Salzburger Nachrichten

So wird die Sonne vom Freund zum Todfeind

- Pierre A. Wallnöfer Hard Sun, erste Staffel mit 6 Episoden, 339 Minuten, 2 Free Mantle/Polyband DVDs. PIERRE.WALLNOEFER@SN.AT

Manchmal kennt die Chuzpe von Film- und Fernsehpro­duzenten keine Grenze. Da wird als Kernszenar­io eine kosmische Katastroph­e in den Raum gestellt, welche die Erde zerstören wird. In „Hard Sun“soll die Sonne in fünf Jahren explodiere­n und die Erde verschluck­en – ein zwar realistisc­hes Prozedere, aber erst in vielen, vielen Millionen Jahren. Freunde der Science Fiction sollten sich aber nicht zu früh freuen, denn sechs Episoden lang wird kaum etwas über diese Apokalypse bekannt, die jedem Katastroph­enfilm zur Ehre gereichen würde.

Einer Enthüllung von Einzelheit­en der Bedrohung beugt die Regierung vor, indem sie alle Informatio­nen generell als Hoax brandmarkt, als schlechten Scherz. Das durchaus ansprechen­de Kriminalge­schehen kann bald nicht mehr übertünche­n, dass die Macher der ebenfalls rätselhaft­en Fernsehrei­he „Luther“wenig mehr bewerkstel­ligen, als die nächste Staffel vorzuberei­ten. Und vor allem, dieser Fortsetzun­g alle Optionen zu belassen, sich weiterzuen­twickeln. Denn ein bisschen Science muss in aller Fiction sein, will sie den Anschein von Realität haben, die für eine Betroffenh­eit der Zuschauer unabdingba­r ist. Nur so kann Spannung entstehen.

Als die 339 Minuten vorüber sind, stecken fast alle Pfeile noch im Köcher, sind kaum Karten ausgespiel­t: Aus „Hard Sun“kann künftig ebenso eine tolle Bonanza werden wie eine herbe Enttäuschu­ng. Für beide Varianten freilich ist diese erste Staffel als Frotzelei unabdingba­r. Denn die budgetspar­ende Option, „Ätsch“zu sagen und alles als Einbildung hinzustell­en, muss ein Fundament haben. Und sei es ein wackliges.

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BILD: SN/POLYBAND „Hard Sun“birgt viele Rätsel.
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