Heilig ist bei diesem Giro nur der Startort
Der Giro beginnt am heutigen Freitag in Jerusalem und wird vom Thema Doping begleitet.
SALZBURG. An entlegene Startorte bei großen Rundfahrten hat man sich schon gewöhnt, dieser Startort ist jedoch selbst für den Radsport richtig exotisch: In der Altstadt von Jerusalem beginnt am heutigen Freitag der 101. Giro d’Italia. Möglich hat das ein radsportbegeisterter Immobilienmilliardär gemacht, der eigentlich aus Kanada stammt und 2016 nach Israel übersiedelt ist. Der lässt sich zusammen mit Sponsoren und der israelischen Tourismusbehörde den Auftakt unglaubliche 27 Millionen Euro kosten, allein Topstar Chris Froome soll für sein Antreten eine Gage von 1,4 Millionen Euro erhalten.
Damit das aber kein einmaliges Ereignis bleibt, wurde auch ein eigenes israelisches Profiteam gegründet, die Israel Cycling Academy. Das Team nahm im Vorjahr schon an der Österreich-Rundfahrt teil, der Giro ist jetzt die erste große Rundfahrt. Der Aufwand für den Start in Jerusalem ist nicht nur finanziell enorm, es ist auch ein gewaltiger logistischer Aufwand: Rund 4000 Polizisten und auch Scharfschützen sollen den Auftakt schützen. Am Sonntag geht es mit fünf Frachtflugzeugen zurück nach Italien.
Doch so eindrucksvoll die Bilder des Starts wirken sollen, so dunkel sind schon jetzt die Schatten, die über diesem Giro liegen. Das hat mit der seit acht Monaten ungeklärten Dopingaffäre um Chris Froome zu tun. Der Seriensieger aus Großbritannien wurde im September des Vorjahres mit einem doppelt erhöhten Wert des Asthmamittels Salbutamol ertappt. Froome ist Asthmatiker, darf also das Mittel verwenden, hat jedoch Schwierigkeiten, den hohen Wert zu erklären. Das laufende Dopingverfahren soll bis zur Tour abgeschlossen sein.
Daher haben viele Teamchefs und Kollegen auf Froome eingewirkt, er möge doch auf eine Teilnahme verzichten. Davon wollte er aber nichts wissen. „Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht habe und warum ich hier nicht fahren sollte“, meinte Froome. Dem Radsport droht so eine Wiederholung des Worst-Case-Szenarios: Schon 2011 gewann Alberto Contador den Giro, obwohl er zuvor des Dopings überführt worden war. 2012 wurde Contador gesperrt, der Giro-Sieg wurde ihm rückwirkend aberkannt.
Drei Österreicher sind in den kommenden drei Wochen auf dem Weg von Jerusalem nach Rom dabei: Patrick Konrad (Bora) strebt mithilfe seines Teamkollegen Felix Großschartner einen Platz unter den Top 10 der Gesamtwertung an, Georg Preidler bestreitet schon seine siebte große Rundfahrt.