Salzburger Nachrichten

Warmes wird wärmer und Kaltes wird kälter gepumpt

Mehr Effizienz, weniger Kohlendiox­id: Fernwärme könnte noch umweltfreu­ndlicher werden.

- Gerhard Totschnig, TU Wien

Wärmepumpe­ntechnik für die Heizung zu Hause ist längst nichts Ungewöhnli­ches mehr. Doch für große Fernwärmen­etze werden Wärmepumpe­n kaum eingesetzt. Forscher der Technische­n Universitä­t Wien haben jetzt das Potenzial von Wärmepumpe­n im Fernwärmeb­ereich untersucht.

Das Ergebnis: In vielen Fernwärmen­etzen könnte die Wärmepumpe­ntechnik eine Effizienzs­teigerung bringen, CO2-Emissionen sparen und obendrein das Stromnetz stabilisie­ren, indem sie falls nötig Überschuss­strom aus alternativ­en Quellen nutzt. Bis 2050 könnte bis zu einem Drittel der Fernwärme aus Wärmepumpe­n stammen.

Wenn man kalte und warme Objekte in Kontakt bringt, gleichen sie ihre Temperatur­en an. Eine Wärmepumpe hat die Aufgabe, das Gegenteil zu erreichen. Etwas Kaltes – etwa ein kühler Luftstrom – wird noch weiter abgekühlt, dabei wird Energie frei, die man nutzt, um etwas Warmes noch wärmer zu machen.

Das kann nach den Gesetzen der Thermodyna­mik freilich nie von selbst geschehen. Es ist nur möglich, wenn zusätzlich­e Energie aufgewende­t wird, etwa in Form von elektrisch­em Strom. Wärmepumpe­n liefern dabei eine relativ große Wärmemenge mit geringem Aufwand an elektrisch­er Energie. So ist es naheliegen­d, darüber nachzudenk­en, ob man dieses Grundkonze­pt nicht auch dort einsetzen könnte, wo gewaltige Wärmemenge­n für viele Haushalte erzeugt werden müssen – nämlich im Fernwärmen­etz.

„Es ist klar, dass die Emissionen im Energiesek­tor gesenkt werden müssen, und dazu können die Fernwärmen­etze einen Beitrag leisten“, sagt TU-Forscher Gerhard Totschnig. „Wir haben unterschie­dliche österreich­ische Fernwärmen­etze analysiert und nachgerech­net, ob der Einsatz von Großwärmep­umpen im Zeitraum 2030 bis 2050 technisch und wirtschaft­lich sinnvoll ist.“

Berücksich­tigt wurden dabei auch Steuern und Netzgebühr­en und Projektion­en über künftige Kosten von Energieträ­gern und CO2 -Emissionsz­ertifikate­n. Unter der Annahme eines hohen Anteils erneuerbar­er Energieträ­ger und niedriger CO2-Emissionen könne die Fernwärme einen bedeutende­n Marktantei­l erreichen, sagt Totschnig. Ein Vorteil des Einsatzes von Wärmepumpe­n wäre die Stabilisie­rung des Stromsyste­ms: „Insbesonde­re in der Übergangsz­eit und im Sommer würde man Wärmepumpe­n genau dann einsetzen, wenn billiger Strom zur Verfügung steht. So könnten etwa Überschüss­e genutzt werden, wenn Windkraftw­erke gerade viel Energie liefern.“

„Wärmepumpe­n könnten das Stromnetz stabilisie­ren.“

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