„Stolz auf die Rolle, die ich erreicht habe“
Michael Raffl, Österreichs einziger WM-Spieler aus der NHL, über den Abstiegskampf, seine Zukunft und Sensationsteam Las Vegas.
Für Michael Raffl war schon zu Saisonbeginn klar: „Wenn ich gesund bleibe, dann komme ich zur Eishockey-WM und helfe Österreich.“Doch ganz so einfach war es dann doch nicht: Zwar ist Raffl mit seinen Philadelphia Flyers gegen Pittsburgh im Play-off ausgeschieden („Sie wissen, wie man eine Serie entscheidet“), doch ein Tippfehler im Pass der erst drei Monate alten Tochter machte einen neuen Formalakt der US-Behörden erforderlich – und so landete er mit seiner Familie erst Freitag in Kärnten und kam Sonntag zur WM nach. Wo er sich am Montag schon auf das erste Eistraining gefreut hat. „Ich war jetzt die letzten drei Wochen kaum Michael Smejkal berichtet für die SN aus Kopenhagen mehr auf dem Eis, da nach der Saison mit mir verständlicherweise niemand mehr trainieren wollte.“Dennoch sollte er routiniert genug sein, um am heutigen Dienstag dem Team im WM-Match gegen die Slowakei (16.15) helfen zu können.
Dort wird er aber in ungewohnter Rolle auflaufen: Teamchef Roger Bader wird ihn als Center (im Training mit Lebler und Hofer) einsetzen. „Als Center habe ich zwar ein Jahr nicht gespielt, aber ich werde mich hineinfinden, denn ich hab das im Team ja früher auch schon oft gespielt.“Dass er sich hineinfindet, das sollte klar sein: Denn Raffl gilt auch in Philadelphia als Mann für alle Positionen. „Das stimmt, bis auf Torhüter habe ich heuer alles gespielt.“Dabei ging die Saison schwierig los, der Villacher fand sich in der vierten Linie und ohne Einsätze in Über- oder Unterzahl wieder. „Da ist es schwierig, Punkte zu machen.“Aber Raffl hat sich wieder vorgekämpft. „Die Trainer haben mir am Saisonschluss gesagt, dass sie es schätzen, dass ich so vielseitig verwendbar bin, aber dass ich meine Produktivität steigern sollte. Aber ich bin schon sehr stolz auf die Rolle, die ich in Philadelphia erreicht habe.“
Ein Jahr hat er noch Vertrag in Philadelphia, damit wird es heuer spannend für ihn: Denn im letzten Vertragsjahr sind NHL-Spieler begehrte „Handelsware“, werden auch oft für künftige Drafts an andere Vereine abgegeben. „Ich kann es eh nicht beeinflussen. Ich würde gern in Philadelphia bleiben, aber ich habe auch keine Angst vor einem Wechsel.“
Stichwort NHL: In der letzten Nacht hat Neueinsteiger Las Vegas überraschend das Semifinale in den NHL-Play-offs erreicht. Für Raffl nicht ganz so überraschend. „Sie sind für mich mittlerweile sogar Favoriten auf den Titel. Daran sieht man, wie viele unterschätzte Spieler es in der NHL gibt.“
Den heutigen Gegner Slowakei sieht er in Reichweite der Österreicher. „Ich denke, dass wir da mitspielen können, aber wir werden einen guten Tag brauchen und Starkbaum wird noch öfters so einen starken Tag wie gegen die Schweiz haben müssen.“Die Slowaken, nächstes Jahr Gastgeber der WM, kommen nach einem Umbau mit einer deutlich verjüngten Mannschaft und haben nur sieben Spieler aus der eigenen Liga dabei – der Rest agiert in Tschechien oder Übersee. Aber wie in allen WM-Partien wird es auf Details ankommen. Raffl: „Wir dürfen vor allem keine einfachen Gegentore kassieren.“
Derweilen kämpfen die Organisatoren in der brandneuen 12.500 Zuschauer fassenden Royal Arena von Kopenhagen mit ungewohnten Problemen: Das Eis ist so schlecht, dass am Montag alle Trainings in die Trainingshalle verlegt worden sind. Und weil die Royal Arena eigentlich eine Mehrzweckhalle für Konzerte ist, gibt es auch keine klassischen Kabinen: Geduscht wird in mobilen Duschen, zwischen den Umkleiden der Teams stehen Messewände. Luxuriös ist dagegen die Unterkunft: In einem Luxushotel direkt neben der Halle sind für jedes Team drei Stockwerke reserviert.