Quer durch Europa lauter Sieger
Von Portugal bis Ungarn: Die Preisträger des Crossing Europe Festivals stehen fest.
Eine besondere Literaturverfilmung hat beim Crossing Europe Festival in Linz am Sonntagabend den Hauptpreis gewonnen: „António Um Dois Três“ist das Spielfilmdebüt des Portugiesen Leonardo Mouramateus nach Motiven von Dostojewskis Erzählung „Weiße Nächte“von einem jungen Mann, der im anonymen Großstadttreiben von Lissabon auf ein geheimnisvolles Mädchen trifft. Der Film kommt am 4. Mai ins Kino. Außerdem vergab die Jury zwei Spezialpreise, an den italienischen Film „Il Cratere“über einen ambitionierten Vater, der in der neapolitanischen Vorstadt seine Teenagertochter zu sängerischen Höchstleistungen anzutreiben versucht, und an den türkischen Film „Körfez“, „eine leicht absurde, dystopische, jedoch humanistische Reflexion einer gegenwärtigen Gesellschaft am Rande Europas“, so die Jurybegründung. Ab 11. Mai läuft jener Film in Österreichs Kinos, der in Linz den Publikumspreis bekommen hat: In „Was werden die Leute sagen“erzählt Regisseurin Iram Haq auf drastische und zugleich ermutigende Weise von einer 15-jährigen Schwedin mit pakistanischen Eltern, die, als sie mit ihrem Freund erwischt wird, von ihrem Vater zur Verwandtschaft nach Pakistan entführt wird. Den „Social Awareness Award“für den besten Dokumentarfilm bekam Bernadett Tuza-Ritters erschütterndes Dokument einer Befreiung: Die Regisseurin hatte sich des Phänomens moderner Sklaverei in Europa angenommen und bei ihrer Recherche in Ungarn eine betagte Frau gefunden, die seit Jahrzehnten ohne Bezahlung und unter Zwang für eine Familie den Haushalt geführt hatte; der Film „A Woman Captured“begleitet sie bei ihrem Weg in die Freiheit. Der Film wird am 5. Juni nochmals im Centralkino in Linz gezeigt.
Der mitreißende Dokumentarfilm „<common.places 2>“der Wienerin Fiona Rukschcio in der Kategorie „Local Artists“wurde ebenfalls ausgezeichnet, Rukschcio befragt darin Frauen und Männer nach Übergriffs- und Missbrauchserfahrungen und ihren Strategien dagegen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Kurzfilm „Schneemann“von Leni Gruber. Das Festival läuft noch bis zum 1. Mai, Abschlussfilm ist Christian Petzolds AnnaSeghers-Verfilmung „Transit“, die am Freitag österreichweit ins Kino kommt.