Jeder Dritte braucht einen Unfallchirurgen
Im UKH sind die Überlebenschancen von schwer verletzten Personen höher als im internationalen Vergleich. Das Jahr 2017 war besonders intensiv.
Das Salzburger Unfallkrankenhaus versorgt im internationalen Vergleich besonders viele schwer verletzte Personen. Und diese haben in Salzburg eine deutlich höhere Überlebenswahrscheinlichkeit, als die medizinischen Rechenmodelle ergeben. Das geht aus den Zahlen des deutschen Registers für Unfallchirurgie hervor. 645 Kliniken sind darin erfasst. Spitäler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Finnland, den Niederlanden, Belgien und Slowenien sind Teil dieses Registers.
Das UKH sei dabei im Jahr 2016 unter jenen Kliniken gewesen, die Patienten mit den schwersten Verletzungen behandelten, sagt der neue ärztlicher Leiter, Wolfgang Voelckel. „Nur 14 Kliniken hatten Patienten mit schwereren Verletzungen. Und unsere Zah- len zeigen, dass wir im Jahr 2017 wohl unter die Top Ten kommen werden.“Denn im Vorjahr habe man im UKH besonders viele schwer verletzte Personen behandelt, sagt Voelckel.
Wie wird das berechnet? In dem Register werden alle schwer verletzten Patienten auf einer Skala von null bis 75 eingestuft. Je höher die Zahl, desto schwerer die Verletzung. „Im Jahr 2016 hatten wir einen durchschnittlichen Messwert von 24,2. Und im Jahr 2017 hatten wir einen Wert von 27.“Eine Auswertung, wie das Spital im Vergleich dasteht, bekommt Voelckel im Herbst. Bereits jetzt kann er aber sagen, dass das Jahr 2017 für sein Team besonders intensiv war. „Das hat uns an unsere Grenzen gebracht.“
Angesichts dieser Tatsache macht Voelckel noch eine andere Zahl aus dem unfallchirurgischen Register stolz. Dort wird nämlich auch prognostiziert, wie hoch die Sterblichkeit der Patienten in den Häusern sein sollte. „Wer besonders viele schwer verletzte Personen behandelt, muss damit rechnen, dass er auch Patienten verliert“, sagt Voelckel. Das Register errechnete dem UKH, dass 15 Prozent der dort behandelten schwer verletzten Personen versterben. „Tatsächlich verlieren wir aber elf Prozent dieser Patienten.“
Eine Erklärung für diesen guten Wert hat Voelckel auch. „Viele kennen die Fernsehbilder von den Boxencrews der Formel 1. Wir arbeiten ähnlich. Bei besonders schwer verletzten Personen sind die ersten Minuten entscheidend. Wir müssen hier Hand in Hand arbeiten.“
Auch für die hohe Zahl der schwer Verletzten hat Voelckel eine Erklärung. Pro 100.000 Einwohner ist diese Zahl in Salzburg doppelt so hoch wie im internationalen Vergleich. „Da kommen mehrere Faktoren zusammen: Der Sport- und Freizeittourismus. Dann ist Salzburg eine Reiseregion, in der viele auf den Straßen unterwegs sind. Auch die Industrie spielt hier eine Rolle.“
Das spüren in Salzburg alle Spitäler, die Patienten nach Unfallverletzungen versorgen. „Wir haben in Salzburg 33.000 ambulante Kontakte auf 100.000 Einwohner. Das heißt: Einer von drei Personen braucht in Salzburg im Jahr einen Unfallchirurgen.“
„Wir arbeiten zusammen wie eine Boxencrew bei der Formel 1.“