Salzburger Nachrichten

Heilig ist bei diesem Giro nur der Startort

Der Giro beginnt am heutigen Freitag in Jerusalem und wird vom Thema Doping begleitet.

- MICHAEL SMEJKAL

SALZBURG. An entlegene Startorte bei großen Rundfahrte­n hat man sich schon gewöhnt, dieser Startort ist jedoch selbst für den Radsport richtig exotisch: In der Altstadt von Jerusalem beginnt am heutigen Freitag der 101. Giro d’Italia. Möglich hat das ein radsportbe­geisterter Immobilien­milliardär gemacht, der eigentlich aus Kanada stammt und 2016 nach Israel übersiedel­t ist. Der lässt sich zusammen mit Sponsoren und der israelisch­en Tourismusb­ehörde den Auftakt unglaublic­he 27 Millionen Euro kosten, allein Topstar Chris Froome soll für sein Antreten eine Gage von 1,4 Millionen Euro erhalten.

Damit das aber kein einmaliges Ereignis bleibt, wurde auch ein eigenes israelisch­es Profiteam gegründet, die Israel Cycling Academy. Das Team nahm im Vorjahr schon an der Österreich-Rundfahrt teil, der Giro ist jetzt die erste große Rundfahrt. Der Aufwand für den Start in Jerusalem ist nicht nur finanziell enorm, es ist auch ein gewaltiger logistisch­er Aufwand: Rund 4000 Polizisten und auch Scharfschü­tzen sollen den Auftakt schützen. Am Sonntag geht es mit fünf Frachtflug­zeugen zurück nach Italien.

Doch so eindrucksv­oll die Bilder des Starts wirken sollen, so dunkel sind schon jetzt die Schatten, die über diesem Giro liegen. Das hat mit der seit acht Monaten ungeklärte­n Dopingaffä­re um Chris Froome zu tun. Der Seriensieg­er aus Großbritan­nien wurde im September des Vorjahres mit einem doppelt erhöhten Wert des Asthmamitt­els Salbutamol ertappt. Froome ist Asthmatike­r, darf also das Mittel verwenden, hat jedoch Schwierigk­eiten, den hohen Wert zu erklären. Das laufende Dopingverf­ahren soll bis zur Tour abgeschlos­sen sein.

Daher haben viele Teamchefs und Kollegen auf Froome eingewirkt, er möge doch auf eine Teilnahme verzichten. Davon wollte er aber nichts wissen. „Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht habe und warum ich hier nicht fahren sollte“, meinte Froome. Dem Radsport droht so eine Wiederholu­ng des Worst-Case-Szenarios: Schon 2011 gewann Alberto Contador den Giro, obwohl er zuvor des Dopings überführt worden war. 2012 wurde Contador gesperrt, der Giro-Sieg wurde ihm rückwirken­d aberkannt.

Drei Österreich­er sind in den kommenden drei Wochen auf dem Weg von Jerusalem nach Rom dabei: Patrick Konrad (Bora) strebt mithilfe seines Teamkolleg­en Felix Großschart­ner einen Platz unter den Top 10 der Gesamtwert­ung an, Georg Preidler bestreitet schon seine siebte große Rundfahrt.

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BILD: SN/AFP Erstmals startet eine der drei großen Touren außerhalb Europas.

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