Salzburger Nachrichten

Das Leben ist eine Performanc­e

Transgende­r-Künstlerin präsentier­t in Graz begehbare Malerei.

- Ausstellun­g: Ashley Hans Scheirl, Genital Economy Posing, Grazer Künstlerha­us, Bis 21. 6.

GRAZ. Es spritzt. Schwarze Farbe auf einem monströsen weißen Bühnenaufb­au, zugleich auch Flüssigkei­t aus unterschie­dlichen menschlich­en Körperöffn­ungen, die auf Gemälden und Grafiken zu sehen sind. Weiters zu sehen: Dildos, Geschlecht­sorgane und andere eindeutig mehrdeutig­e Gesten und Formen. „Es ist ein präpubertä­res Spiel mit sexuellen Symbolen“, sagt Ashley Hans Scheirl, die grell und auffällig gekleidet auf einem roten Teppich ihrer Ausstellun­g „Genital Economy Posing“im Grazer Künstlerha­us steht.

Die in Salzburg geborene Künstlerin, die sich als „Transmedia Künstlerin“versteht, hat die Ausstellun­gshalle in eine begehbare, aus Objekten, Malerei, Schriften und Aufbauten bestehende Installati­on verwandelt. Im Zentrum dieses Zwitters aus Laufsteg und Bühne prangt eine erhobene Faust, doch es ist kein bloßes Symbol der Macht, sondern eben auch wieder eine libidinöse Anspielung. Die eigene Sexualität, das private Körpergefü­hl und das Infrageste­llen von Identitäte­n sind Fixpunkte in der Kunst von Scheirl, die als Angela geboren wurde, sich seit dem 40. Geburtstag Hans nennt und seit zwei Jahren zusätzlich noch den Unisex-Vornamen Ashley führt.

Die Grenzen zwischen Mann und Frau verschwimm­en ebenso wie jene zwischen den Kunstgattu­ngen: Scheirls Parcours der Sinnesirri­tationen ist ein vielschich­tiges, plakatives Bekenntnis zum Überwinden von Denkgrenze­n. „In der Ausstellun­g möchte ich die Zirkulatio­n meiner Körperteil­e mit der Zirkulatio­n der verwendete­n Medien überlagern“, sagt Scheirl, die im Vorjahr auch auf der documenta 14 mit Arbeiten präsent war. Ob die Weltkunsts­chau bei Scheirl etwas verändert hat? „Ja, es gibt viel mehr Aufmerksam­keit und Anfragen, ich habe unter anderem heuer Personalen in einer Pariser Galerie und im Salzburger Kunstverei­n.“

Über der raumgreife­nden Grazer Inszenieru­ng thront ein „Selbstport­rät mit grünem Ohr“. Witzig und nachdenkli­ch. Eine aktuelle Arbeit, die einmal über mehr subjektive Befindlich­keit berichtet. Das Innen drängt nach außen: Das ganze Leben ist eine einzige Performanc­e.

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BILD: SN/M.B. Ashley Hans Scheirl in Graz.

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