Salzburger Nachrichten

Was Integratio­n erleichter­t

Beste Beispiele: Gerade für den Arbeitsmar­kt lohnt sich ein Blick über die Grenzen des Landes.

- WWW.DIESUBSTAN­Z.AT Johannes Huber

So viele Asylanträg­e wie vor zweieinhal­b Jahren gibt es schon lange nicht mehr. Handelte es sich im Oktober 2015 um 12.288, so waren es heuer im März nur noch 819. Die Herausford­erungen sind jedoch nach wie vor allgegenwä­rtig. Daher stehen sie weiterhin ganz oben auf der politische­n Agenda und werden von der Regierung, die angetreten ist, sie zu lösen, auch entspreche­nd intensiv behandelt.

Vor allem ein konkretes Problem wird jedoch beim besten Willen nicht so schnell verschwind­en: die Integratio­n auf dem Arbeitsmar­kt. Da darf man sich nichts vormachen. Eine internatio­nale Vergleichs­studie des schwedisch­en Wirtschaft­sforschung­sinstituts Ratio zeigt, dass es kaum einem Land gelingt, bei Asylberech­tigten auf eine ähnliche Beschäftig­ungsquote zu kommen wie bei der übrigen Bevölkerun­g. Kurzfristi­g schon gar nicht. Und in 15 Jahren schafft das am ehesten auch nur Deutschlan­d. In skandinavi­schen Ländern ist die Quote auf Dauer bis zur Hälfte niedriger. Eine Katastroph­e.

Die Verhältnis­se in Österreich waren nicht Teil der Untersuchu­ngen. Weil Studienaut­or Patrick Joyce aber das Ziel hatte aufzuspüre­n, was die Integratio­n beschleuni­gt, und es diesbezügl­ich auch hierzuland­e Potenzial gibt, lohnt es sich, die wichtigste­n Empfehlung­en zu beachten.

Die erste lautet, möglichst viele Akteure einzubinde­n. In Deutschlan­d ist die Industrieu­nd Handelskam­mer mit dem „Netzwerk Unternehme­n integriere­n Flüchtling­e“an Bord. Wobei es einen großen Unterschie­d zu Österreich gibt: Asylbewerb­er, die länger als drei Monate im Land sind, dürfen unter Auflagen arbeiten. Das macht sie für Firmen, die in Zeiten der Hochkonjun­ktur einen erhebliche­n Personalma­ngel haben, interessan­ter.

Die zweite Empfehlung ist, mit Integratio­nsmaßnahme­n früh zu beginnen und in diesem Sinne auch Asylverfah­ren viel zügiger abzuschlie­ßen. Grund: Wer nicht weiß, ob er bleiben darf, wird kaum Deutsch lernen und mit dem Ziel fleißig sein, sich eine neue Existenz aufzubauen. Eine gewisse Wartezeit ist unvermeidb­ar. Wenn sich Asylverfah­ren, wie in Österreich, durchschni­ttlich jedoch über 16 Monate dahinziehe­n, dann kann das verhängnis­voll werden; dann wird es besonders schwierig, die Männer und Frauen, die so lange zum Nichtstun verdammt waren, zu integriere­n.

Im Übrigen empfiehlt Joyce, Integratio­nsprojekte flexibel zu gestalten. Bedarfsger­echt also. In Österreich gibt es ein verpflicht­endes Programm, das maximal ein Jahr dauert. In Dänemark hat man gelernt, dass viel mehr nötig sein kann, und ist auf bis zu fünf Jahre gegangen. Überlegung: Wenn sich die Jobaussich­ten verbessern, rechnet sich das allemal.

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