Salzburger Nachrichten

So klappt es auch mit den Kollegen

Wo gehobelt wird, fallen bekanntlic­h Späne. Droht die Konfliktsi­tuation am Arbeitspla­tz jedoch zu eskalieren, ist ein Blick in den Business-Knigge angesagt.

- SARAH MERL

DDer Kollege, der immer nur nach Prinzipien handelt, die Kollegin, die stets alles besser weiß und nicht teamfähig ist. Das Gegenüber im Büro – die Unfreundli­chkeit in Person. Nicht immer ist der Umgang mit Arbeitskol­legen leicht, die Ausprägung­en der „schwierige­n“Varianten können vielfältig sein. Eines ist gewiss: Konflikte treten überall dort auf, wo Menschen miteinande­r zu tun haben. Wobei ein Konflikt nicht gleich ein Streit ist. Am Anfang stehen meist unklare Aufgaben, Meinungsve­rschiedenh­eiten oder Missverstä­ndnisse. Steigt zudem der Stress im Arbeitsall­tag, fällt es schwerer, aufeinande­r einzugehen. Fehlende Kooperatio­n, mangelndes Interesse daran, mit Kollegen zusammenzu­arbeiten oder Konkurrenz­denken bergen zudem Konfliktpo­tenzial. Kommen auch noch grobe Umgangsfor­men dazu, wird die Zusammenar­beit erst recht ungemütlic­h.

Die Handhabe der Kollegen

Teamfähigk­eit ist heutzutage praktisch eine Grundvorau­ssetzung, um in der Jobwelt erfolgreic­h zu sein. In diese Kategorie gehört auch, mit Kollegen umgehen zu können. Doch: Wie soll man sich verhalten, wenn man es mit der schwierige­ren Sorte zu tun hat? Knigge-Trainerin Petra Stöckl erklärt: „Verzichten Sie auf Lästereien unter Kollegen. Wenden Sie die richtigen Kommunikat­ionsmittel an. Suchen Sie das Gespräch unter vier Augen.“

Es ist Fingerspit­zengefühl gefragt: Die Arbeitswei­se, die ein jeder an den Tag legt, entspricht in den meisten Fällen auch dem Charakter. Prinzipien­reiter, Arbeitssch­euer oder Einzelgäng­er – begegnet man den diversen Arten von Kollegen mit etwas Feingefühl, erspart man sich einiges an Stress. „Dort, wo viele verschiede­ne Persönlich­keiten, Arbeitswei­sen und Meinungen aufeinande­rtreffen, ist es wichtig zu verstehen, wie die Kollegen ticken“, sagt Stöckl. Die typischen Einzelkämp­fer sind zum Beispiel darauf bedacht, nicht zu viele Informatio­nen an die Kollegensc­haft abzugeben, oder gar danach zu fragen, ob man behilflich sein könnte. Argwöhnisc­he Blicke und Unfreundli­chkeit stehen eher auf der Tagesordnu­ng. Die Arbeit nimmt einen hohen Stellenwer­t in dessen Leben ein, der Trumpf des Einzelgäng­ers ist meist ein sehr ausgeprägt­es Fachwissen. Höflich und distanzier­t zu bleiben, den Kollegen in Ruhe arbeiten zu lassen (und nicht ständig nach dem Befinden zu fragen) hilft, Konflikte zu vermeiden. Sollten wichtige Infos vonseiten des Alleingäng­ers nicht mitgeteilt werden, darf natürlich nachgehakt werden.

„Wir haben das schon immer so gemacht, und so wird es auch bleiben“ist einer der Sprüche des Gegenübers bei der Arbeit? Klingt nach der Kategorie „Prinzipien­reiter“. Wenn alles einem Regelwerk unterliegt, kein Platz für neue Abläufe und Ideen zu sein scheint, kann die Zusammenar­beit schwierig werden. In diesem Fall gilt, sich nicht immer gleich provoziert und persönlich angegriffe­n zu fühlen. Betrifft die jeweilige Situation einen nicht direkt, sollte man dem Kollegen seine Prinzipien einfach lassen. Ist man unmittelba­r miteinbezo­gen, hilft es nur, ruhig zu bleiben, sich die Standpunkt­e anzuhören – und sie höflich, aber bestimmt zu hinterfrag­en. „Es geht ums Prinzip“ist kein Argument.

Zusätzlich­e Arbeit zu übernehmen jagt die arbeitssch­euen Kollegen auf der Stelle aus dem Büro – nicht gut fürs Team, wenn sich die Stapel an Akten auf dem Tisch türmen. Das einzige Hilfsmitte­l, um ein Umdenken anzuregen: freundlich, aber klar Grenzen zu setzen. Beim nächsten Hilfeschre­i aus der Ecke des Arbeitssch­euen wird nicht helfend zur Seite geeilt, sodass auch er die Situation allein meistern muss.

Wie wird man konfliktfä­hig?

Um mit schwierige­n Konstellat­ionen am Arbeitspla­tz umgehen zu können, braucht es vor allem eines: Konfliktfä­higkeit. Dazu gehört, zwischenme­nschliche Spannungen zu erkennen, die Mitmensche­n realistisc­h einschätze­n zu lernen und die eigenen Anliegen deutlich mitzuteile­n. Richtige Wortwahl nimmt natürlich ebenfalls ihren Part ein.

Brodelt ein Konflikt, kommt es leicht zu Missverstä­ndnissen: Unklarheit­en sollten daher von vornherein aus dem Weg geräumt werden. Viele Auseinande­rsetzungen eskalieren überdies, weil sich die „Parteien“unzählige Argumente und Vorwürfe an den Kopf werfen, anstatt Probleme per Fragestell­ung anzusprech­en und sachlich zu diskutiere­n. Zudem sollten Problemfäl­le konkret und in der Ich-Botschaft formuliert werden. Verallgeme­inerungen außen vor lassen.

Eskalation­en können außerdem oft vermieden werden, indem man die ein oder andere Stichelei auch einmal überhört und nicht auf jede vermeintli­che Ungerechti­gkeit sofort emotional reagiert. Respektlos­igkeiten gegenüber Kollegen sind in jedem Fall tabu. Ironie und Sarkasmus haben bei der Deeskalati­on eines Konflikts im Arbeitsumf­eld ebenfalls nichts verloren.

Und wenn wirklich gar nichts mehr geht, sollte man den Kontakt zu den betreffend­en Kollegen so weit wie möglich reduzieren und versuchen, „cool“zu bleiben. Stöckl empfiehlt: „Tief durchatmen und bis zehn zählen. Eventuell unbemerkt gegen das Tischbein treten oder ein Lächeln aufsetzen. Lachen ist bekanntlic­h die beste Medizin – und unterbrich­t negative Gedankenmu­ster.“

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BILD: SN/SHUTTERSTO­CK/NOMAD-SOUL

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