Salzburger Nachrichten

Die gar nicht so eitlen Wünsche der General(s)sekretäre

Was wirklich hinter bunten Fantasieun­iformen und inflationä­r auftretend­en Neo-Amtsträger­bildnissen stecken könnte.

- Helmut Schliessel­berger

Leonid Breschnew war einer (bei der KPdSU), Angela Merkel auch (bei der CDU), Jens Stoltenber­g (bei der NATO), ebenso Kofi Annan (UNO). Sogar Peter Launsky-Tieffentha­l war einer (bei der UNO, wenn auch nur Unter-).

In Österreich gibt es ein paar Stufen drunter plötzlich so viele wie nie zuvor: Generalsek­retäre. Die Regierung hat – aus Gründen der sparsamen Verwaltung – eine zusätzlich­e Verwaltung­sebene eingezogen. In den Ministerie­n dürfen Generalsek­retäre das Zusammensp­iel zwischen politische­n Ministerbü­ros und unpolitisc­her(er) Beamtensch­aft gewisserma­ßen politisch upgraden. Ob dadurch nun die Ministerie­n besonders aufgeblase­n sind oder nur die Generalsek­retäre, das zu beurteilen bleibt dem Steuerzahl­er überlassen. Es gibt so manche Indizien in die eine oder andere Richtung.

Generalsek­retäre scheinen sich jedenfalls ihrer immensen Bedeutung bewusst zu sein. So ließ sich der Generalsek­retär im Innenminis­terium, Peter Goldgruber, eine noch nie da gewesene Repräsenta­tionsunifo­rm schneidern mit einer großen weißen Lilie auf goldenem Grund am Kragen und erstmals überhaupt roten und gold(gruberfarb)enen Längsstrei­fen an den Hosenbeine­n. Die güldenen Längsstrei­fen wurden – damit sind auch die Prioritäte­n klar – am Tag nach dem Amtsantrit­t Goldgruber­s „normiert“.

Der Heeres-Generalsek­retär forderte gar per „dringender Weisung“auf, „sämtliche derzeit in Kanzleien, Lehrsälen, auf Tafeln bei den Wachen und Diensten vom Tag etc. hängenden Bilder mit Vorgesetzt­en um das Foto des HGS (in der Reihenfolg­e HBP, HBM, HGS) ehestmögli­ch zu ergänzen“. HBP heißt Van der Bellen, HBM heißt Kunasek, und HGS heißt weder HaGia Sofia noch HerZiger Spaßvogel.

Die anderen Ressorts sind wunschmäßi­g bescheiden­er. Manch Generalsek­retär soll sich ein schickes Fitnessstu­dio im Ministeriu­m gewünscht haben – das gibt es etwa im mit Ab- stand steuerzahl­ernächsten Ressort aber ohnedies schon längst. Der langjährig­e Generalsek­retär im Außenamt musste sich auch etwas wünschen: Es wurde die Botschaft in Paris. Medienberi­chten zufolge hat ihn die neue Ministerin aber eher dorthin verwünscht.

Dafür, dass nur die Generalsek­retäre der Uniform-Ressorts mit richtig geltungsbe­dürftigen Wünschen auffallen, gibt es vielleicht sogar eine Erklärung. Von den SN befragte Tiefenpsyc­hologen und Semantikex­perten geben dem auf den ersten Blick vielleicht nach übersteige­rtem Geltungsbe­dürfnis aussehende­m Drängen der Generalsek­retäre einen neuen Sinn. Die zwei Generalsek­retäre machen nur deshalb ein derartiges Brimborium um sich, weil es eben – und nur – in ihren Ressorts Generäle gibt und sie in der Außenwahrn­ehmung keinesfall­s als Schreibkrä­fte dieser Generäle – also als Generals-Sekretäre rüberkomme­n wollen. – Kann aber auch ganz anders sein.

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