Fußball dient als Steilpass für eine weltoffene Gesellschaft
Das Musical „Kick it like Beckham“vermittelt im Salzburger Landestheater jungen Menschen Werte.
Wir haben bewegte Tage hinter uns in Salzburg. Zunächst entschied sich Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) für eine weltoffene Dreier-Koalition – ein Zeichen gegen Intoleranz und Fremdenhass. Und dann war da noch etwas mit Fußball.
An die außergewöhnliche Dramatik und Tragik des EuropaLeague-Halbfinal-Rückspiels vom Donnerstag reicht Howard Goodalls Musical „Kick it like Beckham“nicht heran. Doch die Botschaft im Musical im Salzburger Landestheater stimmt: Mittels Fußball kann man Intoleranz in unserer Gesellschaft überwinden. Die junge Jess aus dem Westen Londons besitzt dahingehend großes Potenzial. Doch ihre indische Familie verwehrt ihr den Eintritt in eine Frauenfußball-Elf. „In deinem Alter war ich schon verheiratet“, hört Jess von ihrer Mutter. Traditionen gelten in dieser von der Sikh-Religion geprägten Gesellschaft stärker als die Freiheit des Einzelnen. Auch Jess’ Kumpel Tony kann seine Homosexualität in diesem Umfeld nicht offen ausleben. Da helfen nur Täuschungsmanöver, wie sie Flankengott David Beckham einst zur Kunst erhoben hat.
Intendant Carl Philip von Maldeghem bringt die Adaption des Kino-Kassenschlagers von 2002 als deutschsprachige Erstaufführung auf die Bühne. Seine knallbunte, temporeiche Inszenierung trifft durchaus die Ästhetik der Bollywood-Filmwelt. Vor allem die indische Hochzeit nutzt Ausstatter Christian Floeren zu einem veritablen Farb-Spektakel. Sebastian Langs Videos und Visuals erzeugen von Beginn an Dynamik. Howard Goodalls Kompositionen hingegen wirken im zweiten Teil des Abends deutlich inspirierter. Wolfgang Götz leitet ein vierköpfiges Kammer-Ensemble, das mit Beats vom Tonband angereichert wird. Die hauseigenen Chöre haben Götz und Stefan Müller großartig eingestellt. Die jungen Sängerinnen des Salzburger Festspieleund Theater-Kinderchors machen als Frauenfußball-Team gute Figur. Das ist der Choreografie von Josef Vesely und Kate Watson zu verdanken – aber auch dem Fußball-Training bei Isabella Grössinger und Sascha Milicevic. Unter den Solisten tragen die stimmgewaltigen Musical-Kräfte Anja Clementi und Jaqueline Bergrós Reinhold den Abend. Auch die Schauspieler Elisa Afie Agbaglah, Janina Raspe, Christoph Wieschke, Hanno Waldner und Gregor Schulz bewegen sich mit Fortdauer des Abends immer selbstverständlicher in der Singund Tanzwelt dieses Genres. Das Premierenpublikum am Freitag sorgte nach zweieinhalb Stunden für Länderspiel-Stimmung und wurde mit einem Show-Kick der Damen vom FC Bergheim belohnt.