Wo Werni einkaufen würde: Der neue Republik-Shop
Ist jetzt dann endlich Schluss mit dem Hofieren der Monarchie?
Na, im 100. Jahr der Republik hätte man sich schon ein bissel mehr republikanisches Selbstbewusstsein erwartet. Aber nein, in der Wiener Hofburg hat dieser Tage ein neuer „Imperial Shop Vienna“aufgesperrt, in dem es – horribile schreibu – monarchistische Devotionalien zu kaufen gibt: Sisi-Papiertaschentücher, SisiNotizblöcke, Sisi-&-Franzl-Servietten, Miniaturkronen und Spielzeugkutschen.
Angepriesen wird das Geschäft mit dem Spruch „Wo Sisi einkaufen würde“. Sisi war bekanntlich der Kosename einer schlanken Kaisersgattin, weswegen von der Decke des Geschäfts zwei goldene Turn-Ringe baumeln, die den Umfang von Sisis berühmter Wespentaille aufweisen: 51 Zentimeter.
Warum, so fragt man sich, hängen nicht Ringe mit den Taillen-Maßen von Alfred Gusenbauer von der Decke? Und warum werden in dem Geschäft Nachbildungen von Sisis diamantenen Haarsternen verkauft und nicht vom Lockenschmuck von Erwin Pröll? Gerade im Jubiläumsjahr würde es der Republik gut anstehen, in der Hofburg sich selbst und nicht verflossene Monarchen zu feiern. Ein „Republic Shop Vienna“wäre das Mindeste. Als Werbespruch böte sich „Wo Werni einkaufen würde“an – in Erinnerung an den großen Kanzler der jüngeren Vergangenheit.
An republikanischen Devotionalien besteht kein Mangel. Jeder Tourist nähme gerne einen Kühlschrank-Magneten mit dem unvergesslichen „Es reicht!“von Wilhelm Molterer mit nach Hause. Tagebücher mit dem Konterfei von Karl-Heinz Grasser fänden speziell bei der Damenwelt reißenden Absatz. Und niedliche Bruno-Kreisky-Badeenten würden das Herz jedes Touristenkindes höherschlagen lassen. Für den Herrn Papa dürften es Tschicks der Marken „Sascha“oder „HC“sein.
Auch Vranitzky-&-Mock-Servietten, Miniatur-Sparpakete und kleine goldene Sägen, wie sie die ÖVP zum Obmann-Entfernen benutzt, wären sicher Verkaufsschlager. Und wenn es schon unbedingt ein Sportgerät sein muss: Warum nicht jener eine Strang, an dem die Große Koalition immer zog (mit handlichen Zupack-Griffen an beiden Enden)?
So viel zum Geschäftlichen. Aber auch das Monopol der Monarchien auf traumhafte Feiern und Zeremonien muss endlich durchbrochen werden. Sebastian Kurz sollte dringend im Rahmen einer weltweit aufsehenerregenden Traumhochzeit die Tochter von Viktor Orbán ehelichen. Falls Orbán keine passende Tochter hat, kann es auch die Tochter von Donald Trump sein, das spielt gar keine Rolle. Hauptsache ist, man sieht, dass nicht nur Monarchien, sondern auch Republiken rauschend feiern können. – So weit die heutigen Überlegungen zum Republiksjubiläum.