Matthias Strolz wird fehlen. Nicht nur seiner Partei.
Werden die Neos ohne ihren Gründer und Motor überleben? Einiges spricht dafür.
War’s das jetzt mit den Neos? Es wäre nicht das erste Mal, dass eine junge Partei, die hauptsächlich vom Charisma und Sendungsbewusstsein ihres Gründers lebt, mit dem Ausscheiden ihres Gründervaters ihre Existenz verliert. Man denke an das Team Stronach, das den Liebesentzug des austrokanadischen Milliardärs nicht lange überlebte. Oder an das Liberale Forum, das ohne seine Gründermutter Heide Schmidt nie wieder aus dem Trockendock kam. Oder an das BZÖ, das nichts war ohne Jörg Haider. Oder an die Liste Pilz, die ohne Peter Pilz nur ein Torso ist. Und jetzt also die Neos, die ohne den umtriebigen Visionär Matthias Strolz nie das Licht des Nationalrats, etlicher Landtage und Gemeindestuben erblickt hätten. War’s das jetzt mit dieser kleinen, feinen Partei?
Nicht zwangsläufig, und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen hat es Strolz trotz seines reichlich vorhandenen Egos verstanden, auch andere AlphaPersönlichkeiten an seine Partei zu binden, vom Salzburger Hotelier Sepp Schellhorn bis zur ehemaligen OGH-Präsidentin Irmgard Griss. In krassem Unterschied zum Team Stronach, das hauptsächlich Glücksritter anzog, aber niemanden, der auch nur annähernd auf Augenhöhe mit dem Parteigründer agieren konnte. Man kann den Neos also zutrauen, auch ohne ihren Motor Matthias Strolz auf Kurs zu bleiben. Ein zweiter Grund, der für den Weiterbestand der Neos spricht, ist in deren Programmatik zu finden. Die junge Partei hat sich geschickt in eine Nische gesetzt, die von den übrigen Parteien nicht abgedeckt wurde. Es ist die Nische der Besserverdienenden und der Nettozahler. Jener, die wirtschaftspolitisch eher rechts und gesellschaftspolitisch eher links ticken. Jener, die am Sonntag gern im Supermarkt einkaufen würden und die auch ohne sozialstaatliche Rundumbetreuung ihr Leben meistern können. Jener, die beim Wettlauf der Parteien nach der Gunst des sogenannten kleinen Mannes regelmäßig übersehen werden. Nur die ÖVP blinkt ein wenig in die Richtung dieser Menschen, seit Sebastian Kurz die Obmannschaft übernommen hat. Dass die Neos es trotz dieser Kurz-Blinksignale bei der jüngsten Nationalratswahl geschafft haben, ihren Stimmenanteil auszubauen, war im Grunde der größte Erfolg, den Matthias Strolz für seine Neos einfuhr.
Man hatte damals den Eindruck, dass der Parteigründer trotz dieses Erfolgs enttäuscht war. Offenbar hatte er mehr erwartet. Möglicherweise reifte damals der Entschluss zum Rückzug. Matthias Strolz wird fehlen – nicht nur den Neos.