Fans fiebern Hochzeit des Jahres entgegen
5000 Medienvertreter, 160 Fotografen und Millionen Fans auf der ganzen Welt fiebern der königlichen Hochzeit des Jahres entgegen. Nur der Vater der Braut kommt nicht.
Die Vorbereitungen für die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle laufen in Großbritannien auf Hochtouren. Kommenden Samstag werden sich die beiden das Jawort in der St.-George’s-Kapelle auf Schloss Windsor geben. Anhänger der britischen Royals sind bereits von Kopf bis Fuß auf die Trauung eingestellt. So auch Margaret Tyler, die vielleicht der größte Fan der britischen Royals ist. Sie hat ihre Frühstückspension in London mit königlichen Stücken dekoriert, die sie in mehr als 40 Jahren gesammelt hat.
Man darf sich vorstellen, wie sie im Palast mit den Augen rollten, als sie in jenem Sommer 2016 von Prinz Harrys Plänen erfuhren: Eine Frau werde ihn während seiner Botswana-Reise begleiten. Schon wieder eine andere Dame, dürften sie gefeixt haben. So jedenfalls ist der Tratsch aus dem Angestelltenkreis überliefert und das kommt kaum überraschend. Immerhin handelte es sich bei dieser in Großbritannien lediglich AnwaltsserienFans bekannten Meghan Markle bereits um den vierten weiblichen Gast in nur sieben Trips, den der royale Langzeit-Junggeselle in die einsame Wildnis eingeladen hatte.
Doch dieses Mal sollte sich tatsächlich ein romantischer Zauber erfüllen – Tausende Kilometer entfernt von der strengen Hofetikette und aufdringlichen Boulevardpresse im Königreich genoss das Paar exotische Safaris, Nächte unter dem Sternenhimmel und die traute Zweisamkeit. In Botswana begann im August 2016 die Liebesgeschichte zwischen Seiner Königlichen Hoheit Prinz Henry Charles Albert David von Wales und der Schauspielerin Rachel Meghan Markle. Erst ein Mal hatten sie sich zuvor bei einem Blind Date in London getroffen, doch der Royal habe sofort gewusst: Diese Frau sei die Richtige, berichtete er später. Katrin Pribyl berichtet für die SN aus Windsor
Und nun geben sich die beiden am Samstag in Windsor das Jawort, es ist die royale Hochzeit des Jahres. Ein bisschen Tradition bleibt, aber gleichzeitig kommt es auch zu einem Bruch. Die beiden übergehen bewusst die Konventionen und wünschen eine „Volkshochzeit“, der statt Politikern unter anderem sich in der Gemeinschaft verdient gemacht habende Bürger beiwohnen werden. Mehr noch: Die Gäste können ihre Zusage sowohl klassisch per Post an den BuckinghamPalast senden – oder aber per EMail antworten. Das alles zeigt, wie der 33-jährige Prinz Harry und die 36 Jahre alte Markle einen neuen Stil ins altehrwürdige Adelshaus zu tragen versuchen. Dazu gehören auch Händchenhalten und Zurschaustellen ihrer Zuneigung in der Öffentlichkeit – eine höchst unbritische Eigenart, außer es handelt sich um Pferde und Hunde. Um 12 Uhr schließt das Paar am Samstag in der St.-Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor vor 600 Gästen den Bund fürs Leben. Im Schloss verfolgen noch knapp 2000 Menschen aus gefühlter Nähe die Trauung via Bildschirm. Die Braut wird dabei nicht von ihrem Vater zum Altar geführt. Dies bestätigte der Kensington-Palast. Die Absage sei „eine schwierige Situation“für die Braut, hieß es. Thomas Markle gab an, dass er weder seine Tochter noch die königliche Familie nach einem Skandal um Fotos in Verlegenheit bringen wolle.
Trotzdem wird das Paar nach der Zeremonie in einer Kutsche durch Windsor fahren. An der Feier am Abend, die Prinz Charles gibt – und bezahlt –, werden auf dem Anwesen Frogmore House nur 200 Gäste teilnehmen. Es gibt weniger Pomp, dafür mehr Privatsphäre als bei der Hochzeit von Prinz William und Herzogin Catherine im Jahr 2011. Das Interesse ist aber ähnlich groß. Mehr als 5000 Medienvertreter aus der ganzen Welt sind akkreditiert, rund 160 Fotografen werden sichüberall postieren.
Nur wenige Meter von Schloss Windsor entfernt, auf der anderen Seite der hohen Mauer, verkauft Derek Prime den Bestseller an eine italienische Touristin: eine Tasse mit dem Konterfei des Brautpaars. „Diese Hochzeit ist sehr gut fürs Geschäft“, sagt der 74-Jährige, der seit fast 60 Jahren hier Souvenirs verkauft und in all den Jahren sowohl Königin Elizabeth II. als auch ihre Mutter, Queen Mum, vor dem Laden „King and Queen“zum Schwatz getroffen hat.
Das britische Volk empfängt Rachel Meghan Markle nach anfänglichen Schwierigkeiten mit offenen Armen. Sie sei innerhalb von kürzester Zeit zu einem „nationalen Symbol“aufgestiegen, loben die Medien, und wie ihre Bald-Schwägerin, Herzogin Catherine, wird sie bereits als Stilikone gefeiert. Was immer die modebewusste Markle trägt, ist kurz darauf ausverkauft. Ist es die 36-Jährige, die mit ihrem baldigen Ehemann dem zuweilen verstaubten, in die eigene Geschichte verliebten Königshaus das moderne Antlitz des 21. Jahrhunderts verleihen wird? Immerhin, die Braut ist US-Amerikanerin, ehemalige Schauspielerin, bürgerlich und geschieden, drei Jahre älter als ihr künftiger Ehemann sowie Tochter einer afroamerikanischen Mutter und eines weißen Vaters. Sie war Schauspielerin und Feministin, die sich bereits in jungen Jahren für wohltätige Zwecke engagierte.
Dass die Queen ihr Einverständnis zum Bund der Ehe gab, liegt laut Beobachtern auch daran, dass Prinz Harry mittlerweile in der Thronfolge fast abgeschlagen auf Rang sechs gerückt ist. Harry erlebte in den vergangenen Jahren eine Verwandlung vom Party-Prinzen zum Posterboy der Royals. Lange Zeit verziehen ihm die Briten so ziemlich alles – Sauftouren, private Auftritte im Nazikostüm oder Rangeleien mit Fotografen. Zu tief hatte sich das herzzerreißende Bild des zwölfjährigen Buben ins kollektive Gedächtnis eingeprägt, der mit gesenktem Haupt hinter dem Sarg seiner Mutter, Prinzessin Diana, hergegangen war. Seinem Imagewandel half, dass er zehn Jahre in der Armee diente und zwei Mal als Hubschrauberpilot mit den Streitkräften nach Afghanistan ging. Schon lange engagiert sich Harry für wohltätige Zwecke, unterstützt Kriegsveteranen, HIV-infizierte Kinder und kämpft mit seinem Bruder Prinz William gegen das Stigma psychisch Kranker.
„Wir leben in einer Welt der Veränderungen und großen Herausforderungen“, sagt der Königshausexperte Andrew Morton und verweist auf den anstehenden Brexit und das fortgeschrittene Alter der Queen. Die Monarchie sei nie notwendiger für das moderne Großbritannien gewesen als heute und Meghan und Harry hätten darin „eine sehr große Rolle zu erfüllen“. Das Liebespaar wird seinen eigenen Weg gehen. Es wirkt ein bisschen wie im Märchen – das britische Königshaus übertrifft sich wieder einmal selbst. SN-Info: