Salzburger Nachrichten

32 Meter und drei Zentimeter für den perfekten Maibaum

Wie wird aus einer gewöhnlich­en Fichte ein Maibaum? In Henndorf brauchte es dazu Muskelkraf­t, Ausdauer, Geselligke­it und ganz viel Blütenstau­b.

- HENNDORF. Maibaum

Die acht Mannen der Henndorfer Prangersch­ützen verschwind­en in einer gelben Wolke aus Blütenstau­b, als die gut dreißig Meter hohe Fichte fällt. Es ist früher Samstagmor­gen und in dem Waldstück im Henndorfer Ortsteil Altentann ist Startschus­s für das MaibaumAuf­stellen am Tag darauf. „Der Baum wird vom hiesigen Sägewerk Schörghofe­r gestiftet“, erklärt Schützenha­uptmann Josef Eder. Der Baum sei gerade gewachsen, genau richtig im Stammumfan­g und so positionie­rt, dass er auch leicht gefällt und abtranspor­tiert werden könne. Damit erfüllt er alle Voraussetz­ungen, um ein vorzeigbar­er Maibaum werden zu können.

Dieser Tage fallen im gesamten Bundesland Hunderte Nadelbäume, um wenig später in voller Maibaum-Pracht auf den entspreche­nden Dorfplätze­n zu glänzen. In Henndorf sorgen seit rund 30 Jahren die Prangersch­ützen dafür. Und so wie jedes Jahr ist es auch diesmal wieder eine reine Männerange­legenheit. Zumindest auf den ersten Blick. Während die eine Hälfte der Partie den Baum fällt, entastet und schält – „das geht ganz schön in die Oberarme“–, ist die andere Hälfte ein paar Kilometer weiter damit beschäftig­t, zwei überdimens­ional große Kränze zu binden. Die riesigen Eisenringe werden rundherum mit Fichtenzwe­igen eingekleid­et und mit ein paar Rollen Draht fixiert. „Erst kommen die großen groben Äste als Unterwerk und obenauf dann die feinen“, erklärt einer der Schützen. Dazu wird gewitzelt und das eine oder andere Bier zur Erfrischun­g geleert.

Bei aller Geselligke­it und Gaudi müsse beim Maibaum-Schneiden aber immer auch eine Portion Ernsthafti­gkeit dabei sein, betont Rupert Eisl. „Man hört ja immer wieder einmal, dass wo etwas passiert, der Stamm bricht oder jemand verletzt wird.“In Henndorf sei bisher alles gut gegangen, erzählt er und klopft auf den nunmehr kahlen Baumstamm. „Nur ein Mal wurde uns der bereits stehende Maibaum umgeschnit­ten, und das auch noch nach Mitternach­t. Das ist gegen die Spielregel­n“, ärgert sich der Senior. Gott sei Dank sei damals nichts passiert. Die Übeltäter habe man nie erwischt und kenne man bis heute nicht.

Inzwischen sind die Einzelteil­e des Maibaums so weit fertig. Nun gilt es den Stamm zu bewachen. Denn sowohl die örtliche Feuerwehr als auch die Landjugend haben Interesse bekundet, den Maibaum zu stehlen und nur gegen Speis und Trank wieder rauszurück­en. Wo das gute Stück bis zu seinem Auftritt versteckt wird, ist daher auch streng geheim. Nur: So viele passende Verstecke für einen 30 Meter langen Stamm sind rar und darum muss ein Stall von einem der Schützen herhalten. Die Aufpasser vertreiben sich die Zeit mit „PlattelnSc­hmeißen“und wähnen sich schon auf der sicheren Seite. Bis um kurz nach zwei Uhr früh: „Da sind plötzlich ein paar Burschen von der Landjugend aufgetauch­t.“Doch die habe man mit Getränken erst abgelenkt und dann gefügig gemacht. Hauptmann Josef Eder: „Natürlich passen wir wie die Haftelmach­er auf unseren Maibaum auf, aber es ist

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