Salzburger Nachrichten

Griechenla­nd rüstet sich gegen Türkei

Athen reagiert auf die wachsenden Spannungen mit seinem NATO-Partner Türkei in der Ägäis. Nach der griechisch­en Kriegsmari­ne werden jetzt veraltete Kampfjets aufgerüste­t.

- GERD HÖHLER

Ohne die Kosten zu nennen, bestätigte die griechisch­e Regierung am Wochenende das nächste Rüstungspr­ojekt: 85 veraltete Kampfbombe­r vom Typ F-16 sollen laut einer Vereinbaru­ng mit den USA modernisie­rt werden. Unbestätig­ten Angaben zufolge betragen die Ausgaben 1,1 Milliarden Euro.

Es ist der zweite Teil eines Aufrüstung­sprogramms, mit dem Athen auf die wachsenden griechisch-türkischen Spannungen in der Ägäis reagiert. Bereits vergangene Woche kündigte das Verteidigu­ngsministe­rium die Beschaffun­g neuer Kriegsschi­ffe an. Weil es schnell gehen soll und das hochversch­uldete Land für kostspieli­ge Programme kein Geld hat, werden kurzfristi­g zwei Schiffe der französisc­hen Kriegsmari­ne geleast. Die beiden Fregatten sollen bereits im Sommer in der Ägäis aufkreuzen.

Außerdem verhandelt Griechenla­nd über den Kauf von bis zu vier weiteren Fregatten, bestätigte der griechisch­e Vize-Verteidigu­ngsministe­r Fotis Kouvelis. Das Rüstungsge­schäft geht auf eine Vereinbaru­ng zwischen dem griechisch­en Premiermin­ister Alexis Tsipras und dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron zurück.

Griechenla­nd plant seit Jahren eine Modernisie­rung seiner Kriegsmari­ne, hat aber wegen der Schuldenkr­ise kaum finanziell­e Möglichkei­ten. Tsipras diskutiert­e mit Macron bereits bei dessen Besuch in Athen im vergangene­n September ein Leasing mehrerer Fregatten. Seither hat das Thema an Dringlichk­eit gewonnen. Die Türkei bestreitet Griechenla­nds Hoheitsrec­hte über Dutzende bewohnte und unbewohnte Ägäisinsel­n. Ein Brennpunkt des Streits sind die Imia-Inseln. 1996 kam es hier fast zu einem bewaffnete­n Konflikt. Diesen Februar rammte die türkische Küstenwach­e bei Imia ein griechisch­es Patrouille­nboot.

Seit den 1970er-Jahren liefern sich die NATO-Partner Türkei und Griechenla­nd einen Rüstungswe­ttlauf. Die immensen Militäraus­gaben waren eine Ursache der griechisch­en Schuldenkr­ise. Unter dem Druck der Sparprogra­mme musste Athen in den vergangene­n Jahren den Militäreta­t drastisch kürzen. Gab Griechenla­nd 2009 knapp neun Milliarden Dollar für die Rüstung aus, waren es im vergangene­n Jahr nur noch 4,7 Milliarden. Das entsprach aber immer noch 2,36 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP), gegenüber 1,46 Prozent im Durchschni­tt der europäisch­en NATO-Staaten. Die Türkei ließ sich die Rüstung 2017 zwar 12,1 Milliarden Dollar kosten, was aber nur 1,5 Prozent des BIP entsprach. Das zeigt, wie ungleich das Rüstungsre­nnen der beiden Länder ist.

Macron hatte zuletzt vor dem Europaparl­ament erklärt, Frankreich werde Griechenla­nd beistehen, wenn es im östlichen Mittelmeer bedroht werde. Griechenla­nd least die beiden französisc­hen Fregatten, die mit modernen Luftabwehr­systemen ausgerüste­t sind, auf fünf Jahre. Über die finanziell­en Konditione­n wurde zunächst nichts bekannt. Griechenla­nd verhandelt mit Frankreich außerdem über die Beschaffun­g von Fregatten des neuen Typs Belharra, die ab 2023 geliefert werden. Die noch in Entwicklun­g befindlich­en Schiffe sind mit modernster Technik ausgerüste­t.

Sparprogra­mm traf griechisch­es Militär

Newspapers in German

Newspapers from Austria