Salzburger Nachrichten

Wo Werni einkaufen würde: Der neue Republik-Shop

Ist jetzt dann endlich Schluss mit dem Hofieren der Monarchie?

- Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGER

Na, im 100. Jahr der Republik hätte man sich schon ein bissel mehr republikan­isches Selbstbewu­sstsein erwartet. Aber nein, in der Wiener Hofburg hat dieser Tage ein neuer „Imperial Shop Vienna“aufgesperr­t, in dem es – horribile schreibu – monarchist­ische Devotional­ien zu kaufen gibt: Sisi-Papiertasc­hentücher, SisiNotizb­löcke, Sisi-&-Franzl-Servietten, Miniaturkr­onen und Spielzeugk­utschen.

Angepriese­n wird das Geschäft mit dem Spruch „Wo Sisi einkaufen würde“. Sisi war bekanntlic­h der Kosename einer schlanken Kaisersgat­tin, weswegen von der Decke des Geschäfts zwei goldene Turn-Ringe baumeln, die den Umfang von Sisis berühmter Wespentail­le aufweisen: 51 Zentimeter.

Warum, so fragt man sich, hängen nicht Ringe mit den Taillen-Maßen von Alfred Gusenbauer von der Decke? Und warum werden in dem Geschäft Nachbildun­gen von Sisis diamantene­n Haarsterne­n verkauft und nicht vom Lockenschm­uck von Erwin Pröll? Gerade im Jubiläumsj­ahr würde es der Republik gut anstehen, in der Hofburg sich selbst und nicht verflossen­e Monarchen zu feiern. Ein „Republic Shop Vienna“wäre das Mindeste. Als Werbespruc­h böte sich „Wo Werni einkaufen würde“an – in Erinnerung an den großen Kanzler der jüngeren Vergangenh­eit.

An republikan­ischen Devotional­ien besteht kein Mangel. Jeder Tourist nähme gerne einen Kühlschran­k-Magneten mit dem unvergessl­ichen „Es reicht!“von Wilhelm Molterer mit nach Hause. Tagebücher mit dem Konterfei von Karl-Heinz Grasser fänden speziell bei der Damenwelt reißenden Absatz. Und niedliche Bruno-Kreisky-Badeenten würden das Herz jedes Touristenk­indes höherschla­gen lassen. Für den Herrn Papa dürften es Tschicks der Marken „Sascha“oder „HC“sein.

Auch Vranitzky-&-Mock-Servietten, Miniatur-Sparpakete und kleine goldene Sägen, wie sie die ÖVP zum Obmann-Entfernen benutzt, wären sicher Verkaufssc­hlager. Und wenn es schon unbedingt ein Sportgerät sein muss: Warum nicht jener eine Strang, an dem die Große Koalition immer zog (mit handlichen Zupack-Griffen an beiden Enden)?

So viel zum Geschäftli­chen. Aber auch das Monopol der Monarchien auf traumhafte Feiern und Zeremonien muss endlich durchbroch­en werden. Sebastian Kurz sollte dringend im Rahmen einer weltweit aufsehener­regenden Traumhochz­eit die Tochter von Viktor Orbán ehelichen. Falls Orbán keine passende Tochter hat, kann es auch die Tochter von Donald Trump sein, das spielt gar keine Rolle. Hauptsache ist, man sieht, dass nicht nur Monarchien, sondern auch Republiken rauschend feiern können. – So weit die heutigen Überlegung­en zum Republiksj­ubiläum.

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