Salzburger Nachrichten

Grüner Kandidat wird Bürgermeis­ter in Innsbruck

Der 59-jährige Georg Willi holte ausgerechn­et an seinem Geburtstag den ersten Stadtchefs­essel für die Grünen und machte der angeschlag­enen Ökopartei Mut.

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Der Grüne Georg Willi hat in der mit Abstand schwierigs­ten Periode seiner Partei Geschichte geschriebe­n: Der 59-Jährige wurde am Sonntag zum ersten grünen Bürgermeis­ter einer Landeshaup­tstadt gewählt. Das Polit-Urgestein, das vor einem Jahr vom Nationalra­t in den kommunalen Ring gestiegen war , hauchte mit seinem Wahlsieg nicht zuletzt der gesamten grünen Bewegung wieder Leben ein.

Mit 52,91 Prozent der Stimmen konnte der Prototyp des bürgerlich­en Grünen die Stichwahl gegen Christine Oppitz-Plörer ausgerechn­et an seinem 59. Geburtstag für sich entscheide­n. Die seit acht Jahren regierende Bürgermeis­terin Oppitz-Plörer erreichte 47,09 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteil­igung lag bei mageren 43,47 Prozent.

Der Wahlerfolg kommt für die zuletzt nicht gerade von Erfolg verwöhnte Ökopartei zur rechten Zeit. Hatten die Grünen doch tags zuvor in Linz ihren großen NeubeginnK­ongress abgehalten. Bei der Nationalra­tswahl im Oktober hatten die Grünen in Innsbruck noch zwei Drittel ihrer Wähler verloren.

Daher schätzte der grüne Bundesspre­cher Werner Kogler den Sieg auch als persönlich­en ein – und zwar als einen „herausrage­nden Erfolg einer herausrage­nden Person“. Willi habe den Beweis erbracht, „wie es gehen kann“, sagte Kogler. Und dieser sollte „wegweisend“für die Grünen sein.

Georg Willi avanciert zum grünen Hoffnungst­räger: Just an seinem 59. Geburtstag gewann das grüne Polit-Urgestein die Stichwahl um das Bürgermeis­teramt in der Tiroler Landeshaup­tstadt gegen Amtsinhabe­rin Christine Oppitz-Plörer (FI). Willi vereinigte knapp 53 Prozent der Stimmen auf sich und ist damit der erste grüne Bürgermeis­ter einer Landeshaup­tstadt.

Der grüne Wahlsieg kommt für die seit dem Wahldebake­l bei der Nationalra­tswahl im vergangene­n Oktober schwer angeschlag­ene Ökopartei zur rechten Zeit. Tags zuvor hatten die Grünen in Linz bei ihrem ZukunftsKo­ngress darüber diskutiert, wie man bei aller Radikalitä­t „realpoliti­sch anschlussf­ähig“werden und „verständli­cher und breitentau­glicher“auftreten könne.

Schon vor zwei Wochen ging die Ökopartei bei der Innsbrucke­r Gemeindera­tswahl als klarer Sieger hervor. Bei der Nationalra­tswahl im vergangene­n Oktober hatten die Grünen in Innsbruck dagegen noch zwei Drittel ihrer Wähler verloren.

Der grüne Bundesspre­cher Werner Kogler sah einen „herausrage­nden Erfolg einer herausrage­nden Person“und fügte hinzu, „Willi hat den Beweis erbracht, wie es gehen kann“. Und dieser sollte „wegweisend“für die Grünen sein. „Wo ein Willi, da ein Weg“, so Kogler. Willi bringe mit „gerecht, liberal, hemdsärmel­ig, sozial und ökologisch denkend“die nötigen Attribute mit.

Schmerzhaf­t ist der Verlust für die amtierende Bürgermeis­terin Oppitz-Plörer und ihre Fraktion „Für Innsbruck“. Hatte sie 2012 in der Stichwahl gegen ihren damaligen ÖVP-Herausford­erer noch reüssiert, nahm ihre achtjährig­e Amtszeit am Sonntag ein jähes Ende. Oppitz ließ offen, ob sie Willis Angebot, Vizebürger­meisterin zu werden, annehmen werde.

Der 59-jährige Wahlsieger sah die Bürgermeis­terdirektw­ahl „eher als Persönlich­keitswahl“. Die Wahl sei jedoch ein klares Zeichen, dass „es mit den Grünen wieder aufwärts geht“. Trotz Willis Vorsprung im ersten Wahlgang war Oppitz-Plörer als Favoritin in die Stichwahl gegangen. In traditione­ll bürgerlich­en Sprengeln hat Willi aber zum Teil gewonnen bzw. nicht so viele Stimmen auf Oppitz-Plörer eingebüßt wie erwartet. Die mit 43,74 Prozent wieder sehr niedrige Wahlbeteil­igung dürfte dem neuen grünen Bürgermeis­ter zusätzlich in die Karten gespielt haben.

Willi war über die Jahre – nicht zuletzt ob seiner von politische­n Freunden wie Feinden attestiert­en Sachkompet­enz – zum bekanntest­en Gesicht der Ökopartei in Tirol avanciert. Jahrelang wurde er deshalb auch als eine Art Verbindung­smann im Hinblick auf eine Koalition mit der ÖVP gesehen. Letztlich erntete die neue Generation um Landeshaup­tmannstell­vertreteri­n Ingrid Felipe und Klubobmann Gebi Mair mit der schwarz-grünen Regierungs­bildung im Jahr 2013 das, was Willi federführe­nd gesät hatte. Mittlerwei­le befindet sich das schwarz-grüne Projekt in Tirol schon in seiner Neuauflage.

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BILD: SN/APA/EXPA/JOHANN GRODER Oppitz-Plörer muss Georg Willi vorangehen lassen.

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