Bei den Feiertagen Kaiser?
Frei oder nicht frei, ist derzeit die meistgehörte Frage. Denn im Mai gibt es heuer nur eine Woche ohne Feiertag. Was viele freut, kostet Millionen Euro.
SALZBURG. Für Rolf Gleißner von der Abteilung Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich ist es eine simple Rechnung: Gesamte Arbeitskosten in Österreich geteilt durch Arbeitstage. Das Ergebnis ist durchaus beachtlich: 600 Millionen Euro kostet ein zusätzlicher freier Tag die heimische Wirtschaft. „Und mit 13 Feiertagen liegt Österreich im internationalen Vergleich ganz weit vorn“, sagt Gleißner.
Tatsächlich fühlt sich die Feiertagsdichte derzeit recht hoch an. Im Mai ist heuer nur eine einzige Woche gänzlich Feiertags-frei. Wirtschaftlich betrachtet sind die Folgen der Feiertage freilich viel differenzierter, als das Ergebnis der Division ergibt, räumt Gleißner ein. Fällt ein Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag – „was rein statistisch in zwei Siebentel der Fälle eintritt“–, bringt das der Wirtschaft Geld. Vor allem profitieren dabei die Produktionsbetriebe, die damit einen Tag mehr produzieren können – zu den gleichen Kosten. Einsparungen bringt das selbst jenen Betrieben, die im Schichtbetrieb rund um die Uhr und damit auch an Feiertagen ihre Maschinen laufen lassen. Feiertagsarbeit nämlich kostet deutlich mehr.
Am ungünstigsten für die Industrie sind Feiertage mitten unter der Woche, meint Maria-Anna McDonald, Sprecherin der Industriellenvereinigung. „Produktionsabläufe für einen Tag zu unterbrechen ist in manchen Fällen problematisch.“In regelmäßigen Abständen tauchen daher Diskussionen auf, die Feiertage direkt an das Wochenende anzuschließen, wie das etwa in Großbritannien gemacht wird.
Andere Branchen allerdings profitieren gerade von diesen Feiertagen mitten unter der Woche. „Vor allem der Tourismus ist da der klare Gewinner“, sagt Gleißner. Mittels Fenstertagen zu einem langen Wochenende ausgedehnte Feiertage verlocken zu Kurzurlauben und Städtereisen. Doch auch der Handel sei mit den Zwickeltagen nicht unglücklich, meint Gleißner. Mit groß angelegter Werbung unterstützt, sind die für viele Arbeitnehmer freien Fenstertage zu starken Einkaufstagen geworden.
Im europäischen Vergleich liegt Österreich mit 13 Feiertagen im Übrigen gar nicht weit über dem Durchschnitt von 12 Tagen (siehe Grafik). Wobei der Vergleich angesichts von Unschärfen in der Statistik deutlich hinkt. So etwa ist in Deutschland die Zahl der Feiertage nach Bundesländern verschieden. Während es etwa in Hamburg nur neun Feiertage pro Jahr gibt, sind es in Bayern satte 13. Auch beim Feiertags-Spitzenreiter Belgien gelten bei Weitem nicht alle 17 Feiertage für die gesamte Bevölkerung, sondern manche nur in Flandern, andere nur in der Wallonie. Außerdem gibt es EU-weit unterschiedliche Regeln, wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt. In Belgien und Großbritannien gibt es dafür an einem anderen Tag frei, in Österreich nicht. Dafür sei aber in vielen Kollektivverträgen geregelt, dass der 24. sowie der 31. Dezember frei sind, obwohl es sich nicht um gesetzliche Feiertage handelt.
Juristisch noch nicht geklärt ist in Österreich der Karfreitag. Den hat – wer evangelisch ist – frei, andere Arbeitnehmer nicht, was zu einer Klage führte. Der Oberste Gerichtshof hat das im vergangenen Jahr dem Europäischen Gerichtshof zu einer Klarstellung weitergeleitet. Eine Entscheidung gibt es noch nicht.
Für die Wirtschaft jedenfalls ist ein weiterer Feiertag angesichts der Kosten ein rotes Tuch. Über die bestehenden – da sind sich Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung einig – gibt es dagegen keine Diskussionen. „Da haben andere Themen viel größere Bedeutung für uns“, sagt McDonald – und verweist auf die Flexibilisierung der Arbeitszeiten oder die von der Gewerkschaft geforderte, von der Wirtschaft aber strikt bekämpfte sechste Urlaubswoche für alle Arbeitnehmer nach 25 Dienstjahren.