Die gar nicht so eitlen Wünsche der General(s)sekretäre
Was wirklich hinter bunten Fantasieuniformen und inflationär auftretenden Neo-Amtsträgerbildnissen stecken könnte.
Leonid Breschnew war einer (bei der KPdSU), Angela Merkel auch (bei der CDU), Jens Stoltenberg (bei der NATO), ebenso Kofi Annan (UNO). Sogar Peter Launsky-Tieffenthal war einer (bei der UNO, wenn auch nur Unter-).
In Österreich gibt es ein paar Stufen drunter plötzlich so viele wie nie zuvor: Generalsekretäre. Die Regierung hat – aus Gründen der sparsamen Verwaltung – eine zusätzliche Verwaltungsebene eingezogen. In den Ministerien dürfen Generalsekretäre das Zusammenspiel zwischen politischen Ministerbüros und unpolitischer(er) Beamtenschaft gewissermaßen politisch upgraden. Ob dadurch nun die Ministerien besonders aufgeblasen sind oder nur die Generalsekretäre, das zu beurteilen bleibt dem Steuerzahler überlassen. Es gibt so manche Indizien in die eine oder andere Richtung.
Generalsekretäre scheinen sich jedenfalls ihrer immensen Bedeutung bewusst zu sein. So ließ sich der Generalsekretär im Innenministerium, Peter Goldgruber, eine noch nie da gewesene Repräsentationsuniform schneidern mit einer großen weißen Lilie auf goldenem Grund am Kragen und erstmals überhaupt roten und gold(gruberfarb)enen Längsstreifen an den Hosenbeinen. Die güldenen Längsstreifen wurden – damit sind auch die Prioritäten klar – am Tag nach dem Amtsantritt Goldgrubers „normiert“.
Der Heeres-Generalsekretär forderte gar per „dringender Weisung“auf, „sämtliche derzeit in Kanzleien, Lehrsälen, auf Tafeln bei den Wachen und Diensten vom Tag etc. hängenden Bilder mit Vorgesetzten um das Foto des HGS (in der Reihenfolge HBP, HBM, HGS) ehestmöglich zu ergänzen“. HBP heißt Van der Bellen, HBM heißt Kunasek, und HGS heißt weder HaGia Sofia noch HerZiger Spaßvogel.
Die anderen Ressorts sind wunschmäßig bescheidener. Manch Generalsekretär soll sich ein schickes Fitnessstudio im Ministerium gewünscht haben – das gibt es etwa im mit Ab- stand steuerzahlernächsten Ressort aber ohnedies schon längst. Der langjährige Generalsekretär im Außenamt musste sich auch etwas wünschen: Es wurde die Botschaft in Paris. Medienberichten zufolge hat ihn die neue Ministerin aber eher dorthin verwünscht.
Dafür, dass nur die Generalsekretäre der Uniform-Ressorts mit richtig geltungsbedürftigen Wünschen auffallen, gibt es vielleicht sogar eine Erklärung. Von den SN befragte Tiefenpsychologen und Semantikexperten geben dem auf den ersten Blick vielleicht nach übersteigertem Geltungsbedürfnis aussehendem Drängen der Generalsekretäre einen neuen Sinn. Die zwei Generalsekretäre machen nur deshalb ein derartiges Brimborium um sich, weil es eben – und nur – in ihren Ressorts Generäle gibt und sie in der Außenwahrnehmung keinesfalls als Schreibkräfte dieser Generäle – also als Generals-Sekretäre rüberkommen wollen. – Kann aber auch ganz anders sein.