So klappt es auch mit den Kollegen
Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne. Droht die Konfliktsituation am Arbeitsplatz jedoch zu eskalieren, ist ein Blick in den Business-Knigge angesagt.
DDer Kollege, der immer nur nach Prinzipien handelt, die Kollegin, die stets alles besser weiß und nicht teamfähig ist. Das Gegenüber im Büro – die Unfreundlichkeit in Person. Nicht immer ist der Umgang mit Arbeitskollegen leicht, die Ausprägungen der „schwierigen“Varianten können vielfältig sein. Eines ist gewiss: Konflikte treten überall dort auf, wo Menschen miteinander zu tun haben. Wobei ein Konflikt nicht gleich ein Streit ist. Am Anfang stehen meist unklare Aufgaben, Meinungsverschiedenheiten oder Missverständnisse. Steigt zudem der Stress im Arbeitsalltag, fällt es schwerer, aufeinander einzugehen. Fehlende Kooperation, mangelndes Interesse daran, mit Kollegen zusammenzuarbeiten oder Konkurrenzdenken bergen zudem Konfliktpotenzial. Kommen auch noch grobe Umgangsformen dazu, wird die Zusammenarbeit erst recht ungemütlich.
Die Handhabe der Kollegen
Teamfähigkeit ist heutzutage praktisch eine Grundvoraussetzung, um in der Jobwelt erfolgreich zu sein. In diese Kategorie gehört auch, mit Kollegen umgehen zu können. Doch: Wie soll man sich verhalten, wenn man es mit der schwierigeren Sorte zu tun hat? Knigge-Trainerin Petra Stöckl erklärt: „Verzichten Sie auf Lästereien unter Kollegen. Wenden Sie die richtigen Kommunikationsmittel an. Suchen Sie das Gespräch unter vier Augen.“
Es ist Fingerspitzengefühl gefragt: Die Arbeitsweise, die ein jeder an den Tag legt, entspricht in den meisten Fällen auch dem Charakter. Prinzipienreiter, Arbeitsscheuer oder Einzelgänger – begegnet man den diversen Arten von Kollegen mit etwas Feingefühl, erspart man sich einiges an Stress. „Dort, wo viele verschiedene Persönlichkeiten, Arbeitsweisen und Meinungen aufeinandertreffen, ist es wichtig zu verstehen, wie die Kollegen ticken“, sagt Stöckl. Die typischen Einzelkämpfer sind zum Beispiel darauf bedacht, nicht zu viele Informationen an die Kollegenschaft abzugeben, oder gar danach zu fragen, ob man behilflich sein könnte. Argwöhnische Blicke und Unfreundlichkeit stehen eher auf der Tagesordnung. Die Arbeit nimmt einen hohen Stellenwert in dessen Leben ein, der Trumpf des Einzelgängers ist meist ein sehr ausgeprägtes Fachwissen. Höflich und distanziert zu bleiben, den Kollegen in Ruhe arbeiten zu lassen (und nicht ständig nach dem Befinden zu fragen) hilft, Konflikte zu vermeiden. Sollten wichtige Infos vonseiten des Alleingängers nicht mitgeteilt werden, darf natürlich nachgehakt werden.
„Wir haben das schon immer so gemacht, und so wird es auch bleiben“ist einer der Sprüche des Gegenübers bei der Arbeit? Klingt nach der Kategorie „Prinzipienreiter“. Wenn alles einem Regelwerk unterliegt, kein Platz für neue Abläufe und Ideen zu sein scheint, kann die Zusammenarbeit schwierig werden. In diesem Fall gilt, sich nicht immer gleich provoziert und persönlich angegriffen zu fühlen. Betrifft die jeweilige Situation einen nicht direkt, sollte man dem Kollegen seine Prinzipien einfach lassen. Ist man unmittelbar miteinbezogen, hilft es nur, ruhig zu bleiben, sich die Standpunkte anzuhören – und sie höflich, aber bestimmt zu hinterfragen. „Es geht ums Prinzip“ist kein Argument.
Zusätzliche Arbeit zu übernehmen jagt die arbeitsscheuen Kollegen auf der Stelle aus dem Büro – nicht gut fürs Team, wenn sich die Stapel an Akten auf dem Tisch türmen. Das einzige Hilfsmittel, um ein Umdenken anzuregen: freundlich, aber klar Grenzen zu setzen. Beim nächsten Hilfeschrei aus der Ecke des Arbeitsscheuen wird nicht helfend zur Seite geeilt, sodass auch er die Situation allein meistern muss.
Wie wird man konfliktfähig?
Um mit schwierigen Konstellationen am Arbeitsplatz umgehen zu können, braucht es vor allem eines: Konfliktfähigkeit. Dazu gehört, zwischenmenschliche Spannungen zu erkennen, die Mitmenschen realistisch einschätzen zu lernen und die eigenen Anliegen deutlich mitzuteilen. Richtige Wortwahl nimmt natürlich ebenfalls ihren Part ein.
Brodelt ein Konflikt, kommt es leicht zu Missverständnissen: Unklarheiten sollten daher von vornherein aus dem Weg geräumt werden. Viele Auseinandersetzungen eskalieren überdies, weil sich die „Parteien“unzählige Argumente und Vorwürfe an den Kopf werfen, anstatt Probleme per Fragestellung anzusprechen und sachlich zu diskutieren. Zudem sollten Problemfälle konkret und in der Ich-Botschaft formuliert werden. Verallgemeinerungen außen vor lassen.
Eskalationen können außerdem oft vermieden werden, indem man die ein oder andere Stichelei auch einmal überhört und nicht auf jede vermeintliche Ungerechtigkeit sofort emotional reagiert. Respektlosigkeiten gegenüber Kollegen sind in jedem Fall tabu. Ironie und Sarkasmus haben bei der Deeskalation eines Konflikts im Arbeitsumfeld ebenfalls nichts verloren.
Und wenn wirklich gar nichts mehr geht, sollte man den Kontakt zu den betreffenden Kollegen so weit wie möglich reduzieren und versuchen, „cool“zu bleiben. Stöckl empfiehlt: „Tief durchatmen und bis zehn zählen. Eventuell unbemerkt gegen das Tischbein treten oder ein Lächeln aufsetzen. Lachen ist bekanntlich die beste Medizin – und unterbricht negative Gedankenmuster.“