Die Moderne im Hobbykeller
Fliegende Dächer und schlichte Kuben: Auf den Modellbauanlagen in Wirtschaftswunderzeiten war die Architektur erstaunlich modern. Eine „Villa im Tessin“verströmte Luxusflair.
avantgardistisches Verhältnis zur Architektur ihrer Zeit gepflegt habe. Und: „Wer hätte gedacht, wie viel uns die Spritzgussformen der Schwarzwälder Faller-Fabrik über unsere Vergangenheit erzählen können?“
Futuristischen Charme verströmt auch der Bausatz „AutoRast“, der ab dem Jahr 1961 erzeugt wurde. Die Firma Faller inszenierte mit dieser Tankstelle mit aufgesetztem Rundrestaurant und Mercedes-Stern die Autofahrt als Freizeiterlebnis. Vorbild für diese Architektur war ein zweigeschoßiges Turmcafé mit Tankstelle in Freiburg-Zähringen, das 1951 nach Plänen des Architekten Wilhelm Schelkes errichtet wurde. Vorbild und Bausatz unterschieden sich aber deutlich, schreibt Verena Pfeiffer-Kloss in dem Buch. „Die bunte, runde, geschlossene Architektur des Modells vermittelt beinahe biedere Gemütlichkeit. Es ist mehr Kirmes als Bauhaus.“
Marktführer Faller setzte auf bunte Geländer, schräge Wandabschlüsse und immer wieder gefaltete Flugdächer. Bei Konkurrent Kibri wiederum herrschten, so Bartetzko, geradlinige Vorstellungen: „Schlicht und kubisch hatte dort die Moderne zu sein.“In „märklinModerne“kommt auch Leopold Messmer, „Hausarchitekt“von Faller, zu Wort. Über Wünsche seiner Auftraggeber sagt er: „Modern sollte es schon sein, aber auch ein bisschen nach Heimat aussehen.“ Buch und Ausstellung: