So wird die Sonne vom Freund zum Todfeind
Manchmal kennt die Chuzpe von Film- und Fernsehproduzenten keine Grenze. Da wird als Kernszenario eine kosmische Katastrophe in den Raum gestellt, welche die Erde zerstören wird. In „Hard Sun“soll die Sonne in fünf Jahren explodieren und die Erde verschlucken – ein zwar realistisches Prozedere, aber erst in vielen, vielen Millionen Jahren. Freunde der Science Fiction sollten sich aber nicht zu früh freuen, denn sechs Episoden lang wird kaum etwas über diese Apokalypse bekannt, die jedem Katastrophenfilm zur Ehre gereichen würde.
Einer Enthüllung von Einzelheiten der Bedrohung beugt die Regierung vor, indem sie alle Informationen generell als Hoax brandmarkt, als schlechten Scherz. Das durchaus ansprechende Kriminalgeschehen kann bald nicht mehr übertünchen, dass die Macher der ebenfalls rätselhaften Fernsehreihe „Luther“wenig mehr bewerkstelligen, als die nächste Staffel vorzubereiten. Und vor allem, dieser Fortsetzung alle Optionen zu belassen, sich weiterzuentwickeln. Denn ein bisschen Science muss in aller Fiction sein, will sie den Anschein von Realität haben, die für eine Betroffenheit der Zuschauer unabdingbar ist. Nur so kann Spannung entstehen.
Als die 339 Minuten vorüber sind, stecken fast alle Pfeile noch im Köcher, sind kaum Karten ausgespielt: Aus „Hard Sun“kann künftig ebenso eine tolle Bonanza werden wie eine herbe Enttäuschung. Für beide Varianten freilich ist diese erste Staffel als Frotzelei unabdingbar. Denn die budgetsparende Option, „Ätsch“zu sagen und alles als Einbildung hinzustellen, muss ein Fundament haben. Und sei es ein wackliges.