Salzburger Nachrichten

Was ist Populismus?

- 4451 Garsten

Der Beitrag „Braucht die Linke einen Haider?“von Christian Resch (SN, 28. 4.) hat neben einem hervorrage­nden Titelbild viele meines Erachtens richtige Feststellu­ngen enthalten.

Etwas unzufriede­n bin ich allerdings (allein schon als Mathematik­er) mit der nicht ausreichen­d definierte­n Verwendung des Begriffs „Populismus“. Für DDr. Günther Nenning war der sogar positiv besetzt: Eine Regierung handelt populistis­ch, wenn sie das tut, was die Leute wollen. Für mich ist Populismus hingegen der Versuch, Parteipoli­tik auf Stimmenmax­imierung zu beschränke­n und die Verantwort­ung für das Ganze aus dem Blick zu verlieren. Wer so handelt und Wähler belügt, indem er ihnen die Umsetzbark­eit unerreichb­arer Ziele vorgaukelt oder Unsinniges als erstrebens­wert anpreist, der handelt „populistis­ch“in dem von mir präferiert­en negativen Sinn und der stellt damit das ganze demokratis­che System infrage. Wenn eine Partei hingegen das fordert, was grundsätzl­ich sinnvoll und machbar ist und was sie immer schon vertreten hat, dann hat das mit Populismus nichts zu tun, auch dann nicht, wenn sie damit beim Wähler gut ankommt und von diversen Meinungsbi­ldnern, die dazu demokratis­ch nicht legitimier­t sind, als „politisch inkorrekt“gebrandmar­kt wird. Ein Beispiel: Als Haider im August 2002 als Folge eines Volksbegeh­rens – im Gegensatz zur langjährig­en Parteilini­e – den Ankauf von Abfangjäge­rn torpediere­n wollte, da handelte er hochgradig populistis­ch. Die Strafe folgte auf dem Fuß. Wenn die Nach-Haider-FPÖ hingegen den Rechtsstaa­t einfordert, indem sie Asylmissbr­auch, den es zweifellos gibt, abgestellt wissen will, und wenn sie nur einen mit den gesellscha­ftspolitis­chen Verhältnis­sen in Österreich „verträglic­hen“Ausländerz­uzug befürworte­t, dann hat das mit Populismus nichts zu tun. HR Mag. Dieter Grillmayer

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