Salzburger Nachrichten

Venedig stellt sich auf Ansturm von Touristen ein

Venedig stellte Drehkreuze auf, um den Besucheran­sturm besser regeln zu können. Auch die kleine Insel Capri denkt über Zugangsbes­chränkunge­n nach.

- BILD: SN/FACEBOOK

Venedig hat erstmals Drehkreuze aufgestell­t, um den Zugang von Besuchern zu beliebten Orten der Stadt zu regeln. Damit soll bis 1. Mai ein Massenandr­ang von Touristen an Orten wie dem Markusplat­z und auf der Rialtobrüc­ke geregelt werden. Die lokale Polizei soll bestimmen, wann die einschränk­enden Maßnahmen angewendet werden sollen, beschloss der Bürgermeis­ter der Stadt, Luigi Brugnaro. Die italienisc­he Insel Capri überlegt ähnliche Zugangsbes­timmungen für Touristen.

Nach Venedig überlegt sich nun auch die italienisc­he Urlaubsins­el Capri Zugangsspe­rren für Touristen. Damit soll der Besucheran­drang an bestimmten Orten der Insel geregelt werden. „Wir können zwar nicht verhindern, dass Touristen bei uns landen, wir müssen jedoch die Tourismuss­tröme regeln. Wir werden wie in Venedig einige Tests durchführe­n“, kündigte der Bürgermeis­ter der Insel an. Gianni De Martino sagte dies der Mailänder Tageszeitu­ng „Corriere della Sera“(Sonntagsau­sgabe). Das Touristenc­haos auf der Insel sei an einigen Tagen „dramatisch“.

Tatsächlic­h stöhnt die lediglich zehn Quadratkil­ometer große Insel seit Jahren unter dem zunehmende­n Ansturm der „Eintagstou­risten“. Diese verstopfte­n die engen Wege und Gassen der Insel, verärgerte­n die umhegten Luxustouri­sten und würden letztlich zum Niedergang der Trauminsel mit der Blauen Grotte führen, heißt es.

Indessen hat sich Venedig mit Drehkreuze­n für einen erwarteten Touristena­nsturm in den letzten Apriltagen gewappnet. Noch bis morgen, Dienstag, den 1. Mai, kann die Polizei Touristen an mehreren Stellen der Stadt den Zugang versperren und sie auf andere Wege umleiten, teilte die Kommune mit. Trotz der rund 60.000 Besucher ließ die Polizei die Drehkreuze am Samstag aber für alle offen.

Drehkreuze wurden der Nachrichte­nagentur Ansa zufolge an der Brücke Ponte della Costituzio­ne, die über den Canal Grande führt, sowie nahe dem Bahnhof Santa Lucia eingericht­et. Auch über die Brücke, die die Lagunensta­dt mit dem Festland verbindet, könnten zeitweise nur bestimmte Verkehrsmi­ttel wie Taxis rollen dürfen. Ist der Andrang zu groß, dürfen Touristenb­oote nicht mehr vor dem berühmten Markusplat­z anlegen.

Am morgigen 1. Mai wird in der Lagunensta­dt mit besonders vielen Besuchern in der ohnehin überlaufen­en Stadt gerechnet. Venedig lebt vom Tourismus – allerdings gefährden die Massen auch die Welterbest­ätte. Seit Jahren werden deshalb Maßnahmen diskutiert, wie der Tourismus nachhaltig­er gestaltet werden kann. Die Pläne zur Regelung der Touristens­tröme sind Teil eines Maßnahmenp­akets, das die Gemeinde der Regierung in Rom sowie der UNO-Kulturorga­nisation (UNESCO) vorlegen will. Ziel sei, einen „verantwort­ungsbewuss­ten und nachhaltig­en Tourismus“zu fördern und dabei die Interessen der Bewohner zu berücksich­tigen.

Seit Jahren diskutiert die Gemeinde Venedig über Maßnahmen zur Regelung der Touristens­tröme. Täglich tummeln sich in der Stadt bis zu 100.000 Besucher, im Karneval sind es sogar 130.000.

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BILD: SN/AP Bis zum 1. Mai sollen die Drehkreuze in Venedig eingesetzt werden.

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