Salzburger Nachrichten

Abenteuer halten die Beziehung lebendig

Ein internatio­naler Kongress in Wien fragt nach der Zukunft der Paarbezieh­ung. Wie lässt sich verhindern, dass die Routine – auch im Bett – die Liebe aushungert? Und was kann eine Paartherap­ie bewirken?

- Imago-Paarkongre­ss: Von heute, Freitag, bis Samstag veranstalt­et Imago Austria den internatio­nalen Kongress „Die Zukunft der Paarbezieh­ung“. Ort: Sigmund-FreudUnive­rsität Wien, Freud-Platz 1, Wien. Info: IMAGOCONGR­ESS.AT

Wie lässt sich verhindern, dass die Routine – auch im Bett – die Liebe aushungert? Es geht darum, dass Paare zwischendu­rch dem Alltag entfliehen. Und was kann eine Paartherap­ie bewirken?

Es muss nicht unbedingt die Weltreise mit Wüstendurc­hquerung oder die Raftingtou­r im reißenden Fluss sein. Wenn die ImagoPaart­herapeutin Elisabeth Gatt-Iro davon spricht, dass Abenteuer eine Beziehung lebendig halten, dann denkt sie neben „Makroabent­euern“auch an „Mikroabent­euer“: „Es geht darum, dass Paare einander wieder in Situatione­n erleben, die sie aus dem Alltag und ihren gewohnten Mustern heraushole­n.“

Auf die Frage, wie bald sich die Gewohnheit zwischen Mann und Frau einzuschle­ichen beginnt, meint die Gesundheit­spsycholog­in: „Etwa nach fünf Jahren habe ich bei Paaren den Eindruck, dass vieles zur Routine wird – wobei es Beziehunge­n gibt, bei denen sich die Langeweile schon früher breitmacht.“

Dann sei es höchste Zeit zumindest für das eine oder andere „Mikroabent­euer“. Zum Beispiel: „Morgen stehen wir um vier Uhr auf und schauen uns den Sonnenaufg­ang an“oder „Heute ist ein so schöner Abend: Komm, jetzt gehen wir noch tanzen“oder am Freitag „An diesem Wochenende fahren wir ins Blaue. Wir wissen beide nicht, wo wir hinfahren, aber wir fahren los.“

Abenteuer gebe es aber nicht nur outdoor, betont Gatt-Iro. „Es macht auch lebendig, sexuell gemeinsam wieder einmal etwas zu erforschen und im Bett etwas auszuprobi­eren. Zum Beispiel indem man sich besonders viel Zeit nimmt.“Von Zeit zu Zeit wäre es gut, hinzuschau­en, ob die Sexualität beim kleinsten gemeinsame­n Nenner gelandet ist, wo man zwar weiß, was beiden guttut, wo aber das Feuer verloren gegangen ist.

„Um gemeinsame Abenteuer zu finden, ist eine Initiative notwendig, die auch damit beginnen könnte, dass beide für sich überlegen: Was bedeutet Abenteuer für mich? Haben wir gemeinsam Abenteuer erlebt, die mich belebt haben? Wonach sehne ich mich? Was kommt zu kurz und was möchte ich endlich wieder erleben?“

Wenn aber der Partner, die Partnerin nicht mitkann? „Es geht schon auch darum, sich ein Stück weit zu dehnen und zu wachsen“, sagt die Paartherap­eutin. „Das heißt nicht, dass Paare alles zusammen machen müssen, das würde erst recht wieder zu Fadesse und extremer Bezogenhei­t aufeinande­r führen.“Aber es gehe darum, „sich in ein neues Verhalten hineinzude­hnen und zu sagen: Ich lasse das alte Bild von dir und mir los und schaue mir an, was ich brauche, damit ich das Neue mit dir machen kann“.

Wenn man mit seinem Partner, seiner Partnerin nie ein solches Abenteuer bestehe, werde einer sich irgendwann jemand anderen dafür suchen, sagt Gatt-Iro. „Es ist wichtig, ein Stück weit präsent zu bleiben und nicht immer zu sagen: Mach das mit deinen Freunden, mich freut das nicht. Ich muss mich auch fragen, was das für mich oder die Beziehung heißt, wenn ich nie bei deinen Abenteuern dabei bin.“

„Was heißt das, wenn ich nie dabei bin?“Elisabeth Gatt-Iro, Imago-Paartherap­eutin

Folgt dann das Abenteuer mit einem anderen Partner, einer anderen Partnerin? „Wenn man sich im Alltag verliert, geschieht das Abenteuer in einer Affäre oder die Energie geht aus der Partnerbez­iehung hinaus, indem ich übermäßig viel Sport betreibe, anstatt mit meiner Frau zusammen zu sein, oder indem ich im Beruf mehr Gas gebe, anstatt gemeinsame Abenteuer zu suchen.“

Gatt-Iro zitiert eine Studie über Frauen, die schon lang in ihrer Be- ziehung leben, „wirklich glücklich verheirate­t sind“und keine Beziehungs­probleme haben. Solche Frauen tendieren irgendwann dazu, fremdzugeh­en, weil ihr Partner zu wenig für Abenteuer sorgt. „Manche Männer übersehen, dass es nicht nur um die Zufriedenh­eit ihrer Partnerin geht, sondern auch darum, sie des Öfteren mit einem Abenteuer zu überrasche­n.“

Die Schlussfol­gerung der Paartherap­eutin: „Selbst wenn die Be- ziehung gut geht, soll man sie nicht schleifen lassen, sondern immer wieder Lebendigke­it hineinbrin­gen durch etwas Unerwartet­es und Überrasche­ndes.“

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BILD: SN/SAMMLUNG PALMERI Raus aus dem Alltag – in der Natur und beim Sex.
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