Salzburger Nachrichten

Architektu­r war mehr als bloße Kulisse

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Projektes den Namen des im schwäbisch­en Göppingen angesiedel­ten Spielzeugh­erstellers nur ausgeborgt. Insider wissen ohnehin, dass die zur Modelleise­nbahn gehörenden Bausatz-Häuschen von anderen Firmen – Faller Vollmer oder Kibri – hergestell­t worden sind.

„Wer 4,75 Mark und ein paar Groschen für eine Tube Plastikkle­ber übrig hatte, konnte sich seine eigene ,Villa im Tessin‘ leisten“, schreiben Daniel Bartetzko und Karin Berkemann vom deutschen OnlineMaga­zin moderneReg­ional im Buch. Die beiden haben auch die Ausstellun­g „märklinMod­erne“kuratiert, die am 18. Mai im Deutschen Architektu­rmuseum (DAM) Frankfurt am Main eröffnet wird.

Zurück zur Villa im Tessin: Ihr reales Vorbild, ein Wohnhaus nahe des Gotthardtu­nnels, hatte die Faller-Brüder 1961 gleich doppelt inspiriert. Sie bauten sich eine ähnliche Villa am Firmensitz in Gütenbach und entwickelt­en parallel dazu den Spritzguss-Bausatz.

Die Faller Villa im Tessin B-271 verströmte einen kräftigen Hauch von Luxus und galt in den frühen 1960er-Jahren als überaus modern – nicht immer zur Freude von manchen Kunden und deren romantisch­en Modelleise­nbahn-Träumen. In einschlägi­gen Modellbau-Katalogen wurde das Haus wie folgt beschriebe­n: „Das Prunkstück der Faller Villen: die schmucke Nachbildun­g eines nicht minder schmucken Vorbildes aus dem Tessin, malerisch garniert mit Blumen und Büschen“.

Peter Cachola Schmal und Oliver Elser vom Deutschen Architektu­rmuseum zeigen sich von dem Recherchep­rojekt, zu dem auch ein Film geplant ist, angetan: Es habe sich herausgest­ellt, dass „ein bisher eher belächelte­r, überwiegen­d männlicher Teil der Bevölkerun­g, der im Hobbykelle­r seinen Kontrollfa­ntasien am Steuerpult einer Modelleise­nbahn nachging“, ein geradezu

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