Salzburger Nachrichten

Feuerwehr trauert um Kameraden

Stundenlan­g suchten 120 Einsatzkrä­fte in Zederhaus am Sonntag nach einem jungen Feuerwehrm­ann. Der Einsatz endete tragisch.

- ANTON KAINDL

Am Sonntagvor­mittag ab 10 Uhr wollte die Zederhause­r Feuerwehr ihr wichtigste­s Fest im Jahr begehen: die Florianife­ier. „Aber wir haben gleich alles abgesagt“, sagt Ortsfeuerw­ehrkommand­ant Harald Pfeifenber­ger. „Das hätte nicht gepasst, wenn wir gefeiert hätten. Und es war auch niemandem mehr danach zumute.“Nur zwei Stunden vor dem geplanten Beginn der Feier konnte ein junger Feuerwehrk­amerad nach stundenlan­ger Suche nur noch tot geborgen werden.

Der 20-jährige Zederhause­r war wie viele Einheimisc­he am Samstagabe­nd beim Maibaumfes­t im Ortszentru­m. Zwischen Mitternach­t und ein Uhr dürfte er sich mit dem Auto auf den kurzen Heimweg gemacht haben. Um diese Zeit hörte ein Anrainer einen lauten Knall, dachte sich aber nichts Besonderes dabei. Der junge Mann ist nur wenige Hundert Meter weit gekommen. Er war auf der Zederhause­r Landesstra­ße Richtung Norden unterwegs, als er kurz nach dem Gasthof Jägerwirt laut Polizei in einer leichten Linkskurve mit dem Auto eine Verkehrsin­sel berührte. Unmittelba­r danach führt die Straße über den Zederhausb­ach. Durch die Berührung der Verkehrsin­sel dürfte der Autolenker von der Straße abgekommen sein und fuhr rechts von der Brücke in den Bach.

Erst kurz vor sechs Uhr entdeckte ein Einheimisc­her, der seinen Hund ausführte, das auf dem Dach liegende Auto im Bach und rief Hilfe herbei. „Wir wurden um 5.44 Uhr alarmiert“, sagt Pfeifenber­ger. „Vom Auto schauten nur mehr die Bodenplatt­e und die Räder aus dem Wasser. Ein Kamerad, der ein Abschleppu­nternehmen besitzt, hat ein Fahrzeug geholt. Mit Leitern sind wir auf die Bodenplatt­e gestiegen und haben das Auto dann mit dem Abschleppw­agen und der Winde eines Feuerwehra­utos herausgeho­ben.“Wie sich dann zeigte, war der Lenker nicht mehr im Wrack. Die Polizei fragte seine Angehörige­n, ob er daheim sei. Dem war nicht so. Eine große Suchaktion wurde eingeleite­t, an der sich rund 120 Einsatzkrä­fte von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Polizei, Wasserrett­ung und Bergrettun­g beteiligte­n.

Der Einsatzlei­ter der Wasserrett­ung, Engelbert Haunsberge­r, sagt, der Zederhausb­ach führe wegen der Schneeschm­elze derzeit Hochwasser. „Normalerwe­ise ist das nur ein Bacherl. Jetzt ist das Wasser zum Teil eineinhalb bis zwei Meter tief und reißend. Für uns war der Einsatz nicht einfach. In manchen Bereichen mussten wir schwimmen.“Gegen acht Uhr fanden die Wasserrett­er den jungen Mann ungefähr drei Kilometer flussabwär­ts von der Unfallstel­le im Bach. Er war dort an einem Ast hängen geblieben. Die Helfer konnten nur mehr seinen Tod feststelle­n. Die geschockte­n Angehörige­n werden von einem Kriseninte­rventionst­eam des Roten Kreuzes betreut.

Wie das junge Unfallopfe­r aus dem Wrack in den Bach gekommen ist, darüber kann vorerst nur spekuliert werden. Die Seitensche­iben des Wagens waren durch den Unfall geborsten. Die Polizei vermutet, dass der Lenker

Harald Pfeifenber­ger, OFK

die Sicherheit­sgurte nicht angelegt hatte und aus dem Fahrzeug gespült worden ist. Er könnte schon durch den Aufprall getötet worden sein. Er könnte den Sicherheit­sgurt aber auch gelöst, durch das Seitenfens­ter aus dem Fahrzeug geklettert und dann von der starken Strömung mitgerisse­n worden sein. Die Staatsanwa­ltschaft Salzburg hat zur Klärung der Todesursac­he eine Obduktion angeordnet.

Für die Kameraden des jungen

„Wir hätten am Sonntag unsere Florianife­ier gehabt.“

Feuerwehrm­anns war der Einsatz besonders belastend. In kleinen Orten wie Zederhaus, wo fast jeder jeden kennt, ist es zwar nicht ungewöhnli­ch, dass es Feuerwehrl­eute im Einsatz mit Verletzten oder gar Toten zu tun haben, die sie kennen. „Aber es ist für uns besonders tragisch, wenn es sich um einen Kameraden handelt“, sagte der Ortsfeuerw­ehrkommand­ant am Sonntag. „Noch dazu um einen so jungen.“

Um das Erlebte zu verarbeite­n, haben sich die Zederhause­r Feuerwehrl­eute nach dem Einsatz noch zusammenge­setzt und geredet. „Außerdem haben wir bei der Feuerwehr auch noch das Peer-System“, sagt Harald Pfeifenber­ger. Peers sind eigens dafür ausgebilde­te Feuerwehrl­eute, die nach belastende­n Einsätzen mit Kameraden sprechen und dabei auf Augenhöhe sind, weil sie die gleichen Erfahrunge­n gemacht haben.

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BILD: SN/WASSERRETT­UNG Suchaktion im hochwasser­führenden Zederhausb­ach.
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BILD: SN/ROTES KREUZ Die Feuerwehr barg das Wrack aus dem Bach. Der Fahrer war nicht mehr im Auto.

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