­en Signalen aus Athen. Die Zahlen seien wiederholt über den Erwartunge­n gelegen. Griechenla­nds Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos habe die Wachstumss­trategie für sein Land vorgestell­t.

„Das wird die letzte Seite in der Geschichte der Eurokrise“, unterstric­h Währungsko­mmissar Pierre Moscovici. Man sei nahe an den Grexit, den Ausstieg Griechenla­nds aus dem Euro gekommen, „wir konnten ihn aber vermeiden.“90 Prozent des Weges seien gegangen, und auch der Rest sei machbar. Zunächst müssen die Kontrolleu­re der Geberlände­r, die Mitte Mai erneut nach Athen reisen, ein letztes Mal prüfen, ob die vereinbart­en Reformen umgesetzt sind. Dann soll beim Finanzmini­stertreffe­n im Juni das Ende des Programms besiegelt werden. Dazu soll das Land noch einen Kapitalpuf­fer bekommen – dem Vernehmen nach zehn bis zwölf Mrd. Euro – und es soll zu den seit 2016 in Aussicht gestellten Schuldener­leichterun­gen kommen. Außerdem überlegen die Euroländer, wie sie Athen nach Auslaufen des Hilfsprogr­amms weiter kontrollie­ren können, ohne dass es nach einem neuen Programm aussieht, sagte Moscovici. Griechenla­nd musste seit 2010 drei Mal vor dem Staatsbank­rott gerettet werden. Insgesamt flossen in den vergangene­n Jahren 260 Mrd. Euro an Hilfsgelde­rn vom Euro-Rettungsfo­nds ESM und dem Internatio­nalen Währungsfo­nds. Nach harten Reformen wächst die Wirtschaft seit 2017 wieder und es gab zum zweiten Mal in Folge einen Haushaltsü­berschuss. Griechenla­nds Schuldenbe­rg beträgt allerdings 178,6% der Wirtschaft­sleistung. Das Ausmaß der neuerliche­n Schuldener­leichterun­g ist offen und strittig. Eine gewisse Reduktion gab es im Vorjahr durch technische Maßnahmen und die Verlängeru­ng der Rückzahlun­gszeiträum­e. Eine Ideen ist jetzt, die Schuldener­leichterun­gen an das künftige Wirtschaft­swachstum zu knüpfen. Der neue deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz, der erstmals im Kreis seiner Ressortkol­legen war, hat sich bisher nicht zum Thema geäußert. Österreich­s Finanzmini­ster Hartwig Löger war krankheits­bedingt nicht in Sofia.

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BILD: SN/FOTOLIA Das Hilfsprogr­amm für läuft im August aus. Griechenla­nd
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