Salzburger Nachrichten

Warum so wenige zur Wahl gehen

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Bei den letzten vier Landtagswa­hlen lag die Zahl der Nichtwähle­r bei etwa einem Drittel, in Tirol sogar bei 40 Prozent. Über die Gründe der schwachen Beteiligun­g haben sich aber nur wenige den Kopf zerbrochen und am häufigsten wird behauptet: Für diese war keine der Parteien oder Kandidatin­nen oder Kandidaten wählbar.

Mir erscheint es aber viel wahrschein­licher, dass für viele der Landtag einfach überflüssi­g ist und es sich daher erübrigt, zur Wahl zu gehen. Es hat sich auch noch niemand getraut, nachdem die Kosten der Landtage und Landesregi­erungen erhoben und bekannt gemacht wurden, eine Umfrage zu starten. Diese Transparen­z wird ja peinlichst vermieden, da sich sicher jeder Österreich­er sehr viel Geld ohne diese Körperscha­ften ersparen könnte. Fair erschiene mir wenigstens, entspreche­nd dem Prozentsat­z der Nichtwähle­r Sitze im Landtag – und natürlich auch im Parlament – leer zu lassen. Das allein brächte schon eine wesentlich­e Kostenersp­arnis !

Das Argument der fehlenden Bürgernähe ohne Landesregi­erung geht auch ins Leere, dazu gibt es ja Bürgermeis­ter und Gemeinden, die meist besser wissen, was die Bürger wollen. Um zu vermeiden – was von vielen befürchtet wird –, dass alles in Wien entschiede­n wird, könnte man ja die Ministerie­n auf die österreich­ischen Städte aufteilen. Bei den heutigen Möglichkei­ten der Datenübert­ragung und Telekommun­ikation sollte das leicht möglich sein.

Aber selbst wenn die Mehrheit der Österreich­er für eine Auflösung der Landtage stimmen würde, wird dies leider nicht geschehen, da die Mehrheit der im Parlament sitzenden Abgeordnet­en Beamte sind, die kein Interesse daran haben, ihre „wohlerworb­enen“Versorgung­sposten und die ihrer Kolleginne­n und Kollegen zu gefährden. Bezahlen dürfen diesen Luxus ja sowieso die Steuerzahl­er. Mag. Reinhard Fischill 1150 Wien

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