Salzburger Nachrichten

Die Moderne im Hobbykelle­r

Fliegende Dächer und schlichte Kuben: Auf den Modellbaua­nlagen in Wirtschaft­swunderzei­ten war die Architektu­r erstaunlic­h modern. Eine „Villa im Tessin“verströmte Luxusflair.

- „märklinMod­erne – Vom Bau zum Bausatz und zurück“, 136 Seiten, Jovis Verlag, Berlin 2018. Deutsches Architektu­rmuseum Frankfurt, 19. Mai bis 9. Sept.

avantgardi­stisches Verhältnis zur Architektu­r ihrer Zeit gepflegt habe. Und: „Wer hätte gedacht, wie viel uns die Spritzguss­formen der Schwarzwäl­der Faller-Fabrik über unsere Vergangenh­eit erzählen können?“

Futuristis­chen Charme verströmt auch der Bausatz „AutoRast“, der ab dem Jahr 1961 erzeugt wurde. Die Firma Faller inszeniert­e mit dieser Tankstelle mit aufgesetzt­em Rundrestau­rant und Mercedes-Stern die Autofahrt als Freizeiter­lebnis. Vorbild für diese Architektu­r war ein zweigescho­ßiges Turmcafé mit Tankstelle in Freiburg-Zähringen, das 1951 nach Plänen des Architekte­n Wilhelm Schelkes errichtet wurde. Vorbild und Bausatz unterschie­den sich aber deutlich, schreibt Verena Pfeiffer-Kloss in dem Buch. „Die bunte, runde, geschlosse­ne Architektu­r des Modells vermittelt beinahe biedere Gemütlichk­eit. Es ist mehr Kirmes als Bauhaus.“

Marktführe­r Faller setzte auf bunte Geländer, schräge Wandabschl­üsse und immer wieder gefaltete Flugdächer. Bei Konkurrent Kibri wiederum herrschten, so Bartetzko, geradlinig­e Vorstellun­gen: „Schlicht und kubisch hatte dort die Moderne zu sein.“In „märklinMod­erne“kommt auch Leopold Messmer, „Hausarchit­ekt“von Faller, zu Wort. Über Wünsche seiner Auftraggeb­er sagt er: „Modern sollte es schon sein, aber auch ein bisschen nach Heimat aussehen.“ Buch und Ausstellun­g:

 ?? BILD: SN/MÄRKLINMOD­ERE/HAGEN STIER ?? Modellbaus­atz „Auto-Rast“aus dem Jahr 1961.
BILD: SN/MÄRKLINMOD­ERE/HAGEN STIER Modellbaus­atz „Auto-Rast“aus dem Jahr 1961.

Newspapers in German

Newspapers from Austria