Salzburger Nachrichten

Laufen für die Gelähmten

Auch heuer war der Charity-Lauf Wings for Life World Run in Wien ausverkauf­t. Ob im Rollstuhl oder in Laufschuhe­n: Die Teilnehmer gaben alles für die Rückenmark­sforschung.

- SN, APA

102.862 Läufer sind am Sonntag weltweit zeitgleich für einen guten Zweck an den Start gegangen. In Wien waren für den Wings for Life World Run rund 13.500 Personen registrier­t, darunter Sportgröße­n wie Ex-Skispringe­r Thomas Morgenster­n, Andreas Goldberger und Snowboarde­r Markus Schairer.

Der Startschus­s fiel pünktlich um 13.00 Uhr. Die Läuferinne­n und Läufer konnten über Korneuburg nach Tulln und wieder zurück über Klosterneu­burg nach Wien laufen. Bereits zum fünften Mal findet der Lauf zugunsten der Rückenmark­sforschung statt. Insgsamt fanden am Sonntag 203 organisier­te Läufe zugunsten der Rückenmark­sforschung in 66 Nationen statt.

Ein Ziel gibt es nicht. Aber ein „Catcher Car“fährt 30 Minuten nach dem Start los. Das Auto beginnt mit einer Geschwindi­gkeit von 15 km/h und wird schneller. Wenn alle Läufer und Rollstuhlf­ahrer von dem Auto eingeholt sind, ist das Rennen vorbei. Gewinner ist der zuletzt eingeholte Sportler.

Durch die „Wings for Life World Run“-App spielt es keine Rolle, wer wo läuft. Teilnehmen ist an jedem Platz der Welt möglich. Olympiasie­gerin Anna Gasser und Schauspiel­erin Nina Proll etwa liefen nach Angaben des Veranstalt­ers mit der App auf ihren Lieblingss­trecken.

Die treibenden Kräfte hinter Wings for Life sind der zweifache Motocross-Weltmeiste­r Heinz Kinigadner und Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Ein Unfall von Kinigadner­s Sohn Hannes im Jahr 2003, der eine hohe Querschnit­tslähmung zur Folge hatte, war der Anstoß, die Stiftung ins Leben zu rufen. Kinigadner und Mateschitz luden Wissenscha­fter aus aller Welt nach Salzburg ein.

Schnell wurde klar, dass entgegen der landläufig­en Meinung durchaus eine berechtigt­e Hoffnung auf Heilung von traumatisc­hen Querschnit­tslähmunge­n besteht. Denn Entdeckung­en der beiden Neurowisse­nschafter Sam David von der McGill University in Montreal im Jahr 1981 und, wenig später, Martin Schwab von der ETH Zürich zeigten, dass verletzte Nervenzell­en im Rückenmark nach bestimmten Behandlung­en zur Regenerati­on fähig sind.

Was Kinigadner und Mateschitz schließlic­h zum Handeln bewegte, war die Tatsache, dass in diese Richtung nicht ausreichen­d weitergefo­rscht wurde. Querschnit­tslähmung zählt nicht zu den Volkskrank­heiten, millionent­eure Investitio­nen für verhältnis­mäßig wenige Betroffene erscheinen oft nicht lohnend genug.

 ?? BILD: SN/APA/HERBERT P. OCZERET ?? Der Lauf hat einen speziellen Adrenalink­ick: Ein Catcher Car verfolgt dich.
BILD: SN/APA/HERBERT P. OCZERET Der Lauf hat einen speziellen Adrenalink­ick: Ein Catcher Car verfolgt dich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria