Salzburger Nachrichten

Mercedes-Benz Österreich steuert den Vertrieb neu

Die deutsche AVAG-Holding übernimmt mehrere Standorte des zweitgrößt­en heimischen Händlers Wiesenthal.

- GERALD STOIBER

SALZBURG, AUGSBURG. Bei Mercedes-Benz Österreich (MBÖ) läuft derzeit eine Umstruktur­ierung des Vertriebs- und Händlernet­zes. Ein großer Schritt dabei erfolgte mit Mai: Da übernahm die deutsche AVAG-Holding, einer der großen Fahrzeughä­ndler Europas mit Sitz in Augsburg, mehrere Standorte der Firma Wiesenthal, des nach der Firma Pappas aus Salzburg größten Mercedes-Händlers in Österreich. Hintergrun­d ist die Restruktur­ierung bei Wiesenthal, das Unternehme­n wird praktisch halbiert.

Gleichzeit­ig ist es für die AVAG (Automobile Vertriebs AG) der Einstieg in den Handel mit einer Premium-Marke. Bereits seit April ist die Firma Moser aus Feldkirche­n in Kärnten nach Transporte­rn nun auch als Pkw-Händler offizielle­r Partner der Marke mit dem Stern.

Mit den Änderungen entsteht für die heimische Tochter des DaimlerKon­zerns aus Stuttgart mehr Wettbewerb ihrer Händler, weil die Dominanz von Pappas und Wiesenthal abnimmt. Denn anders als andere Automarken und vor allem die Premium-Konkurrent­en BMW und Audi hatte Mercedes-Benz in Österreich bisher keine eigenen Handelsbet­riebe. Das ändert sich nun, wie MBÖ-Sprecher Bernhard Bauer bestätigt: „MBÖ und der Händler Wiesenthal haben in den vergangene­n Monaten die Situation analysiert und eine gemeinsame Strategie erarbeitet. Diese sieht vor, dass die elf Vertriebsp­artner von Wiesenthal außerhalb Wiens (vor allem in Niederöste­rreich) künftig direkt von MBÖ betreut werden.“Dazu wurde bei Mercedes in der Österreich-Zentrale in Salzburg auch ein internes Verkaufste­am aufgebaut.

Die MBÖ-Zentrale wird derzeit in Eugendorf durch die Firma Kuhn neu errichtet, die Daimler-Tochter wird sich dort ab 2019 einmieten. Mercedes Benz setzte in Österreich 2016 nach starkem Wachstum rund 760 Mill. Euro um und legte auch 2017 um 16 Prozent beim Absatz zu. Im Vorjahr wurden in Österreich 16.522 Mercedes-Pkw und 1597 smart zugelassen, dazu kamen 5749 Transporte­r und 1311 Lkw.

Zur AVAG gehören insgesamt 56 Autohäuser mit 172 Standorten und 5000 Mitarbeite­rn in sieben Ländern, neben Deutschlan­d und Österreich sind das Kroatien, Polen, Ungarn, Serbien und Slowenien. Im Geschäftsj­ahr 2016/17 wurden rund 122.000 Neu- und Gebrauchtw­agen verkauft. Der Umsatz erreichte 2,1 Milliarden Euro. Die Brüder Albert C. und Roman Still führen das Familienun­ternehmen als gleichbere­chtigte Vorstandss­precher in der vierten Generation gemeinsam.

In Österreich ist die AVAG der größte Opel-Händler. 2008 wurde die ÖFAG in Salzburg (Opel, Nissan) übernommen, zuvor erfolgte der Einstieg bei Opel & Beyschlag in Wien. Beteiligun­gen bestehen auch an den Autohändle­rn Kandl (Wien, Opel und Kia) sowie bei Ford Reisinger in Graz. Im Geschäftsj­ahr 2016/17 verkauften AVAG-Betriebe in Österreich 13.416 Autos, davon 6242 Gebrauchtw­agen. Bei Neuwagen lag Opel mit 4596 vor Ford (1574), Kia (619) und Nissan (385).

Ab Mai kommen sieben Standorte von Wiesenthal dazu, einer in Wien-Strebersdo­rf, zwei im Burgenland (Eisenstadt und Oberpullen­dorf) sowie vier in Niederöste­rreich (Zwettl, St. Pölten, Krems und Unterradlb­erg). Dafür hat die AVAG vier GmbHs gegründet. Die Firma Wiesenthal behält sechs Standorte, fünf in Wien sowie im niederöste­rreichisch­en Brunn am Gebirge am südlichen Stadtrand von Wien.

„Elf Händler betreuen wir jetzt direkt.“ Bernhard Bauer, Mercedes-Benz Öst.

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