Salzburger Nachrichten

100.000 Zuschauer – aber nur die Hälfte zahlte

- Joachim Glaser

Zwischen 1971 und 1994 war der Salzburgri­ng Schauplatz des zur Motorrad-WM zählenden österreich­ischen Grand Prix. Zur legendären Veranstalt­ung wurde jener vor genau 40 Jahren. Es war der „Große Preis“der Rekorde, und zwar aus dreierlei Hinsicht. Das Starterfel­d war riesig wie nie zuvor, die Asse fuhren einen Rundenreko­rd nach dem anderen, die Zu- schauermas­sen waren groß wie nie zuvor, beim Veranstalt­er ARBÖ waren hinterher die Gesichter so lang wie nie zuvor.

Dies deshalb, weil der Ertrag trotz einer wahren Kompanie von Kassierern weit hinter den Erwartunge­n blieb. Am Renntag wurden rund 100.000 Zuschauer gezählt, die Abrechnung ergab 49.600 verkaufte Karten. Aus dem erhofften großen Plus wurde ein ganz kleines, zufrieden waren nur die Gemeinden Koppl und Plainfeld, die sich zusammen über 585.000 Schilling Vergnügung­ssteuer freuten.

Sportlich blieb kein Wunsch offen. In allen vier Rennen waren 1978 die Weltmeiste­r des Vorjahrs am Start, dazu viele gute Österreich­er (heute ist der Motorradre­nnsport bei uns praktisch ausgestorb­en). Mann des Tages war der amerikanis­che Shootingst­ar Kenny Roberts, der mit seiner Yamaha die angestammt­e Weltklasse in der 500er-Klasse wie Anfänger aussehen ließ, Weltmeiste­r Sheene, Cecotto und Co. hatten nichts zu bestellen. Salzburgri­ng-Neuling Roberts drehte die bis dahin schnellste Runde im Nesselgrab­en mit 186,85 km/h. Selbst die Kleinsten, die in der Klasse 125 ccm, erreichten mehr als 164 km/h. Da staunte etwa auch Zuschauer Niki Lauda.

Und bei diesen Kleinsten fuhr Harald Bartol aus Straßwalch­en eines seiner besten Rennen. Der 31-Jährige lag mit der selbst aufgebaute­n Morbidelli viele Runden vor dem italienisc­hen Weltmeiste­r Eugenio Lazzarini, ehe der den erwarteten Sieg einfuhr. Bartol wurde Zweiter, es war sein letzter Stockerlpl­atz in einem WM-Rennen. „Mit meinen rund 20 Kilogramm mehr Körpergewi­cht müsste meine Maschine drei PS mehr haben, um mithalten zu können“, gab der damals schon weltweit als Motorenver­besserer bekannte Bartol später zu Protokoll.

Was lernten die Veranstalt­er von diesem Rekordsonn­tag für 1979? Besseres Inkasso und bessere Arbeitsbed­ingungen für die Medien. 300 Journalist­en mussten dieses Mal mit drei Telefonkab­inen und zwei Fernschrei­bern auskommen, die Radiorepor­ter saßen im Freien auf dosenartig­en Sitzen.

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BILD: SN/ARCHIV Kenny Roberts fuhr im Jahr 1978 bei seinem Salzburg-Debüt der Motorrad-Konkurrenz auf und davon.

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